Eine einsame Kapelle
Kapellen sind eigentlich Orte der religiösen Andacht im kleinen oder kleinsten Kreis. Oft von Privaten errichtet. Aus Dankbarkeit für ein überstandenes Unglück, aus religiöser Überzeugung oder einfach aus Dankbarkeit für das eigene Wohlergehen. Die meisten (privaten) Kapellen, die in unseren Breiten stehen, beginnen im 18. Jahrhundert, wobei oft sehr viel ältere Vorgängerbauten oder gar vor/frühchristliche Wurzeln dahinterstehen.
Unsere heutige Kapelle wirkt etwas traurig und ungeliebt. Die Tür verschlossen, das Straßenniveau ist inzwischen höher, sodass man zwei Stufen runtersteigen muss, wenn man sie betreten will. Und auch außen erscheint sie unglücklich. Der Putz teilweise abgeplatzt, auf der rechten Seite so etwas wie ein feuchter Rand. Man kann das Müffeln förmlich greifen. Schimmlig, feucht und kalt. Drinnen war seit Jahren keiner mehr. Das letzte Sterbebildchen ist von jemanden, den niemand mehr kennt. Das Altarbild ist schon längst durch einen billigen und wasserfleckigen Öldruck ersetzt. Die Mumien der letzten Blumen hängen traurig in einer staubigen Vase. So geht es leider vielen Kapellen.
So richtig geliebt ist diese Kapelle nicht. Aber wo steht sie? Oder ist es gar schlimmer? Irgendwann war sie jemanden viel wert, sie zu errichten. Traurig, aber wo?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)
Eine Kapelle mit Spitzbogentor, gab es da nicht schon mal einen Beitrag über die sogenannte Panzing Kapelle im Osten von Pradl?
Aber die steht ja schon lange nicht mehr…….falsche Fährte vermutlich 🙂
Dodlkapelle an der Egerdachstraße
Oder die Dodl(er)hofkapelle? Links siehts nach der Straßengabelung der beiden Gumppstraßenteile aus. Was auch dem Foto ein höheres Alter zuschreibt.
Es war der Bauernhof der Familie Dodl in der Egerdachstraße 25, zu dem die Kapelle (also die Dodlkapelle) und die angrenzenden Grünflächen (z.B. der Dodlbichl) gehörten.
Wahrscheinlich wollten Sie, Herr Hirsch „Pembaurstraßenteile“ statt Gumppstraßenteile“ schreiben
Die beiden „städtischen“ Häuser (siehe unten von Frau Stepanek) wurden im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/betonsparbuch/ beschrieben.
Die beiden „städtischen“ Häuser links, deren Balkone (an der Rückseite man sieht,) stehen an der Pembaurstraße .
Der zu uns herabführende Weg ist die Egerdachstraße, die hier eine Kurve beschreibt, um dann geradewegs nach Amras zu führen.
Und die Dodlkapelle steht schon so laaaaange nicht mehr, daß nicht einmal ich sie mehr kennenlernen konnte. Aber ich bin ja selbst erst vor 56 Jahren nach Pradl zugewandert…
Eine (fast schon gänzlich) untergegangene Kultur, deren „Sprache“ niemand mehr versteht (oder verstehen will).
In der Doktorarbeit von Sebastian Huber (ich habe das schon zweimal in anderen Beiträgen zitiert!) kann man lesen:
„Beim letzten Pradler Bauernhof in Richtung gegen den Amraser See, dem Dodlbauer, stand die „Dodlkapelle“, die der ehemalige Tischler Dodl 1858 auf seine Kosten erbauen ließ, und die am 6. Oktober 1861 eingeweiht wurde. Sie hatte in ihrem Inneren eine Nachbildung des Lukas-Cranach’schen Mariahilfbildes – wie die Sillhofkapelle und die Pradler Kirche. Die Kapelle wurde im Jahr 1948 abgebrochen, an sie erinnert heute nur noch ein hübsches Fresko an dem seit dem 18. Jahrhundert nachweisbaren Ansitz Dodl (Egerdachstraße 25). “
Am Ende der Wiese sieht man den Dodlhof selbst, dahinter das Leopardischlössl und den Hörtnaglhof. Ich habe die Dodlkapelle noch erlebt!, im Bild links davon war unser Rodlbichl.
