Die besten Freunde des Menschen sind seine Bücher…
…Sie reden nur, wenn er sie befragt, und dann sprechen sie nur mit ihm allein. Sie zürnen auch nicht wenn er sie immer von neuem in Anspruch nimmt, ja, sie danken es ihm, dass er sie so liebt. Wer würde nicht viele solcher Freunde sein eigenen nennen?
Goethe
Buchliebhaber:inne können sicherlich Goethe zustimmen.
Heutzutage fällt jedoch häufig der Gang in eine gute altbewährte Buchhandlung weg und es werden bequem und einfach von daheim aus die Bücher bestellt. Anstatt Namen von Büchereien fallen unter den Lesenden Begriffe wie Booktok, Bookstagram etc., denn unter diesen Hashtags findet man auf Social-Media-Plattformen die neuesten und aktuellsten Buchhighlights mit Fanart, Buchtrailern und vielem mehr.
Doch wie war das noch früher ohne Instagram, TikTok und Co?
Im Stadtarchiv findet man zum Beispiel interessante Ausgaben mit dem Titel „Bücher sind Freunde“, herausgegeben von der Wagner’sche Universitäts Buchhandlung. Der Untertitel „Aus der Schatzkammer der Bücher. Auswahl 1959/60“ (Stadtmuseum/Stadtarchiv, B-5917) gibt bereits einen Geschmack darauf, was eine:m in diesem Büchlein erwartet. Von Romanen zu religiösen Schriften, Reise-, Jagd- und Tierbücher hin zu Sachbüchern über Kunst, Philosophie, Naturwissenschaften und schließlich auch Jugendbücher – in all diese Genres werden die neuesten Veröffentlichungen vorgestellt. Zwischen den Seiten voller Neuzugänge finden sich lustige Sprüche, Bilder von Autoren und weitere Illustrationen. Fand man dann ein oder gleich mehrere Bücher, hieß es auf zum nächsten Fachbuchhandel, um sich diese zu schnappen.
Doch egal ob in Ausgaben wie „Bücher sind Freunde“ von damals oder heute im Internet – für das volle Leseerlebnis gehört (zumindest für mich) das gemütliche Schlendern durch die Buchhandlung und das Schmökern in den verschiedensten Büchern. Und sind es nicht gerade die Exemplare, welcher man eigentlich gar nicht kaufen wollte, die man dann immer wieder herausholt?
Wer Wert darauf legt, sich in Ruhe im Reich der Bücher umzusehen, um zu prüfen und zu wählen, wer es schätzt zuvorkommend und mit aller Aufmerksamkeit bedient zu werden, tut gut daran, den Besuch beim Buchhändler nicht bis zum letzten Augenblick aufzuschieben. Sie machen dem Buchhändler eine Freude, wenn Sie ihm die Möglichkeit geben, sich Ihnen so zu widmen, wie Sie es erwarten und wie es das Buch eigentlich bedingt.
Wagner’sche Universitäts-Buchdruckerei, Bücher sind Freunde. Aus der Schatzkammer der Bücher. Auswahl 1959/60.
Fotografiert von der Museumsstraße aus mit Blick gegen den Burggraben kann man im linken Bereich des Titelbildes das Schild der Wagner’sche Universitäts Buchhandlung sehen. Aufgenommen wurde das Foto in den 1950er Jahren.
(Titelbild: Stadtarchiv/Stadtmuseum, KR-NE-1955)
Autorin: Mara Schaiter
Schön zu sehen, wie schön die Fassaden der Altstadthäuser sein könnten, wenn man sie nicht verflacht, modernisiert und zuckerlfarben angemalt hätte. (vergleiche https://tinyurl.com/46md8tcw)
Im zum Zeitpunkt der Fotografie nur als Erdgeschoß vorhandenen Unterbergerhaus werkte der Uhrmacher Pfister. Bis vor kurzem mit unverändertem Innen und Außen, jetzt geht er (oder ging er schon?) in Pension.
Das erkennbare Papiergeschäft war der Papier Jeggle. Die Nordsee, später ohne Vorbau, aber mit Speisesalon im Obergeschoß, zog sich in Sillpark und DEZ zurück.
