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„Fürwahr Kein Vergnügen“ – Teil 6

„Fürwahr kein Vergnügen“ – Teil 6

Nach einem gefährlichen Marsch unter starkem Beschuss erreichte Grubers Kompanie die Höhe 1801, wo sich die Angriffsabteilungen sammelten. Man kann die psychischen und physischen Belastungen, denen die Soldaten auf beiden Seiten ausgesetzt waren, nur erahnen. Bei starkem Trommelfeuer konnten die Felswände in den Kavernen mitunter derart vibrieren, dass man sich nicht an sie anlehnen konnte, dazu der ohrenbetäubende Lärm und die allgegenwärtige(n) Gefahr(en). Grubers Aufzeichnungen ermöglichen eine Annäherung an die Erfahrungen und Wahrnehmungen eines „einfachen“ Soldaten während eines solchen Gefechts:

Wir haben bereits Samstag, denn 11.V. 6h Früh.
Um 7h Früh hatte es geheißen, sollten wir den M. Corno stürmen, das wurde aber auf die Abwehr eines eventuellen feindlichen Angriffs umgeändert. Den ganzen Tag in der Caverne, kalt, naß, nichts zum Essen als 1 kalte Conserve.
Nachmittag kam dann 1 Bataillon der 3. Jäger herauf zum Angriff. Von 8h 45 – 9h 5 eigenes Trommelfeuer.
9h 5 – 9h 15‘ Pause. Dann wieder kurzes Trommelfeuer u. Vorgehen der Sturmpatr. Aufrollen der Gräben, der Corno in unseren Händen. Nur in einer Caverne unterhalb der Cornospitze saßen noch etwa 50 Italiener, welche nicht zu vertreiben waren. Die Jäger stellten Posten auf, so daß die Italiener nicht heraus konnten. Wir hatten die Hauptstellung besetzt gehabt u. unser Zg. hatte 3 Doppelposten mit Alarmpostenaufgestellt. Ich war Aufführer [sic] u. Grabeninspektion. Es ist fürwahr kein Vergnügen, bei so heftigem Trommelfeuer im Graben auf u. ab die Posten bewachen. Doch ging ja alles gut. Von unserem Zg. kein Verlust. Der 1. Zg. hatte 4 Verwundete, die MG-A 2 Tote u. 2 Verwundete.
Diese Nacht auch nicht geschlafen. Am Sonntag den 12.V. schoß der Feind den ganzen Tag mit Granaten, Minen u. Tschin-pumps [sic] – (der hat keinen Mangel an Artilleriemunition!). Wir lagen bei Tag in einem Unterstand. Nur wenn es oft gar zu nahe krachte, eilten wir in die Caverne. Nachts um ½ 8h wurden wieder Doppelposten aufgeführt mit Alarmposten. Nachts hofften wir auf Ablösung. Doch um 8h mußten wir ohne Caffee auf den Corno Sattel hinüber. Hinein in die Caverne am Sattel. Dort waren gerade zuvor durch eigene Gewehrgranaten eigene Leute verwundet worden. Es ging ein tiefer Stollen hinab. Unten so schlechte Luft, daß kein Licht brannte. Ablösung kam nicht! Wir lagen die ganze Nacht (nicht geschlafen) u. den ganzen folgenden Tag.
Montag, den 13. V., das erstemal bei Tag 4h geschlafen.
Die 2. Jäger waren von den 35ern abgelöst worden u. uns sollten die 111er aber schon ganz bestimmt in der Nacht von Montag auf Dienstag ablösen.
Gegen Abend wieder heftiges italienisches Feuer, überhaupt den ganzen Tag. Mit Patrouillen nahm der Feind so um 6h wieder die Cornospitze. Einige male Alarm, denn man glaubte an einen feindl. Angriff von der Spitze aus. Ich stand auch ½ h auf Posten.
Endlich kamen unsere Ablöser [sic], doch da hieß es der 2. Zg. bleibt da u. übernimmt die Feldwache[n] 6. u. 7. So ging ich auf Feldwache Nr. 7. Ich hatte um 2h Früh (Dienstag) den Dienst als Wachkmdt. übernommen, als mich jem[and] [?] rief u. die Ablösung der Jäger meldete. Sofort sprang ein jeder auf, packte seinen Rucksack u. dahin ging es um 5h über das Eck, welches vom Feinde so stark eingesehen u. total zerschossen ist, hinauf zu unseren alten Cavernen ¤ 1801, wo wir Caffeè u. 1 Conserve bekamen, dann über das ganze zerschossene Feld hinunter zur Fahrküche oberhalb Socchi [?].
Wir hatten seit Sonntagmittag keine Menage gehabt, als ein Stückchen Brot u. einen Schluck Schneewasser. Mit welcher Freude wir daher Dienstagfrüh den Caffeè u. [die] Conserve verzehrten, läßt sich leicht denken.
In Socchi [?] vereinigten wir uns mit dem 1. Zg. der einen Tag früher heruntergekommen war u. marschierten in unsere alte Behausung.
1. Zg. 4 Verw.
2. Zg. keine
MG 2 Tote, 2 Verw.
Dort erfuhr ich meine Transferierung zur 5. Comp. 15 Min. östl. von uns. Dort gemeldet.
Mittags bereits Dienst durch 12 Stunden sage u. schreibe als Relais-Posten (als wirkl. E. Fr. Ptfr.) Geändert.
Am 16. V. sollte ich wie die andern EFrw. Off. Menage bekommen.
Mein Freund Huber war bereits am 10.V. als Infanteriebeobachter auf den Mt Testo gekommen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Nachlass Dr. Josef Gruber)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Bei dem Foto müsste es sich meiner Meinung nach um die „Cosmagonmulde“ handeln. Ist am Foto keine Standortangabe?
    Bei den schweren Kämpfen am und um den Pasubio, ist der Regimentskommandant des 3. TJR, Oberst August Fischer von See, in seinem Regimentskommandostand am Roite, im Oktober 1916 durch einen Granatvolltreffer, gefallen.
    Sein Grab befindet sich am alten Militärfriedhof, Ressel Straße-Anzengruber Straße.

      1. Vielen Dank, Herr Egger, für die Information.
        Bin mir sicher, dass es sich um die Cosmagonmulde handelt, da man am oberen linken Bildrand die damalige Pasubio-Kaserne,
        auch Landesschützen-oder Defensiv-Kaserne genannt, erkennt.
        In diesem Gebiet, wie auch an anderen Frontabschnitten, war ich vor längerer Zeit einige Jahre immer wieder unterwegs.

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