Ein Amraser, den Sie kennen sollten
Langjähriger Gemeindevorstand von Amras, Obmann der Raiffeisenkasse Amras, Obmann der Musikkapelle Amras, Obmann der Landwirtschaftskrankenkasse von Tirol, Vorstandsmitglied der Innsbrucker Sparkasse und Innsbrucker Gemeinderat – das sind nur einige der Funktionen, die der Amraser Gast- und Landwirt Hans Geyr (1894-1957) im Laufe seines Lebens bekleidete.
Seine besondere Leidenschaft galt allerdings der Feuerwehr. Bereits am 4. Jänner 1912 war er in die Frewillige Feuerwehr Amras eingetreten, zu deren Gründungsmitgliedern sein Vater gehört hatte. Nur knapp drei Wochen später dürfte er zu seinem ersten Einsatz (Stadelbrand beim Haus Amras Nr. 45) ausgerückt sein.
Als zwei Jahre später der Erste Weltkrieg ausbrauch, musste viele Feuerwehrmänner einrücken. Hans Geyr war einer von insgesamt 39 Mitgliedern der FF Amras, die zwischen 1914 und 1918 „zum Kriegsdienst einberufen“ wurden. Mehr als einige, wenige Eckdaten sind über diese Jahre jedoch bislang nicht bekannt. Geyr diente ab dem 26. Oktober 1914 beim 1. Regiment der Tiroler Kaiserjäger, wurde mit der Großen und der Kleinen Silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet und rüstete 1918 als Unterjäger ab.
Nach seiner Rückkehr wählten ihn die Amraser 1919 erstmals zum Gemeindevorstand. Gleichzeitig engagierte er sich wieder bei seiner Feuerwehr, deren Kommando er im Mai 1925 übernehmen sollte. Für 17 Jahre bekleidete er diese Funktion. Einen Meilenstein bildete zweifellos die Errichtung eines neuen Gerätehauses, welches am 9. Mai 1937 bezogen werden konnte. Auch die 50-Jahr-Feier im April 1933 fiel in die Zeit seiner Kommandantschaft.
Bereits zum ersten Verbandstag Bezirksfeuerwehrverbandes Innsbruck Nr. 4 im Jahr 1887 waren Delegierte der FF Amras erschienen. 47 Jahre später wurde ihr Kommandant Hans Geyr zum stellvertretenden Obmann des Bezirksfeuerwehrverbandes gewählt.
Im September 1937 wählten ihn die Delegierten am Tiroler Landesfeuerwehrtag in Kufstein zum Landesfeuerwehrführer-Stellvertreter (sic!). An dieser Funktionsbezeichung lässt sich erkennen, dass im Tiroler Feuerwehrwesen schon vor dem „Anschluss“ eine spürbare Annäherung an das „Führerprinzip“ des NS-Regimes erfolgt war. Hans Geyr selbst suchte im Dezember 1938 um Aufnahme in die NSDAP an und blieb bis zum Untergang des Regimes „Parteiantwärter“ und NS-Bezirksbauernführer.
Im Gegensatz zum „Landesfeuerwehrführer“ Josef Sailer blieb Hans Geyr auch nach dem „Anschluss“ im Amt, wenngleich seine Funktion infolge der organistatorischen Umgestaltungen der neuen Machthaber fortan mit „Bezirksfeuerwehrführer-Stellvertreter“ bezeichnet wurde. Auch stand er bis zum Frühjahr 1942 an der Spitze der „Gruppe Amras“ der „Freiwilligen Feuerwehr der Gauhauptstadt Innsbruck“.
Dass die Feuerwehr Amras bereits wenige Monate nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wieder einsatzbereit war, obwohl ihr Gerätehaus bei einem Luftangriff völlig zerstört worden war, verdankte sie nicht zuletzt der Unterstützung von Hans Geyr. Er stellte „seiner“ Feuerwehr einen Stadel zur Unterbringung der Löschgeräte zur Verfügung. Bei der Jahreshauptversammlung am 20. Jänner 1947 erfolgte seine Wahl zum Kommandant-Stellvertreter der FF Amras.
Ins Jahr 1947 fiel auch die Gründung des Bezirksfeuerwehrverbandes Innsbruck-Stadt. Nachdem die Stadtverwaltung die Ansicht vertrat, dass der Kommandant der Berufsfeuerwehr Innsbruck nicht von einem „freiwilligen“ Bezirksfeuerwehrinspektor inspziert werden könne, wurde der historische Feuerwehrbezirk Innsbruck Nr. 4 nach 1945 nicht mehr in seinen alten Grenzen errichtet. Stattdessen wurde für die Stadt Innsbruck kurzerhand ein eigener Bezirksverband geschaffen und die Funktion des Bezirksfeuerwehrinspektors in die Hände des Kommandanten der Berufsfeuerwehr gelegt. Zum ersten Bezirksfeuerwehrkommandanten wählten die Vertreter der Freiwilligen und der Berufsfeuerwehr Hans Geyr, der sich in den folgenden Jahren große Verdienste um das Innsbrucker Feuerwehrwesen, namentlich um die Ausbildung und Ausrüstung, erwerben sollte.
Am 3. Juni 1957 zog sich Geyr bei einem Radunfall tödliche Verletzungen zu. Ein Leben für Amras und die Feuerwehr war jäh und unerwartet zu Ende gegangen.
(StAI, Archiv der Feuerwehr Innsbruck)
