Fiaker – die Vorläufer des Taxis_Teil 2
Der Niedergang des Fiakerwesens in Innsbruck beginnt 1899. In diesem Jahr gründet sich in Innsbruck eine Automobil-Gesellschaft, die neben der regelmäßigen Verbindung von Schloss Ambras mit der Lokalbahn-Station Berg Isel auch sonstige Fahrten in Innsbruck und Umgebung dem Publikum anbieten möchte. In den Innsbrucker Nachrichten vom 15. Juli 1899 richtet die Genossenschaft der Fiaker und Lohnkutscher einen Appell an die Behörden:
„Wird nun der genannten Gesellschaft von Seite der competenten Behörde diese Concession ertheilt, dann wird gleichzeitig dem Gewerbe der hiesigen Lohnkutscher und Fiaker der Todesstoß versetzt. Gerade die Fahrten zum Schlosse Ambras und zurück gaben denselben noch die Möglichkeit kümmerlich weiter zu vegetieren, nachdem ihnen bereits durch die Inbetriebsetzung der Localbahn Innsbruck- Hall mindestens die Hälfte der früheren Fahrten verloren gieng. […] Soll nun die gefertigte Genossenschaft gar keinen Anspruch auf Schutz ihrer Interessen haben, nachdem sie doch eine ganz erkleckliche Summe von Steuern und Abgaben zahlt und gleichzeitig durch sie eine Menge von Gewerbetreibenden lohnenden Verdienst finden? Gerade dieser letztere Umstand entfällt bei der Automobil-Gesellschaft gänzlich, weil ja deren Maschinen im Auslande erzeugt und ebenso dort repariert werden müssen, indem unseres Wissens in Oesterreich derzeit noch keine derartigen Fabriken bestehen.“
Zusätzlich weisen die Fiaker und Lohnkutscher darauf hin, dass aufgrund der breiteren Achsen der Automobilwägen ein Ausweichen auf den Wegen in Innsbrucks Umgebung schwierig ist und es zu Unfällen kommen wird. Für die Passagiere und die Wagenlenker entsteht ein zusätzliches Gefahrenpotenzial, da die Pferde vor den schnell herankommenden und lärmenden unbekannten Maschinen scheuen.
Glauben Sie, dass die Eingabe der Genossenschaft der Fiaker und Lohnkutscher erfolgreich war? Wer wird weiterhin die Passagiere und Touristen nach Schloss Ambras und ins südöstliche Mittelgebirge kutschieren?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-11978)
Sämtliche düsteren Prognosen sind für die Lohnkutscher wohl genau so eingetreten, von der abgewanderten Wettschöpfung bis zu den befürchteten Unfällen. Kutschen gibt’s glücklicherweise immer noch, auch wenn sich das Glück für manche Pferde in Grenzen halten wird. Besser geht’s denen vermutlich in den zahlreichen Reitställen rund um Innsbruck zum Vergnügen für die Schönen und – oder auch nur- Reichen der Stadt.
Insoweit es die Pferde betrifft mag das stimmen. Die Rückkehr der Lohnkutscher als LKW hat aber mit der ausgiebigen statalichen Hilfe seit den 30´er Jahren nicht lange auf sich warten lassen. Die nicht erwähnten Eingaben der im Text aber erwähnten Automobilgesellschaft fruchteten also mehr.
Momentan ist die Iglerbahn keine Konkurrenz, wie damals. Leider.
Dass die Lohnkutscher mit Pferd vermutlich in punkto minimalen Primärenergieverbrauch und Wertschöpfung im Inland heute wieder punkten könnten, ist rein vom Energieverbrauch her betrachtet nicht unwahrscheinlich. Und der Pferdemist wäre gut als Gartendünger geeignet. Da kommt man ins Rechnen:
Wieviel Hektar brauch ich um ein Auto mit Bioraps o.ä. zu betreiben? Für ein Pferd dürften im Jahr eineinhalb Hektar reichen. Ebensoviel Fläche Raps produziert in etwa 1500l Öl. Das sind so ca. 700 Betriebstunden (bei einer Heizung, wie ists beim Auto?). Wenn man die „nützlichen“ Betriebsstunden eines Pferds (das Pferd selbst wird es anders sehen) gegenrechnet kommte man ca. auf 365×6 = ca. 2200 Betriebstunden.
Natürlich würde alles ziemlich entschleunigt. Da kann man schon beinahe zufuß gehen; ist noch günstiger.
Für Tirol geht diese Rechnung seit Jahrhunderten nicht mehr auf. Nicht nur die armen Berbauern, die mit mehr Kindern als Rindern kaum ein Auskommen hatten, vermochten selbst alle großen Bauern und Gutshöfe zusammen es irgendwann nicht mehr das Land Tirol und deren Ballungsgebiete zu ernähren. So wurden Lebensmittel angekauft und bereits lange vor der Eisenbahn mit Schiffen von Ober- und Niederösterreich den Inn herauf bis Hall transportiert, vor allem Getreide und Schlachtvieh.
http://innschifffahrt.antonprock.at/schueler-innschifffahrt.htm
P. S. Und heute importieren wir in Tirol sogar noch Strom, da wir hier immer noch zu wenig produzieren. Aber das ist eine andere Geschichte.