„Zwangsimpfung“ in Innsbruck
Impfungen sind pandemiebedingt im Moment in aller Munde, gerade eine Impfpflicht gegen SARS-COV-2 ist ein oft heiß diskutiertes Thema. Eine solche gab es in Österreich schon, nämlich für den Variola Virus, besser bekannt als Pocken oder Blattern.
Die Pockenimpfung kann auf eine lange Geschichte zurückblicken, wahrscheinlich schon um 1000 v. Chr. fanden in Indien sogenannte Variolationen statt. Dabei wurde der Pustelinhalt eines beinahe genesenen Kranken in die Haut eines noch Gesunden eingebracht. Damit konnte eine Immunreaktion hervorgerufen werden, die eine Immunität zur Folge haben konnte. Ganz ungefährlich war diese Praktik allerdings nicht, denn neben den Pocken selbst konnten die so Behandelten natürlich auch allerlei andere Krankheiten vom Spender bekommen.
Die „moderne Pockenimpfung“ geht auf den Arzt Edward Jenner zurück, der Ende des 18. Jh. den Wirksamkeitsnachweis einer Pockenimpfung mit dem Vacciniavirus (von vacca – Kuh) erbrachte und somit den Startschuss für eine breitflächige Pockenimpfung gab. Das weltweit erste Land überhaupt, das eine Impfpflicht einführte war im Jahr 1807 Bayern. Diese Impfpflicht galt auch in Tirol, das seit 1805 zu Bayern gehörte, was im Land mitunter auf wenig Gegenliebe stieß.
Auch die nächste Phase der Impfpflicht gegen die Pocken kam von außen nach Tirol. Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland wurde die dort geltende Pockenimpfpflicht 1939 auch hierzulande übernommen.
1948 wurde mit dem Bundesgesetz „Schutzimpfungen gegen Pocken“ die bisher einzige österreichische Pflichtimpfung eingeführt, welche noch bis 1977 bzw. 1980 in Kraft war. Die Pockenimpfaktion war weltweit ein großer Erfolg, sodass die WHO im selben Jahr die Krankheit für ausgerottet erklärte.
Auf dem Titelfoto aus dem Jahr 1962 sieht man den Innenhof des Innsbrucker Rathauses zugeparkt mit unzähligen Kinderwägen. Der Grund für diesen Andrang ist eine Pockenimpfaktion im Gesundheitsamt.
Wie auch heute brauchte es schon damals Geduld beim Warten auf die Impfung.
Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck Ph-Ph-5491 und Ph-2069, Frischauf-Bild.