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Dem Kämpfer Für Die Freie Lehre

Dem Kämpfer für die freie Lehre

Die Stadt Innsbruck hat eine Reihe von Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürgern. Einer der bekanntesten Ehrenbürger aus dem 19. Jahrhundert ist Leo Thun-Hohenstein, dem 1857 die Ehrenbürgerschaft verliehen wurde. Zum damaligen Zeitpunkt war er Minister für Kultus und Unterricht der Habsburgermonarchie.

Leo Thun-Hohenstein (geb. 1811) stammte aus Böhmen, seine Familie hatte jedoch Tiroler Wurzeln. Das Stammschloss der Thun war Castel Thun im Nonstal. Ein Familienzweig wurde während des Dreißigjährigen Kriegs mit stattlichen Ländereien in Böhmen belehnt, von dieser Linie stammte auch Leo Thun ab. Seit 1849 war Leo Thun-Hohenstein Minister für Kultus und Unterricht. Gegen zahlreiche Widerstände setzten er und seine Berater eine Unterrichtsreform durch, die das Bildungssystem – insbesondere die Universitäten und Gymnasien – der Monarchie bis weit ins 20. Jahrhundert prägten. Auch die Innsbrucker Universität profitierte von den Maßnahmen Thuns und konnte seit den 1850er Jahren einen kontinuierlichen Aufschwung verzeichnen.

Von diesem Aufschwung zeugt auch die Bewunderung, die die Innsbrucker Studenten dem Minister bei einem Besuch im Juli 1854 entgegenbrachten: zunächst veranstalteten sie eine Fackelumzug und trugen dann mehrere Lieder und Gedichte vor. Das Titelblatt eines dieser Gedichte findet sich im Titel. Den (etwas pathetischen) Text desselben mit dem schönen Motto „Für Geist und Licht“ am Ende können Sie auf dem folgenden Bild lesen:

Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft erfolgte wenige Jahre später, im Juli 1857. Schon in der Sitzung des Gemeinderats am 26. April 1857 hatte man einstimmig dafür votiert, dem Minister diese Ehre anzutragen. Thun hatte sich daraufhin, vom Statthalter darüber informiert, erfreut über die mögliche Auszeichnung gezeigt und diesem gegenüber betont, er sei geehrt Ehrenbürger der Hauptstadt des Landes Tirols zu werden. Tirol bezeichnete er dabei als Land, das sich durch „unerschütterliche Treue und erprobte Tapferkeit, durch die Reinheit seiner Sitten und die Festigkeit seines Glaubens ein unvergängliches ruhmvolles Andenken in der Geschichte gesichert“ habe.

Der Zeitpunkt der Ehrenbürgerverleihung war dabei wohl nicht zufällig, denn just zu dieser Zeit wurde die Eröffnung einer Theologischen Fakultät an der Universität Innsbruck im Unterrichtsministerium diskutiert. Der Magistrat und die Statthalterei bemühten sich daher nach Kräften, das Unterrichtsministerium mit Leo Thun an der Spitze davon zu überzeugen, dass Innsbruck ein guter Standort für eine theologische Fakultät sei. Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft war dabei nur eine von mehreren Maßnahmen, die man in Innsbruck setzte: daneben gab es Petitionen, Eingaben des Statthalters, Stellungnahmen in Zeitungen – kurz man versuchte auch unterschiedlichen Kanälen für Innsbruck zu werben.

Die Eröffnung der Theologischen Fakultät in Innsbruck erfolgte schließlich noch im selben Jahr, damit war ein weiterer Schritt zur neuerlichen Vervollständigung der Universität getan. Die Verleihung der Ehrenbürgerschaft an Leo Thun hatte dabei letztlich wohl eine nachrangige Rolle gespielt, es verdeutlicht aber, wie sehr die Stadt an einer Verbesserung der Universität interessiert war.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Div-5472)

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