Der Bau der Nordtiroler Eisenbahn – Nächster Halt Jenbach
Mit der Ankunft im Bahnhof Jenbach betreten wir Neuland: Erstmals gibt es von einem unserer Ursprungsbahnhöfe keine Abbildung in unserem Erinnerungsalbum. Ob es nie eine Lithografie gegeben hat oder sie im Laufe der Zeit verloren ging, lässt sich heute leider nicht mehr klären. Das Fehlen dieses Bilddokuments hindert uns jedoch keineswegs daran, diesen Halt gebührend zu würdigen, denn glücklicherweise haben wir auch andere Bilder vom Jenbacher Bahnhof in unserer Sammlung, wie das Titelbild aus der Sammlung Kreutz, welches den Bahnhof inklusive Zug im September 1954 zeigt.
Der Bahnhof Jenbach blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Er wurde im Jahr 1858 gemeinsam mit der k.k. Nordtiroler Staatsbahn auf der Strecke zwischen Kufstein, Wörgl und Innsbruck eröffnet und von Beginn an als Durchgangsbahnhof konzipiert. Schon früh nahm er damit eine wichtige Rolle im regionalen und überregionalen Bahnverkehr ein.
Im Erinnerungsalbum zum Bahnbau finden sich zu Jenbach folgende Zeilen:
„Zwischen diesem und dem nächsten an der Bahn befindlichen Dorfe Jenbach erblickt man hoch auf einer Felsenwand das Schloss Tratzberg. Die Bahn erreicht nach Ueberschreitung des kleinen Aubaches, dann des bedeutenderen (besonders bei anhaltendem Regen gefährlichen) Kasbaches die Station Jenbach. Das links der Bahn gelegene Dorf Jenbach ist eines der grösseren dieser Thalgegend, und ist mit Erzeugung von Stahl- und Eisenwaaren vielfach beschäftigt. Hier befindet sich auch ein ärarischer Hochofen mit den nöthigen Hammerwerken und einer Maschinenwerkstätte. Daselbst werden die Eisensteine aus den in der Alpenregion gelegenen Bergbauen des rechten Innufers verarbeitet. Von der Station Jenbach zweigt gegen Norden eine Commercial-Strasse ab, auf welcher man durch die Kasbachschlucht nach dem Achenthal und in der Fortsetzung über das Dorf Achenkirchen, Bad Kreith nach Tegernsee und sodann bei Holzkirchen an die München–Rosenheimer Bahn gelangt. Gegen Süden führt von dieser Station eine Strasse in das durch seine seltenen Gebirgsschönheiten bekannte und häufig besuchte Zillerthal, u. z. vorerst über den Innfluss zunächst dem Schlosse Thurnegg und dem Weiler Rothholz und dann längs der Salzburger Poststrasse nach dem am Eingange in das Zillerthal gelegenen Dorfe Strass.“
Eine entscheidende Erweiterung seiner Bedeutung erfolgte 1889 mit der Inbetriebnahme der Achenseebahn. Jenbach entwickelte sich damit zu einem zentralen Anschlussbahnhof und gewann weiter an verkehrstechnischer Relevanz.


Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam eine weitere Ebene hinzu: 1902 nahm die neu errichtete Zillertalbahn ihren Betrieb auf und verband Jenbach fortan mit Mayrhofen.

Die Geschichte des Bahnhofs blieb jedoch nicht von den dramatischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts verschont. Während des Zweiten Weltkriegs war Jenbach mehrfach Ziel alliierter Bombenangriffe. Dabei wurden sowohl der Hauptbahnhof als auch der Zillertalbahnhof erheblich beschädigt.
In den Jahren 1996 bis 2001 erlebte der Bahnhof schließlich eine umfassende Modernisierung. Das Aufnahmegebäude wurde dabei behutsam renoviert, Gleisanlagen und Bahnsteige umfassend erneuert. Bemerkenswert ist jedoch, dass das Bahnhofsgebäude zumindest in seinem äußeren Erscheinungsbild im Wesentlichen jenem entspricht, das bereits am Tag der Eröffnung im Jahr 1858 bestand. Trotz technischer Erneuerungen und funktionaler Anpassungen blieb der historische Charakter des Gebäudes somit bis heute sichtbar erhalten.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, KRNE-5190, KR-NE-9857, KR-NE-9859, Ph-Pl-13254)
Erwähnenswert ist die Tatsache, daß Jenbach einer der wenigen, wenn nicht der einzige, weltweite Bahnhof mit drei Spurweiten ist. 1.435mm, also Normalspur, 1.000mm, Meterspur und 760mm, Schmalspur oder Bosnische Spur.
Einen Zweiten kenne ich noch – und war sogar schon öfters dort – : La-Tour-der-Carol an der französisch-spanischen Grenze (Bus nach Andorra vom Bahnhofsvorplatz).
Spanische Breitspur 1.668mm von Barcelona; Normalspur 1.435mm von Toulouse; 1.000mm von Perpignan mit seitlicher Stromschiene.
Das Bahnhofsgebäude ist sehenswert, gut erhalten und von der Dimension bombastisch.