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Die Plattnerkunst In Innsbruck (III.)

Die Plattnerkunst in Innsbruck (III.)

Kommen wir nun zu dem eingangs erwähnten Herrscher, der wie kein anderer das Plattnerhandwerk in Innsbruck geprägt hat, Kaiser Maximilian I.

1504/05 kaufte Maximilian Jörg Grym und Hans Freundt von Mauthausen ihre Häuser in der Maria-Theresien-Straße, an der Stelle des heutigen Landhauses, ab, um dort seine neue Hofplattnerei errichten zu lassen. Mit der Einrichtung wurde Konrad Seusenhofer beauftragt, der wohl zum berühmtesten der Innsbrucker Plattner werden sollte.

Seusenhofer wurde vermutlich ca. 1460 in Augsburg, einer der Hochburgen der deutschen Plattnerkunst, geboren, sein Vater Simon war der Zunftmeister der Augsburger Schmiede. Zusammen mit seinem Bruder Hans kam Seusenhofer um 1490 nach Innsbruck. 1500 erwarb er zusammen mit seiner ersten Frau ein Haus an der unteren Innbrücke. Zwei Jahre später scheint er erstmals in den Rechnungsbüchern der Hofkammer auf, als er von dieser 60 Zentner Stahl erhält um seinem Handwerk nachzugehen. 1504 wurde er dann wie erwähnt von Maximilian mit der Einrichtung der Hoffplattnerei betraut, deren Leiter er anschließend wird. Er erhielt 150 Gulden Sold pro Jahr, jeder der Gesellen, die er anstellte, bekamen 48 Gulden pro Jahr.  Seusenhofer arbeitete mit zwölf Gesellen, aufgrund ihrer vielen Aufträge erhielt er 1511 die Erlaubnis, zwei weitere einzustellen. Er fertigte Prunkharnische nicht „nur“ für Kaiser Maximilian, sondern auch (u.a.) für Heinrich VIII. von England, Karl V. und den Kurfürsten Joachim von Brandenburg. Die Harnische für Heinrich VIII. und Karl V. waren Vertreter einer neuen Art von Prunkharnischen, die Seusenhofer prägte, die der „Faltenrockharnische“. Aufgrund seiner erfolgreichen Karriere erwarb er im Laufe der Jahre noch einigen Besitz in Innsbruck, sein anfänglich erwähntes Haus verkaufte er an Maximilian.

Maximilian widmete im Weißkunig der „platnerey und harnaschmaisterey“ ein eigenes Kapitel, in welchem er davon berichtet, wie der „(…) jung weiß kunig hat in seiner stat aine, genannt Ynsprug, ain grosse plattnerey aufgericht, darynnen hat er machen lassen manicherlay renn- und stechzewg (…)“

Anschließend schreibt er von einer Plattnerfamilie, den Treizsaurbeyn, die in der Lage gewesen sein sollen, Harnische zu schmieden, die keine Armbrust durchschlagen hätte können. Das Geschlecht war ausgestorben, dem Weißkunig sei jedoch von einem ehemaligen Knecht des letzten Meisters von der Kunst berichtet worden, und er selbst sei anschließend zusammen mit Konrad Seusenhofer in Innsbruck dem Geheimnis wieder auf die Spur gekommen – in hohen Tönen spricht Maximilian von den Harnischen die dort nun gefertigt wurden und die er an die gekrönten Häupter Europas verschenkte: „Und der gedacht weiß kunig hat in der bemelten seiner platnerey mit diser kunstlichen hert, die allen andern verporgen was, vil kunigen, fursten und mechtigen herrn kirris machen lassen verert, damit der weiß kunig aller ander kunig schankung ubertroffen hat, und welhem kunig er ainen sölichen kirris vereret, der het sonder groß frewd darab. Dann was ist ainem kunig grössers dann ein harnasch, darynnen sein leib in den streiten versorgt ist?“

Obwohl die Armbrust auf dem Zweiten Laterankonzil (1139) von Papst Innozenz II. offiziell verboten wurde, war sie ein Teil der europäischen Schlachtfelder und dem Adel war wie hier zu sehen ist, einiges daran gelegen, Rüstungen zu bekommen, die angemessenen Schutz vor dieser Waffe boten.

Auch in der Hofplattnerei wurden neben den maßgeschneiderten und (angeblich) bolzenfesten Harnischen für Fürsten und hohe Adelige auch einfachere Harnische in Serie für das Kriegsvolk Maximilians produziert; laut dem Weißkunig nach einem neuen Verfahren, welches es erlaubte, zahlreiche Platten auf einmal zu vorzuformen.

Faltenrockharnisch Heinrichs VIII. von Konrad Seusenhofer mit Detailaufnahme des Helms, gefertigt 1511/14 – an der Spitze des Kragens und an der Verankerung des Visierts ist in den feinen Dekorationsarbeiten die Tudor-Rose zu sehen (Die Innsbrucker Plattnerkunst, Katalog zur Ausstellung im Ferdinandeum 1954, S. 36)
Kopfteil der Pferderüstung, die Konrad Seusenhofer 1514 für Maximilian fertigte (Die Innsbrucker Plattnerkunst, Katalog zur Ausstellung im Ferdinandeum 1954, S. 47)

(Titelbild: Darstellung Maximilians in der Plattnerei im Weißkunig – Signatur Pt-8296)

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