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Der Anschluss Vor 1938 (III.)

Der Anschluss vor 1938 (III.)

Die Abstimmung fand in Tirol schließlich am 24. April 1921 statt. Laut Berichten des Allgemeinen Tiroler Anzeigers standen bereits am Tag darauf 107.234 Ja-Stimmen gegen 1.454 Nein-Stimmen oder anders ausgedrückt 98,7% dafür. Am folgenden Tag wurden daraus sogar 144.342 gegen 1.794 – 98,8% dafür. Auch wenn aufgrund dieser Zahlen vielleicht Zweifel über die Durchführung der Abstimmung aufkommen, deuten sie doch auf die damalige Stimmung im Land hin.

Die Entente sah mit Unbehagen auf diese Vorgänge, kurz nach der Abstimmung in Tirol fand eine hitzige Debatte im französischen Senat statt. Dabei ging es eigentlich um eine Neuregelung der Reparationszahlungen aufgrund der desaströsen wirtschaftlichen Lage in Österreich. Aber die Gefahr des Anschlusses spielte dabei eine zentrale Rolle. Der linksdemokratische Senator De Moncier erklärte, dass der Anschluss Österreichs bedeuten würde, dass Deutschland den Krieg letztlich gewonnen hätte. Daher müsse man eine österreichfreundliche Politik verfolgen, um dieser Bewegung den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Die Stimmen aus Deutschland waren gemischt. Während manche ebenfalls energisch den Anschluss forderten, wurden auch Bedenken darüber geäußert, ob denn auch ganz Österreich einen „Gewinn für Deutschland“ darstelle. In der Augsburger Presse wurde gefordert, dass die einzelnen österreichischen Bundesländer dem Deutschen Reich als solche einverleibt werden sollten, denn:

 „jener Staat Deutschösterreich, der als selbstständiger Staat nicht möglich ist, ist als Ganzes genommen und auch als Bundesstaat unmöglich, weil das gänzlich dem deutschen Ideal entfremdete Wien eine bundesstaatliche Hauptstadt abgeben würde, deren internationaler und westlich orientierter Einschlag kein Gewinn für Deutschland wäre. An das Deutsche Reich darf sich nur ein wiedergenesendes deutsches Tirol, Kärnten, Steiermark und Salzburg anschließen.“

Was der Autor dieser Zeilen mit dem „westlich orientierten Einschlag“ Wiens meinte, verrät er uns leider nicht genau – ebenso wenig, ob Oberösterreich, das Burgenland und Vorarlberg ebenfalls dadurch verunreinigt wurden, oder ob diese Bundesländer an anderen Gebrechen litten.

(Plakat für die Abstimmung am 24. April, Ph-35925)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Bezüglich Vorarlbergs:
    Es gab starke Bestrebungen, das „subre Ländle, dött am Rhy un Bodasee“ an die Schweiz anzuschließen, als „Kanton Überrhy“ oder „…überrig“, so ähnlich halt, ich habs nur phonetisch ein bißl im Ohr – aus der Zeit in der Zensurabteilung bei der Post, also 1956 bis 1958.
    Da saßen einander der Nußbaumer Franz (Fotograf – Rauhreiffotos, siehe Neujahrsbeitrag im Vorjahr) und Hackspiel’s Ernst
    („us Breagaz“) gegenüber….
    Was soll ich sagen – es „tat“ einfach nicht zwischen den beiden…, keine Freundschaft möglich – jeder war für den anderen „ein rotes Tuch“
    Mentalitätsunterschiede?…..oder lags daran, daß beide im „Tierkreiszeichen STIER“ geboren waren?
    Aber jedenfalls haben Sie hier die Erklärung, warum unser westlichstes Bundesland hier keine Erwähnung findet – man dachte im Großdeutschen Gehirne, daß man dieses Völkle doch der Schweiz überlassen sollte, wo es besser hinpaßte. (Und über den „Kaufpreis“ könnte man ja verhandeln, oder?)
    Bezüglich „Wien“ – aus seiner Militärzeit in der Kaserne Stockerau hatte mein Vater josef Smola noch eine Broschüre „Österreichische Wehrgeographie“ (von MLAKAR) aufbewahrt (Nein! Ich hab sie nicht mehr!). Ich erinnere mich, wie mein Vater in der ersten Nachkriegszeit darin blätterte und sagte: „Hearst, des is jetzad genau duartn, wo jetzt dar Ruß is“ – also die russische Besatzungszone.“-wia ham die des damois scho gwuußt????“
    Aber das ist, glaube ich, die Erklärung: WIEN lag „im geplanten slawischen Korridor“, der endlich die Polen, Böhmen, Mährer, Slowaken…mit den Slowenen, Kroaten, Serben und Slaoniern verbinden sollte….
    Ich hab das immer noch bildhaft vor Augen. Aber belegen kann ichs halt nicht mehr…

    („

    1. Ich fürchte, ich muß mich dahingehend korrigieren, daß es sich nicht unbedingt mit den „Besatzungszonen“ deckte – es war „die halbe Steiermark“ dabei (andererseits – in der ersten Zeit! „die Brücke von Judenburg“). Also eher Aufmarschplan…
      Und ich habe gedacht, ich bräuchte sie nie mehr, diese Österreichische Wehrgeographie…, und hab sie wahrscheinlich bei meinem verstorbenen Bruder zurückgelassen…

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