Das kann nicht Innsbruck sein! – XVII
Nur weil auf einer Karte „Gruß aus Innsbruck!“ steht, bedeutet das noch lange nicht, dass es auch Innsbruck ist. Immerhin stammt das Foto von einem Fotografen aus Wien. Wie soll sich der in der Ferne auskennen? Und noch dazu: Keine Nordkette. Kein Goldenes Dachl. Und wenn man noch weiter ins Detail geht: Kein Kirchturm, keine Straßenbahn und auch sonst keine typisch innsbruckerischen Baumerkmale.
Beginnen wir mit dem linken Bild: Drei Frauen stehen im Jahr 1903 vor einem Haus. Über dem Eingang befindet sich ein leider unlesbares Schild. Vielleicht ein Gasthaus? Oder einer der damals unzähligen Krämerläden?
Spannender ist das rechte Bild: Ein Platz oder eine Straße von beachtlicher Breite mit teils urbanen und teils ländlichen Gebäuden.
Wo könnten wir uns befinden? Kuala Lumpur? Kufstein?
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz)
Linkes Bild: Innstraße 42.
Da könnte ich erzählen, daß meine Rirmpatin Dr.Maria G.Tuma, in diesem Haus einige Zeit in Untermiete gewohnt hat. Das Haus gehörte damals einer Wwe Pahle geb.Götsch. (erste Nachkriegszeit)
Und rechte Seite: Innstraße westwärts. Da „riechts“ für mich nach Theater und „Brenner Hansl“…..
Ja, ich weiß schon! Der Name „Dr. Maria Gisela Tuma“ sagt Ihnen allen heute nichts mehr
Aber: Immerhin hat sie 1) einen Literaturpreis gewonnen (Handel-Mazzetti-Preis 1955)
und 2) steht sie im Tiroler Literaturlexikon mit jeder Menge veröffentlichter
Erzählungen, durch welche sie (Als „staatenlos“) sich nach 1945
über Wasser gehalten hat, bis sie – wegen dieses Literaturpreises und
ihrer Abstammung (Urenkelin eines Grafen Saracini – Trient) einen
Posten als Übersetzerin im Landhaus erhielt (gemeinsames Büro mit
Frau HR Viktoria Stadelmay(e)r) in der politisch sehr aufgeheizten Zeit
2.Hälfte der 50-er Jahre.
Das Bild zeigt den Krämerladen samt Trafik und Stempelverschleiß der Familie Götsch im Haus Innstraße 42. Das ovale Schild an der Hausfassade ist sehr wahrscheinlich das Trafikanten-Schild der k.k. Tabakregie mit dem Doppeladler.
Rechtes Bild: rechte Straßenseite: Haus-Nr. Innstraße 109 (vgl. https://innsbruck-erinnert.at/die-strassen-von-innsbruck-die-fallbachgasse/), das Eckhaus an der Fallbachgasse, das bäuerliche Haus jenseits der Fallbachgasse wurde später „ersetzt“ durch das „Zentrum 107“, also Innstr. 107, wo es früher Kulturveranstaltungen gab (heute, glaub ich, nimmer); gegenüberliegende Straßenseite: das Götsch-Haus, das im linken Bild zu sehen ist, links daneben die Einfahrt zum damaligen Holzhändler Candolini. Als Kinder schauten wir gebannt zu, wie LKWs, die lange Bretter brachten, abgeladen wurden. Hetzig, was früher als „spannend“ empfunden wurde oder zumindest als unterhaltsam.
Im Bildhintergrund, also sozusagen am Horizont, müsste man die Nockspitze sehen, aber sie steckte wohl gerade in Wolken, weshalb dieser Hintergrund etwas „fremd“ erscheint.
LG Georg Payr
Ergänzung/Berichtigung: Es könnte aber die Nockspitze auch zu weit links sein und deshalb vom Götschhaus verdeckt. Man sieht/sähe wohl eher die Hoadl-Gegend.