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„Fürwahr Kein Vergnügen“ – Teil 2

„Fürwahr kein Vergnügen“ – Teil 2

Anfang Jänner 1918 verließ der Einjährig-Freiwillige Josef Gruber (1899-1967) mit der 2. Kompanie des 36. Marschbataillons des 1. Regiments der Tiroler Kaiserjäger Innsbruck in Richtung Brixen. Dort erwarteten ihn und die anderen Soldaten eine dreimonatige Ausbildung, ehe sie schließlich an die Front verlegt werden sollten:

Am 8. Jänner 1918 fuhren wir mit dem 36./2 Marschbaon [sic] über den Brenner u. kamen am nächsten Tag um 7h nach Brixen in die Artilleriekaserne.
Unser Zugskmdt. Herr Lt. Colb Alois. Compkmdt. Herr Obl[t]. Beva [recte Beba].
Unsere Adresse: XX 2./36. M.C. des 1.T.J.R. FP 542 A.A. Gr. III
Leiter der Armeeausbildungsgruppe Nr. 3 ist Herr Oberstlt. Grömer.
Tagesbeschäftigung ist die Einzelausbildung.
Immer sehr schönes Wetter.
Von der Artilleriekaserne mußten wir in die Baracken Kaserne [sic] übersiedeln. Dort nach 8 Tagen bereits Läuse. Entlausung der ganzen Komp.
Am 15. Feber 1918 Inspizierung durch Exzellenz FM. Krobatin welche bei uns sehr gut ausfiel. Alles ging nach Wunsch u. ich hatte schon Hoffnung bald zur Kaiserjägerausstellung nach Innsbruck fahren zu können, doch Obl[t]. [Anton] Beba wollte uns aus Chargenmangel nicht fahren lassen. Plötzlich kam im 2. Zug unserer Comp. der 1. Scharlachfall vor, der mit dem Tod des Jg. Kofler Paul endete (23.2.1918). Sonntag auch schon weitere Fälle bei anderen Comp. (24.2.1918). Daher strengste Kontumaz u. Zimmerarrest, vom 22.2.1918. Nicht meine Leibspeise, bei diesem schönen Wetter im Zimmer eingesperrt!
Die Contumaz [sic] dauert fort. Am 13./3. 1918 bekam ich plötzlich das Telegramm, daß mein Großonkel u. Firmpate Ludwig Gruber gestorben ist. Wie sehr ich auch nach Innsbruck zu kommen verlangte, so konnte ich doch als E.F. Ptf. nicht wagen, aus der Contumaz durchzubrennen u. nach Innsbruck zu fahren. Denn ich hätte dadurch auch Folgen für meinen späteren Beruf heraufbeschwören können.
Am 13. ds. hörte ich zum erstenmale [sic], daß nebst den andern Marschformationen in ganz Brixen, auch die in unserer verseuchten Baracke marschbereit waren? Schwefel?
Am 28./3. gelang es mir nach Innsbruck zu fahren. Oblt. Beba bewilligte dem E.F. Utj. [= Einjährig-Freiwilliger-Unterjäger] Huber u. mir als die beiden Begleitmänner unseres R.U.O. [= Reserveunteroffizier] v. Schuster mitzufahren. Eine feine Hetz. Die Osterfeiertage gut vollbracht, fuhren wir am 1./4. 1918 um 11h nachm. wieder nach Brixen. Heil uns! 
Nach 8 Tagen, d.h. am 8.4.1918 um 3h 48‘ nachm. Abfahrt in unbekannte Ferne. Gott mit uns!
Abschied haben wir gut. u. tüchtig mit Wein begossen. Heil!
Unser Comp. Kmdt. Oblt. Beba als Transportkmdt. von 1000 Mann u. 30 Off. Flotter Marsch in voller Marschadjustierung (2 Decke u. 1 paar [sic] Schuhe) mit der Musik vom 2. T. J. Rgt. Herzlicher Abschied von Familie Kuprian, die uns noch zum Abschied 1 Bildchen ihrer ganzen Familie schenkte.

Unser Titelfoto zeigt Gruber mit der Einjährig-Freiwilligen-Rekrutenabteilung in Brixen. Die sanitären und gesundheitlichen Zustände in ihren Quartieren waren mangelhaft. Paul Kofler – ein 19jähriger Knecht aus Grinzens, der erst kurz zuvor eingerückt war – fiel dem Scharlach zum Opfer. Dennoch scheint Gruber den Militärdienst – zumindest bis zu diesem Zeitpunkt – mit einer gewissen Begeisterung verrichtet zu haben.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Nachlass Dr. Josef Gruber)

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