Die ETAB-Brotfabrik
Unter der Adresse „Mühlau 128“ wurde im April 1911 die neue Brotfabrik der Ersten Tiroler Arbeiter-Bäckerei eröffnet. Erst wenige Jahre zuvor hatte die sozialdemokratisch geprägte ETAB in der Pradler Straße 68 eine Bäckerei errichtet, die aber die rasant steigende Nachfrage nicht mehr stillen konnte. Daher erwarb die Geschäftsleitung um rund 10.000 Kronen (etwa 61.000 Euro) in Mühlau ein großes Grundstück, auf dem sie nach den Plänen der Wiener Architekten Hubert und Franz Gessner (1879-1975) eine hochmoderne Brotfabrik errichten ließ. Die beiden Brüder hatten u.a. bei Otto Wagner studiert, Hubert (1871-1943) stieg in den Jahren 1902ff. zum „Hausarchitekten“ der „Sozialdemokratischen Arbeiterpartei“ auf. Daher mag es nicht verwundern, dass er mit der Planung der ETAB-Brotfabrik betraut wurde. Die Baukosten beliefen sich auf rund 400.000 Kronen (das wären heute rund 2,3 Millionen Euro).
Wenn dieser Beitrag Ihre Neugier geweckt hat und Sie mehr über die bewegte Geschichte der Ersten Tiroler Arbeiter-Bäckerei erfahren möchten, folgt hier noch ein Buchtipp: Karl Eller / Michael Svehla: „Mehr als Brot!“ Die Geschichte der Ersten Tiroler Arbeiterbäckerei (ETAB). Ein rotes Arbeiterexperiment im schwarzen Tirol, Veröffentlichungen des Innsbrucker Stadtarchivs, Neue Folge 65, Innsbruck 2021.
(Fotos: Slg. Michael Svehla, Privatbesitz)