Ein Sammelsurium der Hitlerjugend (III.)
Hier zu sehen sind die Tonfiguren aus dem Bestand, zusammen mit kleinen Plastikschwertern und Äxten. Rechts im Bild leuchtet ein kleines Metallabzeichen hervor, mit der Umschrift „Kreisappell der NSDAP Innsbruck 1940“. Der besagte Appell fand am 6. und 7. Juli 1940 statt. Die Kreisapelle waren groß inszenierte Propagandaveranstaltungen der Partei, die (besonders in Kriegszeiten) dazu dienen sollten, Geschlossenheit und ideologische Hingebung zu demonstrieren. Die Hauptveranstaltung des Appells fand in Innsbruck am Rennweg – bzw. seit 1938 dem Adolf-Hitler-Platz – statt. Laut Bericht der Innsbrucker Nachrichten waren 30.000 Menschen dort versammelt, wobei man diese Zahlen in Anbetracht der nicht ganz strikten Objektivität der Zeitung in jenen Tagen freilich skeptisch betrachten darf. Nachdem Franz Hofer (1902–1975), der gerade von einer Versammlung der Gauleiter in Berlin zurückgekehrt war, eine martialische Rede geschwungen hatte, wurde noch eine Parade vom Rennweg durch die Maria-Theresien-Straße abgehalten. Im Landestheater wurde ebenfalls eine Reihe von Sonderveranstaltungen geboten. Ein Vortrag für Parteifunktionäre wurde im Hotel Maria Theresia zum Thema „Ausgestaltung der nationalsozialistischen Propaganda als Hilfsmittel der Menschenleitung“ gehalten.
Unten zu sehen sind weitere Anstecker, teils aus Plastik, teils aus Metall mit verschiedenen NS-Motiven – Reichsadlern, Hakenkreuzen, Hitler-Portraits etc. (Etwas aus Reihe fallen die metallenen Verkehrsschilder). Ebenfalls enthalten sind zahlreiche Plastikfiguren von Soldaten, Piloten, Schaffnern und anderen Berufen, sowie dutzende kleine Holzfiguren.

Abschließend sind hier die Plastikpflanzen der Sammlung zu sehen – Heidelbeere, Kamille, Wacholder, Johanniskraut…

Ich glaube, dass die Überschrift nicht ganz richtig ist! Es handelt sich eigentlich nicht um ein Sammelsurium der Hitlerjugend, sondern um ein Sammelsurium des WHW, des Winterhilfswerkes. Die HJ war, wie tausende andere auch, eingesetzt, dieses Zeugs unter die Leute zu bringen.
Meine Erinnerungen: Wenn ich mit meiner Mutter in die Stadt ging, kamen uns laufend paarweise auftretende Personen entgegen, der eine ausgestattet mit einer roten, laut klappernden Sammelbüchse, der andere mit einem Bauchladen, in dem diese Dinger lagen. Es gab immer dieselbe Prozedur: Ich bekam ein Zehnpfennigstück und durfte es in den Schlitz der Büchse stecken, das „Geschenk“ wählte meine Mama aus. So war sichergestellt, dass sich in meiner „Sammlung“ nichts befand, was mit Krieg, Waffen, Hakenkreuz & Co zu tun hatte!
Ich war heute richtig glücklich, als ich in diesem Beitrag die oberen zwei Reihen sah, besonders den Struwwelpeter liebte ich!
Aus den Erzählungen meiner Mutter weiß ich, daß nicht nur von Jugendlichen mit dieser Klapperbüchse auf der Straße für das WHW gesammelt wurde –
– nein! Auch Haussammlungen wurden durchgeführt – mit einer Liste aller Namen des Wohnblocks, welchen der Sammler / die Sammlerin in regelmäßigen Zeitabständen „heimsuchen“ mußte…
Den „ehrenvollen“ Auftrag, sammeln zu gehen, konnte man wohl nicht ablehnen, ohne Folgen für sich selbst (und die Familie!) befürchten zu müssen. Man dachte „…das ist wenigstens nichts Politisches, sondern etwas Karitatives“ – oder hoffte es zumindest.
Lieber Herr Roilo,
Sie haben recht, ein paar der Anstecker und einige Briefmarken sind zwar von der HJ, aber die meisten Objekte sind vom Winterhilfswerk – so gesehen wäre das ein passenderer Titel gewesen