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Ein Gesicht Der Tiroler Heimatliteratur

Ein Gesicht der Tiroler Heimatliteratur

„Ein Leben voll Not und Kampf, voll Leid und Entsagung, aber auch voll Schönheit und Adel, voll Freude und Trost, erzählt uns hier die Verfasserin. Es ist viel tiefes Empfinden in diesem Buch, viel Liebe zur Heimat und noch mehr zum Tiroler Volk, viel Freude an der Natur und viel Verständnis für das, was zur geistigen Erstarkung und zur kulturellen Veredelung des Volks noch getan werden könnte und sollte […] ein gutes, schönes Buch, das viele Leser verdient.“ (Innsbrucker Nachrichten, 16.12.1921, Nr.285,S.3)

Diese Worte finden die Innsbrucker Nachrichten in ihrer Rubrik Neue Tiroler Bücher für das Werk Peter Andersag. Lobende Worte, über die sich die Autorin Henriette Schrott-Pelzel sicher gefreut hat. Um sie soll es im heutigen Beitrag gehen.

Unsere Autorin wird 1877 in Innsbruck als Henriette Schrott geboren, sie musste in guten Lebensverhältnissen aufgewachsen sein, denn ihr Vater Alois Schrott war Versicherungsagent und Realitätenbesitzer, ihre Mutter galt als Pionierin im Tiroler Tourismuswesen. Die Familie verbrachte stets sehr viel Zeit in Südtirol, schließlich erwarb der Vater das Schloss Freudenstein in Eppan. In Kaltern baute die Familie das „Grand Hotel Penegal“, welches für das Südtiroler Fremdenverkehrswesen von großer Bedeutung war. Alois Schrott wirkte aber auch im Innsbrucker Verschönerungsverein mit und wurde ab 1900 sogar als Ehrenmitglied geführt.

Zurück zu Henriette. Wie so oft in der Frauengeschichte haben wir das Problem, dass über Henriettes Leben kaum etwas bekannt ist. Ihre Zeit im Südtiroler Ländle prägte sie nachhaltig, sie kam in Kontakt mit der Tiroler Kultur und dem bäuerlichen Leben. Diese Eindrücke verarbeitete sie später auch in ihren Werken. Ab 1891 besuchte Schrott-Pelzel die Schule des Konvents St.Ursula in Innsbruck. 1902 starb ihr Vater und sie hielt sich danach oft im Hotel Penegal auf. Dort soll sie unter anderem in den Scheidungsprozess von keinem geringeren als Karl May involviert gewesen sein. Laut Recherche mussten sie und ihre Mutter mehrmals als Zeuginnen aussagen, dabei unterstützte Henriette die Sichtweise des Winnetou-Autors. Klara Plöhn, Mays zweite Ehefrau, soll später über sie und ihre Schwester Marianne geschrieben haben, dass sie liebe und herzensgute Mädchen seien.

Irgendwann, wann genau ließ sich leider nicht rekonstruieren, fing Schrott-Pelzel an Lehrer- Arzt- und Priesterromane zu schreiben. Ihre Werke hatten Erfolg und sie zählte bald zu eine der wenigen Tiroler Schriftstellerinnen mit Rang und Namen. Ihre Bücher wurden in verschiedenen deutschsprachigen Städten verlegt. In Innsbruck erschienen unter anderem die Werke Jakob Brunner (1912), Peter Andersag (1921), Geizkofler (1938) und Die eingesperrte Nachtigall (1961).  In den Rezensionen wurden vor allem der natürliche Charakter und die Volksnähe besonders gelobt, so schrieben die Innsbrucker Nachrichten eine Hommage an die Tiroler Dichterinnen, und erwähnten unter anderem auch unsere Henriette:

,,Weder Henriette Schrott-Pelzel noch die jüngst und viel zu früh verstorbene Klara Pölt […] wählen sich Großstadtmenschen zu ihren Helden und auch ihre Bildungsmenschen sind keine Helden der Salons, des Reichtums und des naturfremden Luxus, sondern sind fast immer Freiluftmenschen, auch wenn sie aus der Gelehrtenstube oder Künstlerwerkstatt kommen.“ […] Drei Wesenszüge sind es, die das Charakterbild des Tirolers zu einem einheitlichen Typus umreißen und darum auch im Wesen und Werk unserer Dichterinnen aufscheinen: Religiosität, Heimatliebe und Natursinn.“ (Innsbrucker Nachrichten, 13.10.1928, Nr.237,S.7)

Die Art Literatur, die Henriette Schrott-Pelzel verfasste, lockte natürlich auch ein gewisses politisches Klientel an. Immer wieder wurden Ausschnitte aus Henriettes Werken   in der Südtiroler Alpenzeitung abgedruckt, das deutschsprachige Blatt der faschistischen Partei. Henriette Schrott-Pelzel starb 1962 in Meran. Das Foto zeigt sie, rechts im Bild, vor einer Burgruine.

Foto: Karl Mays Leseralbum

(Verena Kaiser)

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