Die „Dachfirstfeier am Kirchenbaue“
Die Baustelle der neuen Höttinger Kirche kennen wir ja schon fast so gut, als wären wir selbst dabei gewesen (siehe „Brummeln & Beuteln“, „Ein Tag auf der Höttinger Kirchenbaustelle„). Und auch für den Werdegang des Kirchendachs ziehen wir wieder die ausführliche Chronik des Pfarrers Mößl heran:
„Die Aufstellung des Dachstuhls begann am Montag 7. November morgens und war vollendet am Samstag 19. November nachmittags und damals prangte die neue Pfarrkirche zum 2. Male im Festschmucke (erstes Mal am 17. April 1910 zur Begehung der üblichen Firstfeier).“ Zum Festtag bemerkte er noch: „Die Umgebung und der Dachstuhl sind mit einer dünnen Schneedecke vom 19. Nov. belegt. Es war ein naßkühles Wetter und ein kalter Wind ging.“ Links unten im Bild sehen Sie übrigens auf beiden Bildern ganz klein Frau Johanna Vögele, geb. Jordan, die Frau des Baupoliers Peter Vögele, mit ihren drei jüngsten Kindern Maria, Alois und Karl.
Zum Festakt selbst schreibt Mößl: „Nach einer 11tägigen Arbeit (7.-19. Nov.) war der Dachstuhl über dem Kirchengebäude am Samstagmittag, 19. November vollendet aufgestellt und nachmittags begann die Zurüstung und Ausschmückung zur denkwürdigen, freudigen Firstfeier […]. Obnan war eine Bühne gelegt, auf welcher die Musikkapelle Hötting Platz nahm; unten waren die Festgäste in der Mitte, nebenaus ein Teil der Arbeiter, ein anderer Teil war oben auf der Bühne. […] Um 3 Uhr nachmittags verkündeten Böllerschüße den Beginn der Pfarrkirchen-Firstfeier. Die Höttinger Musikkapelle unter Leitung des Volkschullehrers Urban Sanktjohanser spielte zu Beginn das berühmte Tiroler Herz Jesu Bundeslied: Auf zum Schwur, Tiroler Land!“
Darauf folgten mehrere Fest- und Dankesreden des Zimmermeisters Alfons Knoll aus Götzens, des Baupoliers Peter Vögele, des Baumeisters Paul Huter und des Pfarrers Mößl selbst. Nach zahlreichen „Hoch!“-Rufen mit dazugehörigem Tusch kam die Veranstaltung jedoch schnell zu einem Ende: „Ein scharfschneidiger Wind hatte einen längeren Aufenthalt auf dem luftigen Baugerüst völlig verleidend und unerträglich gemacht, darum beeilte sich jedermann, den ungemütlichen Höhen-Luftkurort zu verlaßen und das wärmere Klima beim Stamserwirt aufzusuchen, um dort den kräftig einwärmenden Firsttrunk und die „heißen Würstln“ mit Kren oder Brühe sich reichen und schmecken zu laßen.“
(Pfarrarchiv Hötting, Manuskript Mößl)