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Der Bau Der Bundesbahndirektion. Teil 1

Der Bau der Bundesbahndirektion. Teil 1

Die zwei Glasplatten-Fotografien, die in diesem Beitrag vorgestellt werden, zeigen den Rohbau der Bundesbahndirektion in der Claudiastraße 2. Die Bilder, die aus dem Bestand Brunner-Nemec stammen, entstanden bei der großen Firstfeier, die am 12. November 1898 stattfand. Zwar wurde über den Bau der Bundesbahndirektion bereits ein kurzer Beitrag bei Innsbruck erinnert veröffentlicht [Ein Verwaltungs-Palast – Innsbruck erinnert sich (innsbruck-erinnert.at),] doch gibt es über dieses beeindruckende Gebäude noch viel mehr zu berichten.

Die Grundstückssuche für den Bau der neuen Bundesbahndirektion gestaltete sich gar nicht so einfach. In der Nähe des Hauptbahnhofs gab es Mitte der 1890-er Jahre keine freien Bauplätze in der erforderlichen Größe. Bei der weiteren Suche stieß man auf ein Grundstück in der Nähe des Sieberer’schen Waisenhauses, das für den Bau optimal geeignet zu sein schien – allerdings musste erst Johann Freiherr von Sieberer, der sich in der Nachbarschaft des von ihm gestifteten Waisenhauses den Bau höchstens einstöckiger Villen ausbedungen hatte, von dem Projekt überzeugt werden. Dazu berichteten die Innsbrucker Nachrichten vom 10. April 1897 Folgendes:

Die Platzfrage für das neue Staatsbahn-Directions-Gebäude wurde nun endgültig zu Gunsten Innsbrucks entschieden. Hienach wird das Gebäude östlich vom Siebererschen Waisenhause sich erheben; mit dem Bau dürfte schon in Kürze begonnen werden. Das Eisenbahnministerium hatte schon von Anfang an diesen Platz im Auge, da ein Bauplatz in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes nicht zur Verfügung stand. In den Verhandlungen mit dem Ministerium wies die Stadtgemeinde auf ihren Vertrag mit Herrn v. Sieberer hin, wonach in unmittelbarer Umgebung des Waisenhauses nur einstöckige Villen gebaut werden dürfen. Die Vertreter des Ministeriums erklärten, mit Herrn v. Sieberer wegen Nachsicht dieser Vertragsbestimmung unmittelbar unterhandeln zu wollen. Dank dem Entgegenkommen des Herrn v. Sieberer, dem die Stadt Innsbruck so viel [ver]dankt, haben die Verhandlungen zu einem günstigen Ergebnisse geführt. Im Interesse der Entwicklung unserer Stadt ist dies lebhaft zu begrüßen, wie denn auch die Gemeindevertretung in Würdigung der Wichtigkeit dieser Angelegenheit ein Opfer gebracht und den Baugrund unentgeltlich zur Verfügung gestellt hat.“

In den Innsbrucker Nachrichten vom 27. September 1897 wurde berichtet, dass die Bauarbeiten wohl in Kürze starten würden: „Mit dem dem Bau des neuen Directionsgebäudes der Staatsbahn wird es nun erfreulicherweise Ernst. Wie aus einer Offertausschreibung der k. k. Staatsbahndirection in der heutigen Nummer hervorgeht, sollen noch heuer der Aushub und das Fundamentmauerwerk vollendet werden. Die Stadt Innsbruck kann sich nur beglückwünschen, dass es der Opferwilligkeit des Gemeinderathes, der Umsicht des Bürgermeistern, dem wohlwollenden Entgegenkommen des Herrn v. Sieberer und der Staatsbahnverwaltung gelungen ist, die Errichtung des neuen Heims der Direction, das ein stattlicher Bau werden wird, auf städtischem Grunde zu sichern.“

Wie es mit dem Bau der neuen Bundesbahndirektion weiterging, erfahren Sie im zweiten Teil des Artikels, der am 21. September 2024 erscheinen wird.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-Pl-2745, Ph-Pl-2744)


Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Hat diese Klausel des Herrn Sieberer, der sich in der Nachbarschaft des von ihm gestifteten Waisenhauses den Bau höchstens einstöckiger Villen ausbedungen hatte, heute noch Gültigkeit?
    Ich denke an die Turnhalle, die vor ca. 20 Jahren östlich im Garten vielleicht deshalb in Unterflurvariante errichtet wurde.
    Die Messehalle scheint davon jedenfalls nicht betroffen sein. Allerdings stand bereits zu Sieberers Zeiten diese Eisenhalle am Messegelände.