Und das einsame Auto ist irgend ein Modell der Baureihe „Vedette“, ein schlanker sechssitziger Achtzylinder, ab 1954 gebaut.
Von den sichtbaren Geschäften sind WMF und Wagnersche übrig geblieben, die Pfisterfassade wer weiß wie lange noch.
Schönes Bild aus den mittleren Fünfzigern.
Neben dem Triebwagen der Linie 3 im Hintergrund, auf den ersten Blick am schmalen Frontal-Mittelfenster als „Basler“ (Serie 24-32) identifizierbar, fällt der:m Traminteressierten besonders der Gleiswechsel mit den beiden Weichen im Vordergrund auf, der zum Fotozeitpunkt offensichtlich bereits ein nicht mehr nutzbares Relikt war. Das ist erkennbar an der Tatsache, dass die Fahrleitung über dem Gleiswechsel fehlt, aber auch daran, dass es so aussieht, als wäre die Weiche am linken Gleis (Richtungsgleis nach Süden/Osten) schon teilweise ausgebaut oder zugeschweißt. Der Eindruck kann allerdings auch täuschen.
Der Gleiswechsel hatte ein Pendant nördlich der S-Kurve und diente dazu, auch noch nach zweigleisigem Ausbau der Strecke den Wirtschaftsbetrieben am Burggraben Ladezonen freizuhalten, indem während bestimmter Zeiten der Straßenbahnbetrieb eingleisig geführt wurde.
Der zweigleisige Ausbau der Tram dort im Jahr 1924 scheint zu einem ziemlichen Bahö geführt zu haben, wie dem „Kreutz“ zu entnehmen ist (Aufl. III, S. 60):
„31. Oktober: Der Bau des 2. Gleises am Burggraben artet zum öffentlichen Skandal aus. Das Gleis liegt bereits, aber etliche Gegner verhindern die Inbetriebnahme und begründen dies in einer ganzseitigen Stellungnahme in den „Innsbrucker Nachrichten“. Der Kaufmann Hörtnagl sieht die Ladetätigkeit für sein Geschäft erschwert, ebenso bangen die anderen Burggrabenbewohner um ihre Kohlenlieferungen, da während der Entladung der Fuhrwerke der Straßenbahnverkehr behindert würde. Der Kleinrentnerverband, der einen Vertreter im LB-Verwaltungsrat hat, wünscht, dass die Vorbauten erst abgerissen, der Burggraben verbreitert und dann mit dem Zulegen des 2. Gleises begonnen werde. Er verlangt die Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung, welche auch zustande kommt. Die Firma Hörtnagl stellt der LB 200 Millionen Kronen zur Verfügung, wenn sie die Vorbauten abreißen lässt und erst dann das 2. Gleis in Betrieb nimmt. Der Kleinrentnerverband sieht am Burggraben das Chaos mit Todesopfern nahen und bringt gegen die übrigen Verwaltungsräte Misstrauensanträge ein. Altbürgermeister Greil droht den zerstrittenen Aktionären mit Verstadtlichung der LB. Verwaltungsrat Dr. Wackernell argumentiert, man käme zu Fuß schneller voran als mit der Tram. Daher sei der zweigleisige Ausbau notwendig und werde auch durchgeführt. Um Kohlen- und sonstige Lieferungen zu den Häusern am Burggraben zu ermöglichen, wird beim
Stockereck eine Weiche eingebaut und für die Dauer der Ladetätigkeit (sofern diese vorher angemeldet wurde) nur eingleisig gefahren. Als Gegenschlag wollen die Kaufleute Hörtnagl und Schardinger der LB die an ihren Häusern befestigten Fahrleitungsrosetten aufkündigen.“
Interessanterweise ist dort nur von einem Gleiswechsel bzw. „einer Weiche“ beim Stockereck die Rede. Wo genau das ostseitige Pendant situiert war, hatte ich bislang nicht gewusst und sehe es auf diesem Bild zum ersten Mal. Ich vermute, dass dieses Schienenrelikt im Juni 1954 mit Neulage der Gleise in diesem Bereich endgültig verschwunden ist.