Ein Platz ohne Namen
Wenn Sie sich mit einem ortskundigen Freund am Wiltener Platzl verabreden, dann wird in den meisten Fällen nachgefragt: Wiltener oder Kaiserschützen?
De Frage nach der korrekten Bezeichnung, de auch auf unserem Blog schon hin- und hergewogt ist, ist dabei noch gar nichts im Verhältnis zu den vielen Gestaltungsvorschlägen für dieses dezentrale Dreieck, von dem manche träumen es könnte hier in Verbindung mit dem anderen Platzl ohne Namen (wieder?) so etwas wie ein Wiltener Dorfzentrum entstehen.
Architekt Theodor Prachensky, der manchmal mit gewagten Entwurfsskizzen die pragmatischen Innsbrucker Hoch- und Tiefbauer überforderte, forderte hier eine sehr schlichte Fassung die im Grund auch so umgesetzt wurde. Seit einigen Jahrzehnten steht der Brunnen nicht mehr da, was den Ort auch nicht einladender gemacht hat. Wenn Sie einen billigen, pragmatischen Vorschlag haben, diesen Patz nachhaltig zu beleben, bitte um Zusendung an die zuständigen Stellen.
„Das Unterdorf…gruppierte sich um die Ausweitung der heutigen Leopoldstraße am Springbrunnen, den Anfang der Fischer- und Mentlgasse. Im Kataster von 1777 heißt diese Ausweitung „der gemeine Dorfplatz“ oder „der gemeine Platz“ ….Die Benennung „Am Platzl“ für die Auseckung der Leopoldstraße nördlich vor dem Ansitz Liebenegg hat sich im Volksgebrauch und im Grundbuch erhalten, im amtlichen Straßenplan wird sie nicht berücksichtigt…“
(„Geschichte der Hofmark Wilten“ von Prof. Dr.Otto Stolz, in:
Tiroler Heimatbücher,
Herausgegeben von der Landesgruppe Tirol des
Vereines für christliche Erziehungswissenschaft
Band I
„Wilten – Nordtirols älteste Kulturstätte“
Herr Bürgschwenter! Pst! Unter uns gesagt: Ich fürchte, der Prof.Otto Stolz war auch so eine Art „schwarzer Osterhase“…
Der alte Name für diesen historisch interessanten dreieckigen Zwickel zur Unterscheidung vom Wiltener Platzl war seinerzeit „Oberrauchplatz“ – nach dem bekannten Gasthaus Oberrauch.
Der Tiroler Anzeiger vom 21. Juni 1937 berichtet über die Umbenennung in Kaiserschützenplatz:
„Zum dauernden Gedenken an die drei
ruhmvollen Kaiserschützenregimenter wird der Oberrauchplatz in
Wilten in Kaiserschützenplatz umbenannt. Die an
diesem Platze gelegenen Häuser behalten auch weiterhin
die Hausnummern in der fortlaufenden Reihenfolge der
Nummern der Leopoldstraße.“
Am Oberrauchplatz wurde zur Verschönerung von Wilten bereits 1888 erstmals ein Springbrunnen errichtet. Die Errichtung des Brunnens war damals einer neuen Wasserleitung zu verdanken.
Die Innsbrucker Nachrichten vom 22.06.1888 berichten:
„In der Leopoldstraße wurde auf deren linker Seite von der Triumphpforte bis zum
neuen Oberrauchhaus ein schöner im unteren Theile bequem breiter Randweg
aus Cementplatten angelegt, der im kommenden Herbste seine Fortsetzung bis zur
Bahnübersetzung finden wird. Neben diesem Gehwege hat der Wiltener Ver-
schönerungsverein in dessen unterem Theile von der Triumphpforte bis zur
„Biene“ eine Lindenallee gepflanzt, welche gutes Gedeihen verspricht, und da
mit einen wirklich schönen Spazierweg geschaffen. Derselbe Verein hat unter
opferwilliger Betheiligung seitens der Gemeinde in den „Dorfanlagen“ auf dem
ehemaligen Oberrauchplatz einen hübschen Springbrunnen hergestellt, der seit
gestern früh seine kristallklaren Wasser kühlend in die Luft springen läßt. Die
Errichtung dieses Brunnens wurde hauptsächlich durch die im Spätherbste feier-
lich eröffnete neue Brunnenleitung ermöglicht, die auch schon vielen Parteien
in unserer Stadt vorzügliches Trinkwasser spendet. Morgen Samstag abends
halb 8 Uhr soll der Springbrunnen in feierlicher Weise bei den Klängen der
Dorfkapelle eröffnet werden, worauf dann im Garten beim Riesen „Haymon“
die Generalversammlung des „Wiltener Verschönerungsvereins“ stattfindet, zu
der alle Mitglieder und Gönner des Vereines freundlichst eingeladen sind.“
Der „Wiltener Verschönerungsverein“ dürfte nach der Eingemeindung im bis heute bestehenden Innsbrucker Verschönerungsverein aufgegangen sein.
Ein ehemaliger Altpradler in Wilten! Etwas Rares! Am 29.3.2023 bin ich hier vorbeimarschiert – bei schlechtem Wetter und entsprechender Trostlosigkeit. Wenigstens schon schön geblüht hatte es, ein Lob der Stadtgärtnerei!
Aber erst jetzt, bei Sichtung der Fotos von diesem Innsbruck-Tag (es sind insgesamt 260 geworden!!) ist mir dieser Bau aufgefallen. Bitte, Wiltener, nicht auslachen: Was ist das? https://postimg.cc/yJkLbg2P
Über was ich mich geärgert habe (den Einheimischen wird es kaum mehr auffallen): Die vielen Schmierereien und die herumliegenden Roller!
Die Kommentare im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/ein-platz-neben-einem-platz/comment-page-1/#comment-9607 passen gut hierher!
Ojeh – ich hätte die gute Suchfunktion dieses Blogs vorher befragen sollen!
https://innsbruck-erinnert.at/ein-tiny-haus/
Aber Herr Roilo…! Dieses Trafo-Häusl w a r doch schon einmal – von der anderen Seite!
Ja, Frau Stepanek, ich weiß – ich habe das zu spät überrissen (siehe oben)!
Als ich dieses Häusl aber in natura sah, dachte ich mir: Wie nobel sind die Wiltener, die haben sogar ein öffentliches WC!
Und einen ersten Stock hat es auch noch!
Ungelogen, Herr Roilo, ich hab tatsächlich einmal ein ratloses Touristenpaar (wieso erkennt man Touristen todsicher auf den ersten Blick?) an der Tür rütteln und dann um das Häusl herumgehen sehen. Ich nehme an, sie hatten die selbe Idee wie Sie, Herr Roilo.
Ansonsten ist meine Meinung zum Wiltener Platzl noch deckungsgleich mit meinem früheren Kommentar. Einen Platz nach dem unfreiwilligen Kanonenfutter eines jämmerlich verlorenen Krieges zu benennen und später, als man eigentlich gscheiter sein hätte können, auch noch mit einem rostigen Denkmal zu verhunzen…naja, wurscht. Das Wetter ärgert mich mehr.
Ja, gell – schön wärs gewesen – aber unsere Oberhäupter scheinen so reine Geister zu sein, daß sie kein Verständnis für die eventuellen Bedürfnisse des gemeinen Volkes mehr haben – oder mehr haben können, weil sie ja selbst offenbar keines mehr verspüren….