  2. Der Bau, bezw. die Fertigstellung dieses Direktions-Palastes wurde wahrscheinlich schon sehnlichst erwartet.
    Ich muß mich in diesem Zusammenhang wieder an meine alte „Gewährsfrau“ von der Andreas-Hofer-Straße 53/I erinnern, die nicht nur erzählt hat:
    „Friager, wia no koa Direktion nit war, warn in die Patteeer lauter Kanzleien.
    Und wissen’S – i han allweil gern g’sungen! In ganzn Tag han i g’sungen – bis oamal der Chef von der Kanzlei unter unserer Wohnung auerkemmen isch und g’sagt hat:
    ‚Sie singen ja soviel schian, Frau Rieder – soviel schian, daß meine Beamten – vor lauter Zuahörn! – ganz aufs Arbeiten vergessen tuan – und lei mehr dasitzen und zualosen….
    … und des geaht ja ah nit, weil die Arbeit sollt ja rechtzeitig fertig werden…! Gell, des verstians scho?! I moan, nachn Dienstschluß, wenn koaner mehr da isch… gell! “
    Und als das Direktionsgebäude endlich fertig und bezogen war – da wurden aus dem Kanzleien im Parterre dann lauter Wohnungen gemacht.
    Und – ich fürchte – der Frau Rieder ist das Singen ohnedies bald vergangen. Großfamilie! 2 Weltkriege! Einige Söhne im 2. Weltkrieg gefallen, eine Tochter jung verstorben.
    Aber die selige Erinnerung an das schöne Kompliment des Büroleiters, wie wundervoll sie doch singe, die erwärmte ihr Herz (und erheiterte natürlich uns), bis sie mit ca 90 Jahren verstarb.

  3. danke Frau Stepanek für ihre Erinnerungen. Interessant, dass die Verwaltung der Staatsbahn damals beim Bahnhof Innsbruck-Wilten untergebracht wurde. Deshalb wurden die Häuser an der EggerLienzStrasse so schön errichtet. Es waren ja schöne und großräumige Wohnungen darin für Verwaltungsleute der Staatsbahn. Schade darum.

    1. Pardon, darf ich korrigieren:
      Die „Kanzleien“ mit den – ach so „musikliebenden“ Kanzlei-Beamten waren in den Häusern Andreas-Hofer-Straße 53 und 55 im Erdgeschoß untergebracht – ob auch in der Sonnenburgstraße 20 und 22 weiß ich nicht.
      Mit dem Einzug in die „Tintenburg“ – Claudiastraße wurden diese Kanzleien in Wohnungen umgewandelt. Die Raumhöhe dieser Wohnungen bewirkte eine überaus angenehme Kühle im Sommer (Den Winter vergessen wir besser!)
      Die Egger-Lienz-Straßen-Häuser 12 – 18 waren von Anfang an als Wohnungen geplant und gebaut – zeitgleich mit der Mittenwaldbahn – also 1910 – 12. Und da war die Neorenaissance schon passé – und, da die Bahn ja nun „bis München“ ging, dekorierte man eben im „Münchner Jugendstil“
      Und das Westbahnhofgebäude selbst? Als ich es mit 11 1/2 Jahren zum erstenmal bewußt erblickt habe, dachte ich „Wo hab ich sowas schon gesehen?“ und im Kopf wirbelten bei mir Begriffe wie „Penzing-Baumgarten“, „Hütteldorf-Hacking“ und die in ebensolchen Kaisergelb gestrichenen Bahnhöfe durcheinander – und die Gloriette in Schönbrunn… ein bißl von allem, gell? Halt Wiener Jugendstil.
      Aber um zu den Sangeskünsten der lieben alten Frau Rieder zurückzukehren:
      Was glauben Sie, welches Vergnügen es uns als Halbwüchsigen gemacht hat, uns auszumalen, wie die Reaktion der Beamten von einst auf die Sangeskünste wohl tatsächlich ausgesehen hat…. vielleicht bis zur Drohung „…und jetzt geh i wirklich auffi und drah der Nachtigall da oben…“, worauf der Vorstand beschwichtigend gesagt haben mochte “ Bleib da, i geh scho!“ – und mit seinem liebevoll im Gedächtnis bewahrten Kompliment für Ruhe bei der Arbeit sorgen konnte….

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