Die zwei Türme
Das heutige Titelbild ist wieder einmal dem Zufall geschuldet und mir beim Durchschauen unseres Fotobestandes gleich ins Auge gefallen. Das kleine Auto – laut unserer Datenbank ein Steyr Puch 500 – ganz allein auf der Zufahrtsstraße zum Flughafen hat mich einfach gefesselt. Im Hintergrund zeichnen sich Pulverturm und Tower ab, zwei Türme gewissermaßen ganz unterschiedlicher Art. Faszinierend ist vor allem auch die große Leere auf dem Bild, wo wenige Jahre später das Universitätssportinstitut (USI) entstehen wird.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-4636)
Wahnsinn! Die breite Strasse für den kleinen 500er, das einsame Terminal samt Tower, der breite Gehsteig (für wen?), das Rangger Köpfl noch ohne Skipiste/Lift…
Was ist das Gerümpel im Vordergrund rechts welches den Blick aufs Vorfeld versperrt?
Beim „Gerümpel“ tendiere ich bei näherer Betrachtung der erkennbaren Bestandteile (Förderband, Abgasleitungen, Silos) auf eine temporär errichtete Asphaltmischanlage.
Der 500er ist ein Fiat. Er hat ein deutsches Kennzeichen (MS für Münster) und das schlankere Frontemblem ist von Fiat. Die Steyr-Puch hatten am Bug markant ausladende Fügel.
Das Foto muß bald nach Inbetriebnahme des neuen Terminals aufgenommen worden sein. Damals waren östlich der Abstellfläche noch Erdhaufen und Bauhütten, alles noch vom Neubau. Das Terminal war zur Zeit der Olympischen Spiele 64 noch kaum fertig, Dieser Erdhaufen bot beste Aussicht auf den Apron. Hier ein überbelichtetes Dia aus dieser Zeit, vorne eine Britannia der British Eagle, dahinter eine Viscount der AUA, Aufnahme etwa Mitte Februar 64: https://postimg.cc/QF5F730y
Am Titelfoto sieht noch die Alurahmen der alten seitlichen Eingangstüren des Terminals. Durch sie gelangte man zu einer Stiege in den ersten Stock, das war der Abendzugang zum Restaurant, sowie hinter den Check-in Schaltern vorbei in die Eingangshalle.
Die üppige Straße mit der lückenlosen Beleuchtung erfüllte wegen ihres fast verkehrsfreien Dornröschenschlafs auch den Zweck einer Teststrecke für Privatfahrer. Besonders – ungelogen jetzt – Bremsen testen wurde auf diesem einsamen Highway, von Polizei und anderen Verkehrsteilnehmern unbehelligt, gerne praktiziert. Das Titelbild zeigt also ein ganz normales Alltagsbild. Der 500er aus Münster in Westfahlen hat vermutlich umgedreht, als sein Fahrer merkte, dass es hier nur der Richtung nach in die Heimat ging. Oder ein früher Flugzeugfan.
Hinten doch auch noch erwähnenswert der Pulverturm in seiner früheren Verwendung als Munitionsdepot des Bundesheeres, die niederen Häuschen und Schuppen waren voll mit Munition. Dort hab ich sogar einmal oder zweimal Wache schieben müssen. Unendlich fad und sogar im Sommer eiskalt. Die ebenfalls erkennbaren Wachtürme hat man nicht besteigen dürfen. Man munkelte, damit die Kontrolle unbemerkt heranfahren konnte.