Direttissima in den Süden
Zu den unerfüllbaren Wünschen gelernter Innsbrucker:innen an ihre Mitmenschen gehören unter anderem Disziplin beim Anstellen und Gelassenheit im Straßenverkehr. Für sich selbst finden Einheimische fast immer einen Grund warum sie es besonders eilig haben (und sich meinetwegen heute einmal nicht an die Regeln halten), Verstöße anderer werden je nach eigener Tagesverfassung mit Achselzucken oder Wutausbrüchen quittiert.
Feinfühlige Tiefbauingenieure erkannten schon in den 1920er Jahren, dass die Baulinienplanung des südlichen Wilten möglicherweise einen Bypass zur notorisch verstopften und so vormodern geschlängelten Leopoldstraße ermöglichen könnte (der Plan kann auch selbst interaktiv studiert werden). Für diese Abkürzung würde auf Höhe der Gebärklinik/ab den 1920ern Gerichtsgebäude/heute Landesarchiv über den Spar-Parkplatz eine Ausbruchsschneise durch die B- und C-Architektur des Gewerbeviertels bis zum M-Preis geschlagen werden, die dann geradewegs über die Fischerstraße in die erst angedachte Tschamlerstraße nach Süden münden könnte. Nach der Querung der prominent eingezeichneten Konzert-Kurve, die erst 25 Jahre später realisiert werden sollte, fände dann die rote Schnellstraßestraße auf der Höhe der Basilika zurück zur zwischen den Kleinbahnhöfen gelegenenen Rampe der Brennerstraße.
Eine Reihe von immer wieder ergänzten und verbesserten Baulinienplänen schlugen Geschoßhöhen für geschlossene (abgekürzt mit G+P, I, II, usw) sowie offene (O+P, I, II …) Blocks vor, vom Kaiserschützenplatz ganz vor bis zum Fuße des Bergisels. An der Seite des Plans wird eine Olympiabrücke imaginiert und dabei klargestellt, dass „bei geschlossenen Baublocks Dachwohnungen ausgeschlossen“ seien.
Für Frau Stepanek, die laut eigener Auskunft hier durch die Stallungen des Lardschneider-Hofs nicht dauerhaft den Weg in die Schule abkürzen durfte, wurde ein Verbindungsgassl Mentlgasse-Schulgasse ausgewiesen (aber nie gebaut).
Lassen Sie mich raten: der feinfühlige Mensch war eventuell gar kein gebürtiger Innsbrucker (mindestens der 3. Ge- neration) – und von „so oan“ lassen „miar“ uns decht nix sagen – oder irre ich mich da?
Und vielleicht erleben wir es noch, daß der „M-Preis“ übersiedelt – und die Tschamlerstraße auch in diesem Bereich durchgängig wird.
Allerdings – ein erleichterter Schulzugang für schüchterne, ängstliche Mädchen – naaaaaain, solche „Miß“-Bildungen darf es doch nicht mehr geben… Noch dazu, wo es eh nur mehr „gemischte“ Schulen gibt – wie früher in den Landvolksschulen
(1, Klasse = 1.und 2. Schulstufe, 2. Klasse = 3. – 8. Schulstufe). Ja, die hätte ich besuch – und viel gelernt, weil das, was die „Großen“ lernen, für eine Dritt- bezw. Viertklasslerin wesentlich interessanter ist als der eigene Lernstoff)
Aber das gehört nicht hierher – zu diesem genialen frühen Bauplan – der noch immer nicht ganz Wirklichkeit geworden ist—