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Der Herzsee, Spurensuche In Die Vergangenheit

Der Herzsee, Spurensuche in die Vergangenheit

Auf der Suche nach Themen für den wöchentlichen Beitrag, durchforstete ich die Archivdatenbank nach Bildern des Herzsees. Oberhalb von Aldrans gelegen, dient der Weiher der Fischzucht. Mein Schwiegervater, ein leidenschaftlicher Angler, ist hier des Öfteren anzutreffen. Aus Erzählungen meiner Schwiegereltern weiß ich, dass der See in deren Jugend als Naherholungsgebiet zum Schwimmen, Bootfahren und im Winter zum Eislaufen einlud. Trotz seiner Nähe zu Innsbruck, weiß kaum jemand der jüngeren Generation von der verborgenen Ruhe-Oase inmitten der idyllischen Mittelgebirgslandschaft. Schon öfters bin ich daran vorbeigelaufen und wunderte mich darüber, dass der See derart wenig Aufmerksamkeit bekommt. Außer ein paar eingefleischten Fischern, ist hier kaum jemand anzutreffen. Ein Zustand der sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts anders darstellte. Von jeher als Fischteich bekannt, eine erste Erwähnung erfährt der Teich Ende des 15 Jahrhunderts in den landesfürstlichen Fischereibeschreibungen, als „Teich oder See zu Laibains“, wurde er zur Jahrhundertwende auch Badegästen freigegeben. Das hier dargestellte Foto zeigt Menschen in Booten, rudernd über den See. Vermutlich handelte es sich bei der familiären Zusammenkunft um einen Familienausflug. In weißer Schrift ist am unteren Bildrand zu lesen: „Herzsee bei Aldrans, Restauration und Caffe. Bes. H. Wergles.“

Datum ist keines vermerkt, jedoch ist der Bildunterschrift einiges an Informationen zu entnehmen, welches auf eine ungefähre Datierung schließen lassen könnte. Das Motiv des Herzsees auf einer Postkarte der Jahrhundertwende zeigt bei näherer Betrachtung am linken Ufer des Sees eine hölzerne Hütte mit zwei markanten Türmen.

(Stadtarchiv Innsbruck, Herzsee, 1900)

Betrachten wir nun nochmals, die ursprüngliche Fotographie, so erkennt man deutlich restaurative Maßnahmen. Die alte Hütte wurde durch eine neue, zum See hin offen gestaltete, ersetzt. Treppen, die ins Wasser führen, ermöglichten den Badezutritt. Nun kann bereits evaluiert werden: Unser Foto muss nach der Jahrhundertwende entstanden sein.

Ein weiteres Indiz ergibt sich aus dem Namen „H. Wergles“, welcher in der Bildbeschreibung angeführt ist. Recherchen in der Datenbank des Archivs ergaben, dass es sich bei dieser Person um den Besitzer des Herzees und der Badeanlage handelte, mit dem Namen Heinrich Wergles. Die Bildbeschreibung „Bes. H. Wergles“ bestätigen dies.

Eine Einladung des Heinrich Wergles, anlässlich der neu gebauten „Sonnenbäderkabinen“ und der „Wiedereröffnung der Kahnfahrt“, datiert auf das Jahr 1914, lassen den Zeitraum unseres Fotos nun ein wenig begrenzen.

(Stadtarchiv Innsbruck, Historische Zeitungswerbung, 1914)

So dürfte sich die dargestellte Szene, vermutlich nach 1914 abgespielt haben, da die „neu gebauten Sonnenbäder-kabinen“ am linken Ufer des Sees bereits zu sehen sind.

Die Sozialdemokratische Volkszeitung berichtete am 10 Februar 1931 über den Beschluss des Aldranser Gemeinderates vom 15 Oktober 1930 die Badeanlage zu schließen und das gemeinschaftliche Baden der Geschlechter zu verbieten. Dem familiären Badespaß wurde so ein jähes Ende bereitet.

Der Beschluss des Aldranser Gemeinderates legt nahe, dass es sich bei unserem Foto um eine Aufnahme vor dem Dekret des Badeverbotes handelte, da die Sonnebäderkabinen durch Badegäste verwendet werden. Die Vermutung liegt also nahe, dass unser Foto zwischen 1914 und 1930 aufgenommen wurde.

Unabhängig davon ist der See ein wichtiger Teil so mancher Kindheitserinnerungen, auch heute noch.  

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-14337)

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, 191404_1514035250094, 1914)

Autor: Lucas Brand

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. In Vergessenheit geraten ist der See nicht durch mangelndes Interesse des Publikums. In meiner Erinnerung wurde nach der Etablierung eines Anglervereins die Öffentlichkeit von jeglicher Benutzung des Sees als Freizeiteinrichtung ausgeschlossen. Ein Freizeitbetrieb heutiger Prägung würde sowieso an mangelnden Parkplätzen scheitern. Die kleine „Jausenstation Herzsee“ östlich des Sees hat keinen Kontakt zum Gewässer und kann wohl kaum die Erinnerung an den einstigen Badebetrieb aufrechterhalten. Ob sie überhaupt noch in Betrieb ist?

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