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Endlich: Ein Seiler In Der Seilergasse

Endlich: Ein Seiler in der Seilergasse

Die nostalgische Vorstellung, dass in mittelalterlichen Städten die Handwerker einer Branche Tür an Tür wohnten und arbeiteten und so zu den Straßen- bzw. Gassennamen führten, trifft ja weitgehend zu. Aber das ist lange her und so manches Handwerk gibt es – so gut wie – nicht mehr. Die Seiler zum Beispiel. Die Reeperbahn in Hamburg, wo Jahrhunderte lang die langen Taue für die Segelschiffe (sog. Reepe) auf langen Bahnen gedreht wurden, ist heute auch nicht mehr für diese Produkte bekannt. Für den Verkehr dort braucht es keine Segelschiffe.

Zurück zur Seilergasse. In den meisten Gassen gibt es keines der namensgebenden Gewerbe mehr. Wohl auch in der Seilergasse nicht. Umso überraschter war ich, als ich beim Stöbern nach Nachschub einen Seiler in der Seilergasse fand. Einen klingenden Namen: Josef Putzenbacher.

Doch zunächst noch die Beobachtung, dass beispielsweise laut Adressbuch 1910 in Innsbruck drei Seiler ansässig waren: Georg Tröger in der Seilergasse 2 und Leopoldstraße 46; Ignaz Gerza in der Seilergasse 4 (und im Ausland in der Höttinger Au 46) und Josef Putzenbacher in der Kiebachgasse 4. (Daneben gab es noch in Hötting den Johann Wieser in der Bachgasse 1). Es sind also beinahe alle Handwerker auf wenigen Metern in der namensgebenden Gasse angesiedelt. Die Adressen Kiebachgasse 4 und Seilergasse 8 sind ein Gebäude, in dem sich früher einmal der „Goldenen Löwe“ befand. Die Bezeichnungen werden immer wieder variiert.

Seit den ersten Adressbüchern 1898 bis 1902 findet sich die Seilerei des Josef Putzenbacher in der Seilergasse 8 (bzw. Kiebachgasse 4) und in Mariahilf 30. Ob es sich dabei um Produktion und Vertrieb handelte, konnte ich nicht feststellen.

Von 1908 bis 1918 wurde die Firma Josef Putzenbacher von Josef Andreis (1875-1919) in der Kiebachgasse 4 betrieben. Er stirbt im Februar 1919. Zwischen 1921 und 1925 wurde das Unternehmen von der Witwe Amalie Andreis (1877 – 1933) geführt. Im Jahr 1926 von Fritz Andreis (1904 – 1926). Im Adressbuch wird er auch 1927 angeführt, aber er ist nach Redaktionsschluss, nämlich am 31.12.1926 verstorben. In den nächsten Jahren dürfte wieder Amalie Andreis die Geschäfte geführt haben.

Neben der Seilergasse 8 und Mariahilf 30 taucht nun erstmals auch die Anichstraße 14 als Filiale auf. Ab 1935 bis 1938 führt Hertha Schmitt, geborene Andreis, die Geschäfte. In dieser Zeit dürfte die Adresse Mariahilf aufgegeben worden sein. Ab 1939 rückt die Anichstraße 14 mit dem Handel von Haushaltsgegenstände ins alleinige Zentrum. Schon aus dieser kursorischen Übersicht wird klar, dass es interessant wäre, hier den Biographien und Schicksalen nachzugehen.

Doch zurück zum Ausgangspunkt: Ein Foto einer Seilerei in der Seilergasse.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Ph – 38.526)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Ein Haus weiter stadtauswärts sind wir in der Seilergasse 10 im einstigen Köhlehaus.
    Es war lange Zeit namensgebend für den  Köhleplatz. War’s ein Schuster ? Jedenfalls kein Seiler.  Am 23. Mai 1985, also vor 40 Jahren stürzte es ein, wobei die  Fassade stehen blieb.

  2. Nur falls jetzt jemand nach Erdbeben-Berichten von damals sucht: Das Haus stand einer Hotelerweiterung im Weg. Und weil die Bemühungen von Stadt, Justiz und Denkmalamt enden wollend waren, wurde so lang herumgeschrumst, bis das Haus dann LEIDER (mit Ansage) zusammenfiel.

    Seit Jahren bin ich erfolglos auf der Suche nach Fotos der Seilergasse mit der HNr 10, aber leider gibt es offenbar nur Fotos aus der obigen Perspektive.

  3. Sehr geehrter Herr Morscher,

    ein wenig können wir dazu beitragen,-
    Herr Ignaz Gerza geb. 1862, und vermutlich sein Sohn Alois geb. 1890, waren beide Mitglieder der FF-Hötting. Alois Gerza ist in den Mitteilungen des Tiroler Landesfeuerwehrverbandes, Ausgabe Jahr 1919 als Gefallener des 1.Weltkrieges geführt. Die Wohnadresse war wie erwähnt mit Höttinger Au Nr. 46 angegeben.
    Die Familie Tröger war unseres Wissens die letzte welche Seilerwaren in Innsbruck verkauften in den Filialen Altstadt Seilergasse und Leopoldstrasse bis in die 90-iger?

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