Ein Leben für die Kunst V

Über Umwege kam die gebürtige Südtirolerin Martha Strele  im Alter von 15 Jahren nach Innsbruck. Da sie 1889 in einen gutbürgerlichen Haushalt hineingeboren wurde, hatte sie die Möglichkeit, das Mädchenlyzeum in Linz sowie die Höhere Töchterschule in Innsbruck zu besuchen und konnte im Jahr 1907 auch die Matura in Graz ablegen.

Den gesellschaftlichen Erwartungen an eine bürgerliche Frau entsprechend, begann Strele sich für bildende Kunst zu interessieren. Die Beschäftigung mit der Kunst entsprach dem damaligen Frauenbild, wobei nur bestimmte künstlerische Formen „für Frauen geeignet“ waren. Dazu zählten unter anderem Porträts, Stillleben sowie Blumen- und Landschaftsmalerei. Folglich waren die Ausbildungsmöglichkeiten für angehende Künstlerinnen beschränkt. Martha Strele besuchte die Staatsgewerbeschule in Innsbruck, nahm danach Privatunterricht beim Landschaftsmaler Hugo Grimm (1866-1944) und besuchte 1911/12 die Damenakademie von Max Feldbauer in München.

Martha Strele fügte sich den gesellschaftlichen Erwartungen an Künstlerinnen. Sie malte überwiegend Blumenstillleben, Landschaften und gab als ihr Spezialgebiet das „Kinderbildnis“ an. Bereits 1911 stellte sie mit ihrem Mentor Hugo Grimm das erste Mal aus, wobei ihr jedoch die künstlerische Eigenständigkeit abgesprochen wurde, indem man ihre Bilder als Werke  „nach Grimms Vorbild“ betitelte. Strele war eine der wenigen Künstlerinnen, die von ihrer Kunst gut leben konnte. Sie nahm mehrmals an repräsentativen Gruppenausstellungen teil und hatte auch einige Male Einzelausstellungen im Rundsaal des Ferdinandeums. In den Ausstellungsrezensionen wird ihre Arbeit in den höchsten Tönen gelobt: „Wir kennen und schätzen diese begabte Künstlerin schon lange um der Liebenswürdigkeit und echtfraulichen Anmut ihres gutgeschulten Könnens willen und freuen uns der seltenen Gelegenheit, wieder ihres fleißigen Schaffens zu sehen.“ (Innsbrucker Nachrichten, Nr. 245, 26.10.1921, S. 5)

Martha Strele hatte kein eigenes Atelier, sondern malte stets in ihrem Wohnzimmer. Sie starb im April 1984 als hochbetagte Frau.

(Verena Kaiser)

(Foto: Ph-35628)