Früher Massentourismus
In erstaunlich kurzer Zeit erholten sich die deutsche und die österreichische Volkswirtschaft von den Schäden des Zweiten Weltkrieges. Rasch wurden die Schäden beseitigt, während Unglückliche noch Jahre in Gefangenenlager der Siegermächte Fronarbeit verrichten mussten.
Mitte der 1950-er Jahre begann eine neue Epoche im Freizeitverhalten. Plötzlich waren Reisen ins Ausland, idealerweise ans Meer in Italien, auch für Durchschnittsverdiener in Reichweite gelangt. Bald war die Reise nach Italien im ersten eigenen VW-Käfer „das“ Ereignis. Zahllose Fotoalben, in die noch die Eintrittskarten und Werbemateralien eingeklebt waren, zeichnen dieses Bild noch heute nach.
Innsbruck profitierte von seiner Lage als südlichste rein deutschsprachige Stadt. Und als Ort der Pinkelpause. Touristen präsentierten die neueste Sommermode – oder was sie dafür hielten – und „Wirtschaftskapitäne“ chauffierten ihre Limousinen durch den Innsbrucker Burggraben.
Für die einheimische Bevölkerung muss das ein kurioser Anblick gewesen sein. Kaum waren die Franzosen wegen, kamen die Deutschen. Jahrzehnte später sprach dann die genervte Bevölkerung vom „Overtourism“, weil niemand bereit war, sich mit der Kultur und den Bedürfnissen der neuen Gäste auseinanderzusetzen. Man hatte es nicht not und konnte sich aussuchen, wen man ins Land ließ. Und dann kam Corona…
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Signatur: Kr/Ne-8454)