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Ein Gefährliches Amt (IV.)

Ein gefährliches Amt (IV.)

Im März 1635, noch vor dem eigentlichen Kriegseintritt Frankreichs, besetzten französische und Bündner Truppen das Veltlin besetzten. Die Erzherzogin ließ daraufhin den Tiroler Landsturm mobilisieren und die Grenzpässe gegen Engadin und Münstertal besetzen. Da auch der Kaiser durch die Bewegungen der Franzosen beunruhigt war, ließ er den Oberst Wolf Rudolf von Ossa (1574–1639) mit drei Regimentern nach Tirol marschieren. Wie es im Dreißigjährigen Krieg so oft vorkam, fürchteten sich die Bevölkerung vor den „eigenen“ Truppen jedoch keineswegs weniger als vor gegnerischen. In Innsbruck gab es einen Aufschrei, da von Ossa insbesondere berüchtigt war. Er war bereits einmal während des Krieges zum Oberkommandierenden in Tirol und den Vorlanden ernannt worden und nur nach heftigen Klagen des Erzherzogs Leopold wieder abgezogen worden.

Biener wurde daraufhin zum kaiserlichen General Matthias Gallas (1588–1647) entsandt um bei ihm vorzusprechen, damit der Oberst von Ossa Tirol „nicht mehr belästigen“ sollte. Er insistierte, dass die erneute Ernennung von Ossas eine inakzeptable Unterwanderung der landesfürstlichen Autorität darstellte. Auf das Drängen Claudia de Medicis und ihres Kanzlers ernannte der Kaiser schließlich General Johann von Fernemont (ca. 1595–1667) zum Kommandeur der kaiserlichen Truppen in Tirol. Bald nach seiner Ankunft kam es zu den ersten Grenzscharmützeln mit den Franzosen.

Die folgenden Kampfhandlungen verliefen allerdings sehr ungünstig für die kaiserlichen Truppen. In drei Schlachten wurden sie vom französischen General Henri de Rohan (1579–1638) geschlagen. Französische Soldaten standen bald direkt an den Grenzen Tirols. Gleichzeitig wuchs jedoch unter den Bündnern die Unzufriedenheit über ihre französischen Verbündeten, die keine Anstalten machten, ihnen das Veltlin wie ursprünglich vereinbart zu übergeben. Biener wurde daraufhin erneut zum Gesandten er Erzherzogin, um das Bündnis zwischen Franzosen und den Bündnern zu sprengen. Er reiste nach Vaduz und anschließend ins Montafon, um die entsprechenden Verhandlungen zu führen. Im Gepäck hatte er Instruktionen der Erzherzogin, die unter anderem Argumente für die kommenden Gespräche enthielten (mit denen Biener wohl wahrscheinlich selbst erst die Erzherzogin überzeugt hatte, ihn auf die Mission zu schicken), sowie Versprechungen, dass die bündnerischen Offiziere in französischem Dienst mit gleichem Sold in spanische Dienste aufgenommen werden würden. Obwohl man in Innsbruck seine Mission als zum Scheitern verurteilt betrachtete, wurde sie zu einem durchbrechenden Erfolg, auf den er selbst später oft mit Stolz verwies: die Bündner schickten Unterhändler nach Innsbruck und auf Basis der mit Biener bereits verabredeten Bedingungen wurde eine Einigung erzielt und die Franzosen unter dem Herzog de Rohan wurden bald von den Bündnern vertrieben. Für sein diplomatisches Geschick, mit welchem er die Gefahr für Tirol abzuwenden verstand, erhielt er ein Geschenk von 15.000 Gulden von seiner Erzherzogin.

(Signatur: Ph-5056)

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare
  1. Ha! Jetzt warte ich seit 27. 10. 2022 darauf, dass dieses Kanzler-Bildnis hier noch einmal auftaucht und dann kann ich die Straße nicht entziffern und die Signatur auch nicht 🙁
    https://innsbruck-erinnert.at/vier-mal-emporgeblickt/

    Die Darstellung an der hofseitigen Fassade anzubringen finde ich eher ungewöhnlich, meistens sieht man sie straßenseitig.

    Ich hätte Reichenauerstraße 90 – 93 gelesen, aber da macht mir Street View einen Strich durch die Rechnung. Jetzt hoffe ich auf Unterstützung von Bildbearbeitungsspezialist*innen. Mit Herrn Morscher rechne ich nicht wirklich, denn für ihn haben ja Rätsel kein Ablaufdatum. Und wie das heutige Beispiel zeigt, hat er Recht 😉

  2. Diese Hausnummern 90c – 90d kann es nur im Bereich Reichenauerstraße / Radetzkystraße / Gutshofweg geben. Vielleicht fiel aber der Kanzler Biener der Fassadenisolierung zum Opfer??

