Die Villa steht noch
Vielen Bildern in Innsbruck steht ihr Entstehungszeitpunkt unverschlüsselt ins Architekturpanorama geschrieben, jedenfalls ist es sehr oft das „muss vor dem Bombenkrieg sein“, wie hier bei der „Villa Kleng„. Die schattige Nordveranda lugt hinter den Betriebsgebäuden der Firma Holluschek hervor. Von vielen Wiltener*innen werden Geschichten über die Villa erzählt, die vermeintlich alle mit dem Bombeneinschlag enden. Ganz so ist es aber nicht, weil dann beginnt die Vermisstengeschichte des Hauses. Zunächst brauchen einmal alle eine Zeit lang, um die faktische Nicht-Existenz zu akzeptieren. In seinem Plan von 1948 hat der erfahrene Stadtvermesser Johann „Hans“ Rottensteiner die Villa einfach weiter eingezeichnet; noch war ja nicht sicher ob sie nicht wie Phönix aus ihren Trümmern wiederauferstehen würde. Einigen Orten in diesem Plan hängt noch der nationalsozialistische Umdeutungsfuror an. Natürlich klingen die NS-Straßennamen wieder alle demokratisch, aber der Judenbühel heißt noch Spitzbühel und das ehrwürdige Stift Wilten wird Prämonstratenser-Kloster genannt. Andere zivile Zustände sind noch nicht wiederhergestellt, suchen sie einmal die Polizeidirektion auf dem Plan.
Ein interessantes Detail am Plan von 1948 ist die inzwischen verschwundene Kayakstation am Erzherzog-Ferdinand-Ufer.
In diesem Beitrag aus der Feder von Herrn Egger kann man die Villa in ihrer ganzen Pracht und Schönheit bewundern:
https://innsbruck-erinnert.at/wer-sein-rad-liebt/
Bezüglich der Schulen war es damals noch einfach: Es gab ein Gymnasium (wo ist das Mädchengymnasium in der Sillgasse?), eine Realschule, eine Staatsgewerbeschule, eine Frauenberufsschule und die Lehrerbildungsanstalt (mit dem „Relief von Tirol“). Auch das Waisenhaus und das Greisenasyl findet man. Die Polizeidirektion war noch bei den Jesuiten in der Sillgasse untergebracht und der Milchhof noch in der Stadt ansässig. Rettungsstelle, Hauptzollamt und Bahnpost, auch unser liebes Gaswerk sehe ich! Wie hat sich alles geändert!!
Meine Blicke gehen natürlich immer nach Altpradl – eh klar! Da passt Vieles nicht bzw. ist sehr großzügig eingetragen, besonders der Bereich der Schmidgasse. Frau Stepanek wird sicher ihr doch ziemlich einzelnstehendes Haus suchen! Ist es im Block Pradlerstraße 2 – 8 enthalten, dann passt es mit der Reichenauerstraße nicht zusammen oder soll es das Stadele vom Villerbauer an der Schmidgasse sein?
Übrigens Reichenauerstraße! Die ist sehr interessant eingetragen, aber wenigstens sieht man, wie sich damals der „B“ durchschlängeln musste.
Noch zum Furterzaunweg: Zu meinen Lebzeiten gab es nie eine Verbindung zu diesem Steg über die Sill, da war in der Verlängerung der Gaswerkhäuser eine hohe Mauer, dahinter alles Gaswerk. Der Zugang zum Steg war nur von den „Fabrikshäusern“ in der Schmidgasse her möglich und für normalsterbliche Nichtrhombergler tabu. Dafür sieht man noch die Bayrvilla samt Garagen (Busunternehmen Leo Bayr Stubaitallinienverkehr) und das zweite Pradler Feuerwehrhaus.
Schneidet dieser Wurstl doch glatt die Mandelsbergerstraße weg!
Von der Höttinger Au und Reichenau ganz zu schweigen. Einige Straßenzüge von Innsbruck-Mitte könnte der Plan heißen.
Ernst jetzt: Ein nicht zur Anwendung gekommener Straßenname lautend auf Spergesstraße war als Verbindung zwischen Hörmayrstraße und Innerkoflerstraße geplant. Laut Google war Sperges ein in Innsbruck geborener Adeliger aus theresianischer Zeit, der sich als Kulturfaktotum und Diplomat einen Namen gemacht hat. Eine Karte des südlichen Tirol stammt aus seiner Hand. Und dann dieses Gässchen!
Wäre interessant zu wissen, ob das noch ein Relikt aus der Hitlerzeit war, wo ja auch die Esperantostraße nach einem unbekannten, dafür aber umso berühmteren Herrn von Straßfried umtaufte.
Der „Kleine Besele“ ist, noch dazu unter Weglassung des Rossbrunnens – auch nicht korrekt gezeichnet.