Der Spanische Saal
Während der Jahre 1570-1572 kam es im Schloss Ambras zur Erbauung des 43 Meter langen Spanischen Saales durch Giovanni Lucchese. Damit wurde nicht nur ein Denkmal für das Schloss Ambras errichtet, sondern es entstand mit der Erbauung außerdem der früheste freistehende Festsaal im Stil der Renaissance nördlich der Alpen.
Im Inneren konnte der Saal mit Hilfe von unterschiedlichen Architekturmalereien gegliedert werden. Darunter befinden sich auch Trophäenmalereien von Giovanni Fontana sowie diverse Grotesken von Dionys van Hallaert. Weiters findet man alle Tiroler Landesfürsten, bis hin zu Ferdinand II. (insgesamt 27 ganzfigurige Porträts), im Inneren versammelt. Auch die Decke lässt nicht schlecht staunen und überzeugt mit ihrer prachtvolle intarsierten Kassettengestaltung in goldener Ausführung. Dafür verantwortlich war der Hoftischler Conrad Gottlieb, der unter anderem auch für die Türen, die aus verschiedenen Holzarten zusammengesetzt wurden, verantwortlich war.
Auch heute noch hat man für den Saal eine geeignete Verwendung gefunden, denn während der Sommermonate kommt es dort zur Aufführung verschiedenster Konzerte.
(Stadtmuseum/Stadtarchiv, Ph-G-25896)
Der Spanische Saal ist in der Tat immer wieder ein genussreiches Kunsterlebnis.
Ein ungelöstes Rätsel scheint die Frage zu sein, warum der Spanische Saal überhaupt so benannt ist? Die Bezeichnung als Spanischer Saal wirkt mysteriös, zumal Tiroler Saal oder Landesfürstensaal auf Grund des Freskenschmucks ja naheliegender wäre.
Es gibt interessanterweise auch auf der Prager Burg einen Spanischen Saal. Dieser befindet sich über den ehemaligen Pferdeställen, in denen Kaiser Rudolf II. anscheinend Pferde einer seltenen spanischen Rasse hielt. Davon soll der Name des dortigen Saals abgeleitet sein.
In Wien gibt es die Spanische Hofreitschule, auch nach spanischen Pferden benannt.
Laut dem Tiroler Landeskonservator Josef Garber wurde der Spanische Saal ursprünglich als der „Weite“ oder „Große Saal“ bezeichnet und erst wesentlich später anscheinend grundlos in „Spanisch“ umgetauft, Quelle: Josef Garber 1928, Schloß Ambras, Die Kunst in Tirol Band 14.
Möglicherweise handelt es sich um eine Namensschöpfung oder Neubenennung aus dem 19. Jahrhundert.
Auf dem berühmten Merian Kupferstich des Schlosses von 1649 findet sich nur die Bezeichnung „der Große Saal“.
Profane Erklärung: Andere Schlösser haben einen Spanischen Saal, also…
Wobei Spanien immer noch aus Karl V Zeiten in den Hirnen als österreichisch verbandelt galt. Immerhin erbte mit Karl V = Carlos I Spanien Österreich. Also irgendwas spanisches wird bei einem Schlo0 wie Ambras wohl noch einzudeuteln sein.
Die provinzielle Erklärung, die Groteskenmalereien kamen den Tirolern halt solange spanisch vor, bis es auf den ganzen Saal abgefärbt hat, behalte ich als zu subjektiv für mich.
Vielleicht hat aber auch nur der Umstand genervt, daß mit der Bezeichnung „Der Große Saal“ letztlich zugegeben wird, daß es im Schloß selber halt nur so ein paar bessere Kabinetteln gibt Wenn man auch alles mit Rüstungen zumüllen muß, was ja erst in späterer Zeit geschah, wo dann auch der Name aufkam.
Nachdem Herr Auer ja alles Wichtige in Kurzfassung dargelegt hat, darf ich noch ein wenig ins Tratschen verfallen:
Wenn man über die Rampe zum Hochschloß hinaufgeht, kommt man am Dach des Großen Saales vorbei und kann durch ein einsames rundes Fensterchen sozusagen in den Dachboden des Saales blicken. Kühler Gruftgeruch strömt heraus.
Im typischen Rotzpiepenalter haben wir Buben anläßlich eines Schulausfluges diese Öffnung entdeckt und doch nicht die Idee kursieren lassen, zu versuchen, dort hinein zu gelangen. Natürlich bei Nacht. Aber: Wie kam man von zu Hause weg? Wo konnte man sich verstecken? Und – Schreckensszenario, rückblickend eine Lachnummer – was ist, wenn wir kracks! durch die Kasettendecke durchbrächen? Anseilen und plärrend herumpendeln? Und – endgültiges k.o. Kriterium -wie kommen wir aus dem über Nacht zugesperrten Schloßpark wieder heraus? Aus einsichtigen Gründen wurde der Plan schließlich verworfen. Wahrscheinlich nahm ihn auch keiner wirklich ernst, aber es war aufregend, ihn auszuhecken.
Im Saal gibt es interessanterweise nicht nur Hirschgeweihe.
Ganz links kann man ein sehr schönes Steinbockgeweih bewundern.
Der weiße Marmor des Fußbodens stammt aus Obernberg am Brenner, der rote Marmor aus Brixlegg und der schwarze Marmor aus Hötting.