    Ich vermute fast, es ist Reichenauerstraße 90c und 90d

    1. Dieser Vermutung schließe ich mich an, auch wenn das Haus heute etwas anders aussieht und ich mich als jemand, der über 20 Jahre in der Reichenau gelebt hat, nicht an das Bild erinnern kann, aber vielleicht ist es schon vor 1980 verschwunden… Hinter dem Haus der Gutshofweg (Park) und dahinter das Haus Roßbachstr. 3, das würde passen.

  3. Langsam seh ich es am Google Maps 3D Bild. Die Giebelseite mit diesen zentralen 5 x 3 Fensterchen und den Lichtschacht samt Kaminen ist die Nordseite des Hauses Roßbachstr. 4. Auf dem 70er Jahre Luftbild fehlt noch ein Haus zwischen diesem und dem Bienerhaus. Das Bienerhaus ist seines Schmuckes verlustig geworden und hat die Adresse Reichenauerstraße 90d, das angebaute Haus 90c. Was man noch ganz rechts bis zum Eingang sieht ist 92d. Uff.
    https://postimg.cc/PLxSPFPv

  4. Vielen Dank allen flinken Mitratenden, wobei Herr Hirsch sich erneut selbst übertroffen hat, schon wieder so eine tolle Erläuterung! Uff. Selbst beim Anschauen.

    Am Haus Roßbachstraße 4 habe ich mich zunächst auch orientiert, das war noch halbwegs leicht zu erkennen, mich dann aber mehr oder weniger im Kreis gedreht. Ich sollte öfter drandenken, die Luftbilder als Hilfestellung zu verwenden. Vor allem müsste ich inzwischen wissen, dass sich hier gezeigte Objekte selten so darstellen, wie man sie aus der Gegenwart kennt, der Blog heißt nicht umsonst „Innsbruck erinnert sich“.

    Wie es scheint, hat das Gebäude 90c-90d nicht nur eine Fassadenisolierung erhalten. Entweder wurde, so das technisch möglich und wirtschaftlich sinnvoll gewesen wäre, ein größerer Umbau gemacht oder ein Neubau. Die beim Bild vom 27. Okt. 2022 festgestellte „eigenartige Fensteranordnung“, die Herr Hirsch damals richtig mit der Stiegenhaus-Situation gedeutet hat, sehe ich auf seiner Skizze nicht mehr.
    Es sieht so aus, als erhielten die Stiegenhäuser nun das Tageslicht durch je einen Lichtschacht. Eingezogen? Vorangestellt? Oder doch Neubau? Auch an Liftschächte habe ich gedacht, aber da fehlt vermutlich der Platz für den Schachtkopf. Die Fensterachsen scheinen hingegen gleich geblieben zu sein.

    Wie auch immer, die Nuss wurde geknackt – ein Bild weniger, das im Hinterkopf herumgeistert 😉

    1. Nicht ganz, Frau Stolz: Von wem ist / war das Kunstwerk? Wann? (ich habe nur gefunden, dass die Häuser 1962 fertiggestellt wurden). Gab es irgendwelche Diskussionen wegen der „Überklebung“ dieses Kunstwerkes oder wurde das einfach so mir nix dir nix gemacht??

      1. Na ja, Herr Roilo, geknackt insoferne, als Herrn Morschers damalige Frage lautete „ob und wo wir diese Kunstwerke bis heute bewundern können“. Diese Frage konnte beantwortet werden, jedenfalls was die Biener-Darstellung betrifft, um die es ja im Oktober-2022-Beitrag, neben 3 anderen auch ging. Von diesen 4 ist jetzt nur noch der Hl. Christophorus unklar.

        Herr Permann hat seinen interessanten gestrigen Beitrag gar nicht mit einer Frage verbunden. Lustig, dass trotzdem gerätselt wurde.

        Aber Sie haben natürlich Recht, der Künstler würde nach wie vor interessieren. Ich habe im vergangenen Oktober schon intensiv gesucht, u. a. auch im Kunstkataster, aber leider überall erfolglos. Vielleicht kommt ja diesbezüglich auch wieder einmal der Zufall zu Hilfe.
        Ob es Diskussionen gab oder die Darstellungen einfach mir nix dir nix verschwanden, weiß ich nicht und für ANNO-Recherchen ist es einfach zu wenig lange her.

        1. Irgendwo ist – gleich beim Erscheinen dieses „Biener“-Bildes die Erinnerung an Illustrationen (in diesem „Stil“) zu meiner Schulzeit aufgetaucht – vage – wie lavierte Tuschezeichnungen – und dazu ein Name „Widmoser“. Aber ich kenne keinen Künstler dieses Namens, also…?

  5. Jetzt hab ich nochmals den Oktober Beitrag angeschaut.Der Christophorus ist also immer noch offen. Amüsiert hat mich meine damaligen tausend Eide, am Bienerregelmäßig vorbeizukommen. Faktencheck: Sicher kein einziges Mal in meinem Leben, wieder tausend Eide.

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