Die Riedgasse: Gefahr für Leib und Leben
Hatten wir dieses Bild nicht vor kurzem schon einmal? Ja, natürlich! Ich schließe nun aber mit einer Episode an etwas an, das der damalige Beitrag schon angesprochen hat, nämlich die verkehrstechnische Bedeutung der Riedgasse. Und eigentlich auch ans Thema „damals wie heute“.
Sie kennen das sicher: Wenn es unter-wegs nicht so läuft, wie man bzw. frau es sich vorstellt, dann sorgt das für erhöhten Puls und kann einem schon einmal die Zornesröte ins Gesicht treiben. Das darf doch nicht wahr sein! Da muss doch etwas getan werden! – Und was tun der verärgerte Bürger und die verärgerte Bürgerin? Sie schreiten natürlich sofort zur Tat und ersuchen um Verbesserungen.
Seit einigen Jahren kann dies öffentlich, mit einigen Klicks per App oder auch nicht, über die Bürgermeldungen erledigt werden. Die dortigen Einträge zeigen: der Verkehr, beziehungsweise die Straßen und Wege auf denen er stattfindet, bewegt die Menschen!
Neu ist aber nur die Art der Kommunikation, nicht die Sache selbst. Web und App ist ja nicht jedermanns – bzw. fraus Sache, zum Glück gibt es natürlich auch noch Telefonat, Leserbriefe, persönliche Vorsprache und – last but not least – eine schriftliche Eingabe an die Verwaltung.
Und um eben eine solche dreht es sich heute. Die obige Fotografie der Riedgasse stammt vom Anfang des 20. Jahrhunderts und in den folgenden zwei Jahrzehnten änderte sich viel an Straßen und Fortbewegungsmitteln. Sicher ist das Schlagloch rechts im Bild schon lange ausgebessert worden. Und ebenso sicher ist dafür an gleicher oder anderer Stelle wieder ein neues aufgetaucht. Oder zwei. Oder drei.
Die Lage war offenbar so schlimm, dass gewisse Bürger die Straße als gemeingefährlich einstuften. Der illustre Robert Nissl (dem eigentlich wirklich ein eigener Beitrag gebühren würde!), präsentierte sich 1929 als aufmerksamer Beschützer der Alten und Schwachen:
„Im Interesse alter und krankhafter Menschen, welche mit der Autolinie 5 durch die Riedgasse fahren, und solcher die es noch werden können“, erlaube er sich, die Gemeinde Hötting „auf den schlechten Zustand der Riedgasse aufmerksam zu machen“ und wies auf die enormen Gesundheitsrisiken für Schwangere und Redselige hin:
Ob Robert Nissl als Bezugspunkte ganz zufällig ausgerechnet die Neue Pfarrkirche – für deren Bau er der (Pfarr)Gemeinde den Grund geschenkt hatte – und den Ansitz Büchsenhausen – in dem er residierte – genannt hat? Wohl zu seinem Leidwesen und jenem aller Alten, Kranken, Schwangeren und Mitteilungsbedürftigen trägt das Schriftstück unten übrigens den Vermerk „abgelehnt“…
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck Ph-5357, Gemeinearchiv Hötting, Karton 65, Zl. 2592/1929).
Zumal über den Unternehmer und Realitätenbesitzer Robert Nissl weder ein Wikipedia-Beitrag noch ein Artikel im Österr. Biographischen Lexikon existiert, wäre ein Bericht über sein Leben inkl. Porträtfoto in der Tat sehr wünschenswert 🙂
Zum Immobilienbesitz des Robert Nissl gehörte u.a. Schloss Büchsenhausen inkl. den Grundstücken am Löfflerweg, das Eckhaus Anichstraße 2, das große Haus bei der Triumphpforte, das Gasthaus zur Eiche usw. usw. usw.