Die Geschichte hinter dem Plakat
Viele von Ihnen kennen wahrscheinlich das ikonische Werbebild, das Sie im heutigen Titelbild sehen: Im Vordergrund eine sportlich gekleidete Radlerin mit wehendem Haar, die auf einem schnittigen Rad mit scheinbarer Leichtigkeit zwei schwitzende und schnaufende Herren abhängt. Die gesamte Szene lässt sich grob wohl in der Nähe des Sonnenburgerhofes verorten, im Hintergrund das Inntal und die Martinswand.
Geworben wird hier für die Fahrradfabrik von Anton Schlumprecht, der seit 1896 Fahrräder der Marke Dürkopp (Bielefeld) in Innsbruck vertrieb und reparierte. Wenig später stieg Schlumprecht selbst in die Produktion von Fahrrädern ein. Mit seinen Veldidena-Fahrrädern war er meines Wissens nach der erste Fahrrad-Produzent in Innsbruck (streng genommen Wilten). Anton Schlumprecht stammte aus München und wurde dort 1859 geboren. Leider konnte ich nicht viel mehr über ihn in Erfahrung bringen. In Münchner Zeitungen wird für das Jahr 1883 ein Konkursverfahren über einen Anton Schlumprecht jun. vermeldet – es ist also gut möglich, dass es sich dabei um dieselbe Person handelt und dieser nun im benachbarten Ausland sein Glück versuchte.
In Innsbruck war Schlumprecht ab 1896 jedenfalls sehr umtriebig, er produzierte und verkaufte nicht nur Fahrräder, er betrieb auch eine Fahrrad-Fahrschule und 1898 hatte er außerdem die Fahrrad-Rennbahn im Saggen übernommen:

Der Laden von Schlumprecht befand sich im Übrigen zunächst am Burggraben 23, dann in der Maria-Theresien-Straße 57. Die Fabrik befand sich in der Nähe des Bergisel-Bahnhofes.
Schlumprecht machte für seine Fahrräder und seine Reparaturwerkstätte eifrig Werbung in den Innsbrucker Zeitungen, und versuchte damit wohl auch Zweifel an der Qualität seiner Räder zu zerstreuen, wie eine Werbung aus dem Jahr 1898 nahelegt. Im Frühjahr 1899 produzierte die Firma das tausendste Rad in Wilten, im Sommer wurde die Produktion dann eingestellt und lediglich noch das vorhandene Material als Ersatzteile verkauft. Laut Gewerbeakten wurden das Gewerbe schließlich im Frühjahr 1900 gelöscht.
Fortan widmete sich Schlumprecht dem Verkauf von Gummiwaren in einem Geschäft in der Anichstraße 4, das er 1910 ebenfalls wieder aufgab, um sich schließlich einem neuem, boomenden Geschäftsfeld zuzuwenden: dem Kino. Er betrieb ein solches im Hotel Grauer Bär und war auch Spartenobmann des Verbands der Kinobesitzer in Tirol und Vorarlberg.
Seinen Lebensabend verbrachte Schlumprecht dann wieder in seiner Heimat in München, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs scheint er nicht mehr in den Adressbüchern auf, ein Todesdatum ist leider nicht überliefert.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Pt-2669)