Ein Rätsel für Spezialisten
Sommer 1915. Wir befinden uns in Innsbruck und blicken in die Montagehalle des k.u.k. Kraftfahrerersatzdepot (KED) in der Leopoldstraße 4. Das zunächst von Hauptmann Georg Bilgeri (1873-1934) und Oberleutnant in der Reserve Alexander Graf Kolowrat geleitete KED Innsbruck war in erster Linie für „die Wartung und die Wiederinstandsetzung sämtlicher dem Landesverteidigungskommando von Tirol unterstellten Kraftfahrzeuge, der Fahrzeuge des Freiwilligen Motorfahrerkorps Innsbruck sowie aller vom Südtiroler Frontgebiet […] eingelieferten Autos“ verantwortlich. Zum Zeitpunkt als unsere Aufnahme entstand dürfte bereits Hauptmann Ernst Freiherr von Handel-Mazzetti (1870-1952) das Kommando über das KED Innsbruck übernommen haben. Dieser war zwar weniger berühmt als seine beiden Vorgänger – Bilgeri war ein Skipionier, Sascha Kolowrat ein Filmpionier -, dafür aber „fachlich ungleich besser qualifiziert“, da Handel-Mazzetti „schon vor dem Krieg Automobilreferent des XIV. Korps [war].“
Wir sehen vor uns einige Chauffeure des Militärkommandos Innsbruck, darunter vermutlich auch Karl Gruber aus Linz, am Steuer ihrer Dienstwägen. Beim ersten Fahrzeug von links dürfte es sich um einen Wanderer handeln, aber können Sie auch die restlichen Autos einer Marke zuordnen?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph- 36327)
Schade, dass der Aufnahmeort dieser Fotografie bereits im 1. Satz verraten wurde….
Sehr geehrter Herr Auer,
das tut mir leid, aber wir wollen ja nicht immer die selben Rätselfragen stellen :). Ich hoffe, Sie haben dennoch eine kleine Freude mit diesem Foto.
Beste Grüße,
Matthias Egger
OK – Leopoldstraße 4 wurde ‚verraten‘. Aber eine Rätselfrage bleibt dieser Beitrag trotzdem – nicht nur wegen der Fahrzeuge, über die Experten sicher allerlei zu erzählen hätten.
Da wäre zum Beispiel die Halle, die ja sicher nicht dem Militärkommando gehört hat, die wahrscheinlich requiriert wurde. Samt Einrichtung und Personal – wer waren die Besitzer? Was geschah damit nach dem Krieg, gibt es die Halle etwa sogar heute auch noch?
Über die Zufahrt von der Leopoldstraße her bzw. über den Zubau, der hier erstellt wurde gab es ja schon einen Beitrag, welcher auch noch auf Ergänzungen wartet (Autohaus ??) http://innsbruck-erinnert.at/schon-wieder-eine-baustelle/
Sehr geehrter Herr Roilo,
das erwähnte Rätsel wurde bereits vor einigen Tagen aufgelöst http://innsbruck-erinnert.at/das-tiroler-autohaus/
Die Liegenschaft in der Leopoldstraße 4 gehörte eigentlich der Innsbrucker Fa. Holzhammer („Auto-Zentrale“) und wurde im Frühjahr 1915 – wie Sie schreiben – von der k.u.k. Armee in Beschlag genommen; die zugeteilte Mannschaft war vis-à-vis im Hotel Greif einquartiert.
Beste Grüße,
Matthias Egger
Ich bin fast stolz darüber, was sich mit meiner Frage bezüglich der Halle alles ergeben hat! Ich danke den Herren Auer und Hirsch für die interessanten Beiträge, besonders der Artikel in den Innsbrucker Nachrichten ist sehr interessant (z.B. die Lagerung des Benzins)
Jetzt fehlen nur noch die Automobile! Zum Beispiel fallen die beiden Reklametafeln links und rechts der Uhr auf: Laurin-Klement – Vorläufer von Skoda
Ja, dieses Bild ist sehr interessant, weil ich dort gerne einkaufe. Die Halle wird nämlich vom Büromarkt als Geschäftslokal und Postpartner benützt.
An Stelle von parkenden Autos finden sich dort Paletten mit Druckerpapier sowie Regale mit einer großen Auswahl von Zeichenkartons, Buntstiften, Kugelschreibern und dergleichen. Auch wurde das Dach im Lauf der Zeit durch eine andere Konstruktion erneuert.
Das Gebäude wurde laut Jahrzahl auf der Fassade im Jahre 1913 erbaut.
Genauers zur Entstehungsgeschichte dieser Halle findet sich in den Innsbrucker Nachrichten vom 3. November 1913:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19131103&query=%22leopoldstra%c3%9fe+holzhammer%22~10&ref=anno-search&seite=5
Demnach stammt das Relief auf der Hausfassade vom Bildhauer Hinterholzer. Die Firma Holzhammer war vorher in der Adamgasse ansässig und zog nach einem Brande in die Leopoldstraße. Als technische Besonderheit hatte die Halle bereits 1913 einen Lift mit dem die Autos in den Keller transportiert wurden konnten.
Da war später einmal die Triumphgarage (alte Fotos versprechen den gleichzeitigen Verkauf von Benzin und Öl), dann war dort u.a. der Auto Linser mit seiner Werkstatt. Zumindest ein Teil der Halle steht heute noch, allerdings als Verkaufsraum des Papiergeschäfts Schmid. Das Portal birgt noch ein Kleinod: Ein Relief mit der Darstellung eines eine Bergstraße erklimmenden Schnauferls, welches zur Zeit des Fotos hochmodern gewesen sein muß.
Von 1833 bis ca. 1890 war dort die Firma Schäfer Wagenbauer etabliert. Diese wurde von Anton Menardi übernommen
und ausgebaut. Er produzierte Fahrzeugaufbauten, Skier, Rodeln etc.. Für die Skiproduktion erhielt er mehrere
internationale Auszeichnungen. 1913 übersiedelte die Firma Menardi aufgrund Platzmangels in die Hunoldstrasse.
Die Nachkommen führten den Betrieb als Sattlerei und Lackiererei bis in die 70er Jahre. Weiters hatte Anton Menardi
den ersten Telefonanschluss der gefürsteten Grafschaft Tirol , in Betrieb genommen 1893 mit der Tel. Nr. 1.