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Die Sillgasse Bis 1945 (III.)

Die Sillgasse bis 1945 (III.)

Der Jahresbericht des Jahres 1937/38 liest sich freilich anders als die Berichte der früheren Jahre. Das neue Regime hatte seinen Abdruck deutlich auf den Seiten hinterlassen. Der Diktator wurde für seine „Befreiung“ Österreichs gerühmt, ihm der Titel des „pater patriae“ angedichtet. Das wichtigste Ziel der Bildung im Dritten Reich wurde mit erstaunlicher Ehrlichkeit dargelegt: „die Formung eines nationalsozialistischen Menschen“ (Ein Zitat des Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Bernhard Rust).

Eine Mädchenschule hatte nun im Sinne des Regimes vor allem einen Zweck: „Frauen und Mütter des deutschen Volkes heranzubilden, die […] befähigt sind, gesunde Kinder zu hingebungsfreudigen Dienern der deutschen Volksgemeinschaft zu erziehen“. Die Schule war nach dem Anschluss (über dem Artikel ist die Sonderausgabe der Innsbrucker Nachrichten vom 13. März zu sehen) auch kein Realgymnasium mehr, sondern auf Erlass des Ministeriums eine „Oberschule für Mädchen“. Da die antisemitischen Verordnungen des NS-Staates nun auch in der „Ostmark“ galten, war es Kindern jüdischen Bekenntnisses verboten, höhere Schulen zu besuchen.

Da die Ursulinen der Lehrbetrieb einstellen mussten, wurden die Schülerinnen in die neue Oberschule eingegliedert, somit hatte die Schule plötzlich beinahe 600 Schüler. Um genug Raum zu finden, wurde die Volksschule, die bisher die unteren Stockwerke des Schulgebäudes belegte, ausgelagert. Der Schulbetrieb wurde 1938/39 erst verspätet aufgenommen, da einquartierte Truppen das Gebäude bis Oktober belegt hatten. Das Schuljahr war voll von Propagandaveranstaltungen, es wurden Kleidungsstücke für Kinder aus dem Sudetenland gestrickt, man besuchte Reden des Gauleiters und man feierte natürlich den 50. Geburtstag des Führers. Feiern zum Todestags Andreas Hofers, an welchen die Schülerinnen teilnehmen mussten, standen ganz im Zeichen der NS-Ideologie, Michael Gaismair, einer der Anführer der Bauernkriege im frühen 16. Jahrhundert, wurde zu einem „Vorkämpfer für Großdeutschland“ erklärt.

Während und kurz nach dem Zweiten Weltkrieg mussten die Schule mehrmals in neue Räumlichkeiten umquartiert werden, erst 1950 konnte man wieder das alte Schulgebäude beziehen.

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