Dazu noch: https://innsbruck-erinnert.at/im-zeichen-der-sterne/
Dieses Sterbebildchen könnte in der Kapelle gelegen sein: https://postimg.cc/0MLD5TmW
Über die Familie Dodl kann man auch viel in https://innsbruck-erinnert.at/wer-mag-seine-erinnerungen-mit-uns-teilen-die-reichenau/ lesen
Ich hab nun das Titelbild noch etwas näher betrachtet. Man sieht hinter dem Dodlhof bereits den Kindergarten Pradl), Eröffnung Oktober 1928 https://www.ibkinfo.at/kindergarten-pradl. Von der Hauptschule / Mittelschule Pradl (1931 Gemeinderatsbeschluss für den Bau) ist noch nichts zu sehen. Das Haus mit dem Kamin könnte eines der inzwischen verschwundenen Häuser in der Reichenauerstraße (Nr. 12 oder 15) sein – es kommt mir nur etwas groß vor! Es wäre sogar ein Durchblick bis zum Volderauer Pradlerstraße 8 möglich – was sagen’s jetzt, Frau Stepanek??
Ja, wenn der „Volderauer“ in der Erbauungszeit (bis zu einer evtl. „Modernisierung) einen ähnlichen Schmuckgiebel am Erker hatte wie das Eckhaus Dreiheiligen-/Grillparzerstraße, dann könnts passen.
Aber Reichenauerstraße 12? Das wäre der „Zangerl“. Eher nicht, der war kein so mächtiger Klotz. Und 15, das „Jugendheim“? Wäre eher weiter rechts…
Ich hatte auch den Verdacht, daß man schon die „Mädchenschul'“ an der Gabelsbergerstraße hingeklotzt hatte…, aber wenn Sie sagen: Nein! Beschluß erst später…! – und ohne Beschluß darf ja kein Arbeiter einen Schaufelstiel zur Hand nehmen, oder? – also wirds wohl ein Rätsel bleiben, was für ein dunkler Klotz da im Bilde verewigt wurde.
Aha, Frau Stepanek – Sie blicken noch weiter! Ja, könnte sein. Die Verlängerung der Geraden von Kapelle zum nördlichen Eck des Kindergartens führt tatsächlich zu dem von Ihnen erwähnten Eckhaus! Der Spengler Zangerl erschien mir auch zu groß. Dass bei der Hauptschule zuerst der Südteil des Mädchen-Traktes hochgezogen und dann die Arbeiten aus Geldmangel eingestellt wurden, wäre auch möglich. Ich glaube nun fast, dass es so war, was sollte sonst dieser mächtige Klotz sein?
Gerade hier möchte ich nun einhaken: Mich wundert es schon lange, dass bisher noch nie ein richtiger Beitrag zum Bau der Schuschnigg / Schemm / Renner Schule gebracht wurde! Vielleicht ein Hinweis ans Stadtarchiv-Team?
Kunsttopographie Innsbruck, Profanbauten 2.Teil: Seite 450:
„Pembaurstraße Nr.18 und Nr.20 (Ecke Egerdachstraße) Rennerschule und Kindergarten. Erbaut 1928 nach Plänen der Architekten THEODOR PRACHENSKY und JAKOB ALBERT.
Nr.18 – Der Gebäudekomplex bis zur Gabelsbergerstraße….“ usw.
Klingt ganz so, als hätten die damals die Schule(n) schon ohne „Beschluß“ und „schrftliche Genehmigung“ hochgezogen.
Aber – wie auch immer – das Rätsel bleibt weiterhin teilweise ungelöst…
Zur Geschichte der Pradler Hauptschule, wie sie bei uns noch hieß, siehe https://ms-pembaur.tsn.at/schule/geschichte-unserer-schule. Also: 1931: Gemeinderatsbeschluss zum Bau einer Doppelhauptschule – 1932:Der Bau wird wegen der schlechten Finanzlage der Stadt eingestellt – 1936: Weiterführung nach Aufnahme einer Schweizer Anleihe und Durchführung einer Bausteinaktion – 1. November 1937: Aufnahme des Lehrbetriebes usw.