„Die Nachwelt flicht dem Mimen keine Kränze.“ Teil 2
Das Titelbild dieses Artikels wurde 1907 vom Fotografen Max Schammler aufgenommen und zeigt Ridi Meininger in ihrer Zeit als Ensemblemitglied des Stadttheaters Innsbruck. Dieses Bild wurde auch für die Postkarte, die das Ensemble in der Spielzeit 1808/09 zeigt verwendet. Ridi Meiningers Bild befindet sich in der vorletzten Reihe, als zweites Foto von links.
Im Februar 1909 wurde die Operette „Der Rastelbinder“ am Stadttheater Innsbruck mit großem Erfolg aufgeführt. Das Publikum war begeistert und überhäufte die Sängerin mit Blumen und Applaus, und auch in folgendem Zeitungsartikel, der am 17. Februar 1909 im „Allgemeiner Tiroler Anzeiger“ erschien, wird die Leistung Ridi Meiningers bei dieser Aufführung in den höchsten Tönen gelobt.
Nach der Spielzeit 1809 scheint Ridi Meininger wieder an das Gärtnerplatztheater in München zurückgekehrt zu sein. Jedenfalls trat sie 1913 bei einem Gastspiel im Städtischen Schauspielhaus in Villach auf, wo sie in der Presse als „I. Oper- und Operettensängerin“ vom Gärtnerplatztheater angekündigt wurde:
Gerade noch als große Operettensängerin vom Publikum eifrig beklatscht, starb Ridi Meininger am 11. März 1915 mit nur 48 Jahren verarmt in München. Es ist unklar, was zum tiefen Fall der Künstlerin geführt hatte. Jedenfalls erschien im „Münchener Stadtanzeiger“ am 20. März 1915 folgender Nachruf für Ridi Meininger, der die Tatsache, dass der Weg vom Ruhm zur Vergessenheit oft ein sehr kurzer ist, aufgreift:
„Ridi Meininger †. Das alte Sprüchwort: “ Die Nachwelt flicht dem Mimen keine Kränze“ hat sich auch schon überlebt, denn heute ist sogar die Mitwelt schon undankbar geworden, sonst könnt unmöglich eine hiesige Tageszeitung in solch lakonischer Weise schreiben: „Gestern abend starb hier die frühere Operettensängerin Frau Ridi Meiningerm, einst ein sehr geschätztes Mitglied des Theaters am Gärtnerplatz!“ Wer Ridi Meininger je kannte, wird uns beipflichten, wenn wir sagen, es ist tief bedauerlich, daß eine Tageszeitung über den Tod dieser Künstlerin mit solch dürren, geschmacklosen Worten, in solch‘ bedauerlicher Kürze berichtet. Ridi Meininger war einst neben einer Noris, Charlotte Grüner, Ermarth-Puls eine der glänzendsten Vertreterinnen der Operette. Ihre zierliche Erscheinung, ihr sympathisches Spiel und vor allem ihre angenehme Stimme machten sie zum ausgesprochenen Liebling der Münchener. Sie war der Stern in der Glanzzeit der Operetten am Gärtnertheater. Der Stern verblaßte und ging unter uns das undankbare Publikum vergaß seinen Liebling. Arm und verlassen starb Ridi Meininger vor wenigen Tagen, nachdem sie Jahre des bittersten Leides und schwerster Trübsal in Geduld ertragen. Von Stufe zu Stufe ging es mit der einst gefeierten Künstlerin, vom Kabarett zur Singspielhalle führte ihr Weg und nun hat die arme Dulderin plötzlich im Alter von nur 48 Jahren die müden Augen für immer geschlossen und der sangesfrohe Mund ist für alle Zeit verstummt. Was das Schicksal bitteres zu bieten vermochte, nichts ist Ridi Meininger erspart geblieben und nun ist sie dahingegangen; möchten wir wenigstens ihrer Verdienste gedenken, die sie sich gewiß in hohem Maße errungen durch ihre göttliche Kunst. Möge ihr die wohlverdiente Ruhe beschieden sein. Ehre ihrem Andenken.“
( Zitat Überschrift: Friedrich Schiller; Bilder: Stadtarchiv Innsbruck Ph-A-24446-16, Ph-271)