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Die Christliche Nächstenliebe – Bahnhofsmission

Die christliche Nächstenliebe – Bahnhofsmission

Ein Schild weist den Weg zur Bahnhofsmission, die nach der Zerstörung des Hauptbahnhofes im Zweiten Weltkrieg durch Bomben in Baracken untergebracht war.

In Innsbruck wurde die Bahnhofsmission im Oktober 1910 gegründet. Ziel war es, Mädchen, die vom Land auf der Suche nach Arbeit in die Stadt kamen, Schutz und Hilfe zu bieten. Für die Einrichtung in Innsbruck wurden folgende Aufgaben festgelegt.

1. den Mädchen Schutz zu gewähren,

2. ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen,

3. ihnen über Nacht eventuell eine Unterkunft zu vermitteln,

4. ihnen Stellen zu vermitteln,

5. endlich nicht bloß die ankommenden, sondern auch die abfahrenden Mädchen auf alle mögliche Weise mit Rat und Tat zu unterstützen.

Die Betreuung übernahmen die sogenannten Schutzdamen. Die freiwilligen Helferinnen stammten aus der katholischen Frauenorganisation und den beiden Tertiarengemeinden Innsbrucks. Das Projekt wurde von den Behörden wohlwollend aufgenommen und ein am Bahnhof geeignetes Lokal gefunden.

Der Wirkungskreis der Bahnhofsmission wurde in den Jahren immer größer und auf Unmündige und Kinder sowie Männer ausgedehnt.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg musste die Bahnhofsmission geschlossen werden. 1946 konnte sie wieder ihre Türen öffnen. In den Baracken der Bahnhofsmission fanden sonntags um 4 Uhr früh auch Gottesdienste statt. Im Jahr 1950 kam es einem medialen Aufschrei. Der Bundesminister für Verkehr und verstaatlichte Betriebe Karl Brunner verbot österreichweit die Abhaltung von Bahnhofsgottesdiensten. Dies betraf auch Innsbruck.

In den darauffolgenden Jahren trat die Arbeit mit Obdachlosen, Arbeitssuchenden und Reisenden immer mehr in den Vordergrund. 1975 wurde die Bahnhofsmission in den Bahnhofsozialdienst (BSD) umbenannt. Heute gibt es diese Einrichtung nur mehr am Hauptbahnhof Innsbruck und am Hauptbahnhof Salzburg. Aus Kostengründen mussten die Öffnungszeiten eingeschränkt werden.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Sammlung Kreutz KR-NE-3433, um 1950)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Da noch niemandem zu diesem Bild etwas Berichtenswertes eingefallen ist, ergreife ich die Gelegenheit, um an eine Schwester der CS zu erinnern, nämlich Schwester Bonifatia Kitzmüller, eine Oberösterreicherin.
    Zwei Erzählungen von ihr sind mir deutlich in Erinnerung geblieben.
    Die erste: Ein Knabe (deutlich vorschulpflichtigen Alters) sitzt draußen auf einem der Bahnsteige mutterseelenallein auf einer Bank. Die Schwester setzt sich zu ihm und fragt ihn, ob er auf jemanden warte. „Ja, auf den Papa“ Die Schwester bleibt beim Kind – und fragt bei jedem Mann, der die Unterführung heraufkommt, „Ist das dein Papa?“, worauf das Bübl jedesmal wegwerfend lacht „Neeeeiiiin…!!“ – bis es endlich mit ausgestrecktem Arm auf einen Mann zeigt, der betrunken herangewankt kommt. Das Kind ruft stolz: „Das ist mein Papa!“
    „Wie kann man einem s o l c h e n Menschen nur ein Kind anvertrauen?“ fragte die Schwester, noch in der Erinnerung sichtlich erschüttert. „Am Bahnsteig…..!!! Allein…!!! Wer weiß wie lange….!!! Was da…. – man will es gar nicht denken…“
    Und die zweite Erzählung: Eine sehr einfache, eher ärmlich gekleidete Frau steigt aus dem Zug vom Oberland aus. Sie trägt im Arm ein Wickelkissen mit einem Säugling und hat an der anderen Hand ein Mädchen im – sagen wir – Kindergartenalter. Die Schwester fragt „Kann ich Ihnen helfen?“ Aber die Frau blockt eher unwirsch ab.
    Am späteren Nachmittag desselben Tages, bei ihrem Bahnhofskontrollgang, findet die Schwester auf einer Bank das Mädchen. Auch das Wickelkissen mit dem Säugling liegt auf der Bank. Auf die Frage der Schwester, wo die Mama sei, antwortet das Mädchen „A Flaschele richten – fürs Poppele“. Endlich erscheint die Mutter. Die Schwester konnte sie in den Aufenthltsraum der Bahnhofsmission bringen, wo ja Wickeltisch und alles Nötige für die Betreuung eines Säuglings bereitstanden. Auch das Fläschchen konnte die Frau hier zubereiten. Als sie auch noch den (alten) Kinderwagen sah, rief sie „Mei – wenn i des g’wußt hatt! I hun g’moant, mir bricht der Arm o – isch decht weiter in die Klinik aussi wia ma denkt…“ Im Gespräch sagte die Frau noch „Wissen’S, miar sein Karner, und…“ „…und was zählt, ist: Sie sind eine Mutter, die gut auf ihre Kinder schaut – d a s allein zählt“ habe ihr die Schwester zur Antwort gegeben.
    Übrigens: Nach Errichtung der Ankunftshalle fanden die Gottesdienste an den Sonntagen um – ich glaube 5h – oder wars doch erst um 6h? – morgens in eben dieser Ankunftshalle statt. Und jene Burschen – oder mittlerweile Männer- die den Nachtdienst in der Bahnhofsmission vom Samstag auf den Sonntag versehen hatten, ministrierten beei dieser morgentlichen Sonntagsmesse – und bis die Schwester zum Dienst erschien, war alles – oder doch das meiste – wieder schön aufgeräumt. Oder so.
    Ja – alles längst vorbei. Aber vielleicht kann (in 45 Jahren!) einiges über den „Bahnhofssozialdienst“ erzählt werden – an dieser Stelle….

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