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Straßenbahn Auf Abwegen

Straßenbahn auf Abwegen

Zu Floriani blicken wir natürlich auch heuer in unser Feuerwehr-Archiv und reisen zurück in das Jahr 1974. Allein die Innsbrucker Berufsfeuerwehr verzeichnete in diesem Jahr über 1.200 Einsätze, davon 318 Brand- und 674 technische Einsätze, darunter eine Straßenbahnbergung.

In den Morgenstunden des 31. Mai 1974 rückte die Berufsfeuerwehr – alarmiert durch die Fahrdienstleitung der IVB – mit dem KDF-2, der 1. Gruppe, dem 1. Trupp, dem KF-16 und dem TLF 4000 zur Konzert-Brücke aus, wo kurz zuvor der Triebwagen 62 (Bj. 1960) entgleist und umgestürzt war. Über den Unfallhergang äußerte der technische Direktor der IVB, Dipl. Ing. Emmerich Müller, gegenüber der NTZ:

Heute um etwa 7.30 Uhr fuhr ein vierachsiger Triebwagen der Straßenbahnlinie 1 vom Bahnhof Bergisel ausgehend durch die die Pastorstraße und sollte auf der Straßenbahnlinie 1 eingesetzt, zur Hungerburgbahntalstation verkehren. An der Ecke Pastorstraße-Konzertkurve […] befindet sich eine Gleiskurve mit einem Radius von rund 40 m. Nach den bisherigen Ermittlungen dürfte der Straßenbahnfahrer, der natürlich selbstverständlich geprüft und seit zwei Jahren seinen Dienst versehen hat, etwas zu schnell gefahren sein, und dabei ist der Triebwagen zunächst mit dem vorderen Drehgestell entgleist und dann auf dem Pflaster, mit dem die Schienen ja eingpflastert sind, nicht mehr zum Stehen gekommen, und es hat den Triebwagen auf die Gegenseite getragen bis in die Gegend des Leistensteines vom gegenüberliegenden Radweg, und dort ist dann der Triebwagen umgekippt. Die im Triebwagen befindlichen wenigen Fahrgäste sind dabei unverletzt geblieben und es ist auch auf der Straße um diese Zeit wenig Verkehr, so daß auch niemand Außenstehender verletzt wurde.

Mit dem KF-16 wurde der Triebwagen wieder aufgerichtet und sodann auf die Gleise gesetzt.
Die Mannschaft des nachalarmierten KF-8 sicherte den Triebwagen von der Westseite.
Zahlreiche Schaulustige verfolgten die Bergung. Zum Glück befanden sich zum Zeitpunkt des Unfalls keine anderen Verkehrsteilnehmer auf der Konzert-Brücke.
Da steht er schon wieder. In einem zweiten Schritt wurde der Triebwagen auf die Gleise zurückgesetzt und in den Bergiselbahnhof geschleppt. Erstaunlicherweise gingen bei dem Unfall nicht einmal Fensterscheiben zu Bruch.
Alles gut im Blick hatte BOK Herbert Moser, ein Experte für anspruchsvolle Bergungen. Gemeinsam mit BD Ing. Thomas Angermair leitete er diesen Einsatz.

Gut 1 1/2 Stunden nach der Alarmierung konnten die Einsatzkräfte wieder von der Unfallstelle abrücken.

(StAI, Archiv der Feuerwehr Innsbruck, Negativsammlung der BFI)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Ich danke für diese beeindruckende Serie. Ein einzelnes Foto von diesem Unfall war mir aus der Literatur bekannt, aber dass im Berufsfeuerwehrarchiv eine ganze Dokumentationsreihe wartet, wusste ich nicht. Fantastisch!
    Die Triebwagen dieses Typs, gemeinhin als „DÜWAGs“ bezeichnet (hier als Lizenzbau der Wiener Lohnerwerke, später Bombardier, heute Alstom), waren enorm robust. Der stählerne Wagenkasten mit den abgerundeten Fronten konnte bei Frontalzusammenstößen die Kräfte so gut seitlich ableiten, dass auch in Innsbruck DÜWAGs, denen zum Beispiel Autos hinten aufgefahren waren, mit ein paar Kratzern direkt weiterfahren konnten, während die havarierten Autos eher einer Ziehharmonika glichen. Diese Robustheit ist auch hier erkennbar, wo trotz Umkippens des Fahrzeugs zumindest äußerlich nur der Stromabnehmer gröber beschädigt worden zu sein schien.
    Einer der Wagen dieser Baureihe, Nr. 61, existiert heute noch fahrbereit im Straßenbahnmuseum, ein weiterer, Nr. 64, steht, allerdings unrenoviert und nicht betriebsbereit im Historama in Ferlach. Vier weitere Triebwagen des Typs DÜWAG (Nr. 39, 75, 83 und 88) bewahren die IVB noch im Depot Duilestraße auf, sie haben leider keine Zulassung mehr und sollen irgendwann mal vielleicht zu Museumsfahrzeugen werden.

  2. Im übrigen hat der 62er sich 2x in der Kurve auf das Ohr gelegt, das zweite Mal ist er dann im Vorgarten hinter der Brückenrampe gelegen. Von diesem Unfall sieht man heute noch in einem Randstein einige Kratzer (hinter der Müllinsel). Bis vor der Sanierung vor einigen Jahren hat man auch noch die Kratzer im Asphalt gesehen.

    Die letzten Jahre wurde TW61 vom Localbahnmuseum aus öfters in der Stadt eingesetzt, dieses Jahr wird er aufgrund der Baustellen in der Stadt nicht zum Einsatz kommen. Dafür sind vom Localbahnmuseum aus Fahrten nach Igls mit den alten Haller/Igler Triebwagen geplant.

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