Das Grabmal der Philippine Welser in der Silbernen Kapelle der Hofkirche
In der Innsbrucker Hofkirche befinden sich viele bedeutende Denkmäler und Schätze, die alle eine Geschichte erzählen. Doch nicht nur das Grabdenkmal Maximilians I., sondern auch das Grabmal der Philippine Welser befindet sich dort.
Philippine Welser war eine Augsburger Patriziertochter und die Ehefrau von Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg, dem Landesfürsten von Tirol. Die eher lückenhaften Informationen über ihre Lebensgeschichte (vor allem über ihre Jugend) führten schon sehr bald nach ihrem Tod zur Ausbildung zahlreicher Mythen. Der älteste und bis heute hartnäckigste Mythos ist der ihrer übergroßen Schönheit.
Ihr Lieblingsort, Schloss Ambras, wurde in ein prächtiges Renaissanceschloss verwandelt. Sie legte einen Kräutergarten an und mischte mit ihrem Leibarzt und Apotheker Medikamente. Ein ihr gelegentlich zugeschriebenes Arzneibuch stammt aus der Hand ihrer Mutter Anna Welser. Darüber hinaus wird Philippine Welser seit langem ein Kochbuch über die Küche ihrer Zeit zugeschrieben. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass auch dieses Kochbuch von ihrer Mutter Anna in Auftrag gegeben und von mindestens drei verschiedenen Autoren dokumentiert wurde. Auch ihr Gebetbuch mit vielen Illustrationen ist bis heute erhalten geblieben.
Weiterhin setzte sie sich für die einfachen Leute ebenso wie für hilfesuchende Adelige ein, was durch viele an sie gerichtete Bittgesuche schriftlich überliefert ist. Ihr Mann überschrieb ihr mehrere Güter und beschenkte sie reichlich. Sie erhielt die Titel Markgräfin zu Burgau, Landgräfin zu Nellenburg und Gräfin von Ober- und Niederhohenberg.
Ab dem Jahre 1570 hatte Philippine Welser jedoch erhebliche gesundheitliche Probleme. Am 24. April 1580 verstarb sie. Ihr Mann Erzherzog Ferdinand II. von Habsburg ordnete an, dass sie ein Grabmal aus weißem Marmor in der silbernen Kapelle der Innsbrucker Hofkirche erhielt. Weiterhin versorgte er ihre Diener und nahm sich auch der Armen an, die Philippine unterstützt hatte.
Dieses prunkvolle Grab kann man heute noch in der Innsbrucker Hofkirche bewundern. Der Sarkophag von Alexander Colin ist an der vorderen Längsseite mit zwei Reliefs biblisch-allegorischer Darstellungen geschmückt. Im Mittelfeld befindet sich eine lateinische Grabinschrift, die das Todesdatum der Philippine mit 24. April 1580 angibt.
Das linke Relief zeigt räumlich hintereinander angeordnet drei Szenen: Im Vordergrund die Erschaffung Evas aus der Rippe Adams durch Gottvater, der links am Rand stehend mit wallendem Bart dargestellt ist (vgl. Gen. 2, 22). Diese Szene ist insofern von Bedeutung, als sie eine stilistische Nähe Alexander Colins zu Michelangelo aufweist, besonders zu dessen Erschaffung der Eva in der sixtinischen Kapelle. Am rechten Rand befindet sich Fides (der personifizierte christliche Glaube) mit Kelch und dem Alten Testament in Händen. Sie und die am rechten Relief dargestellte Caritas (die personifizierte christliche Nächstenliebe) wurden generell sehr häufig auf Grabdenkmälern abgebildet. Hier betonen sie das gottgefällige Leben Philippine Welsers. In den beiden weiteren Feldern des linken Reliefs befinden sich Passionsszenen Christi (deutlich am Kreuz zu erkennen), sowie auf den Wolken thronend die Dreieinigkeit und die zwölf Apostel.
Auch das rechte Relief ist räumlich gegliedert, ist thematisch jedoch simpler. Hier dominiert im Vordergrund eine liegende Caritas, – typischerweise mit Kindern dargestellt. Sie verteilt Almosen an Bedürftige. Im Mittelfeld werden weitere Bittsteller und Kranke gezeigt. Das räumlich oberste Feld stellt den Bezug zu Innsbruck her, denn es zeigt eine Stadtansicht und Berge.
(Titelbild: Grabmal der Philippine Welser, Signatur Ph-20997)
Verfasserin: Laura Madreiter
Ich komme nicht mehr dahinter, wer jener war, der so begeistert von diesem Grabmal der Philippine Welser berichtet hat. Der Goethe wars jedenfalls nicht, der Heine – ich hab seinen „launigen“ Bericht über Innsbruck und die Engländer in der Hofkirche gegoogelt – da wars nicht dabei – aber vielleicht weiß es zufällig jemand und stellt den Text zum Bild dazu?
Vielleicht wars der Ludwig Steub?
Den Heine, der die Tiroler anscheinend genauso wenig mögen hat wie wir die Deutschen, hab ich übrigens in Verdacht, daß er gar nicht in der Hofkirche war, sondern in einem der Gasthäuser der Altstadt hängen geblieben ist. Das „Wissen“ um die „niedere Kirche“ hatte er von einem der gegenseitig abkopierten Stiche, die das Innere mit einem perspektivisch falsch gezeichneten Gewölbe zeigen.
Ich hätte 3 Literaturtipps für Sie, Frau Stepanek, vielleicht werden Sie ja da fündig:
1) Gottfried Primisser: „Denkmähler der Kunst und des Alterthums in der Kirche zum heiligen Kreuz zu Innsbruck“, Verlag Wagner’sche Innsbruck, 1812.
2) Wendelin Boeheim: „Philippine Welser Eine Schilderung ihres Lebens und ihres Charakters“, Verlag Museum Ferdinandeum Innsbruck, 1894
Beide Werke gibt es als Digitalisat, Sie sollten kein Problem haben, diese zu finden. Ich verwende aber nur einen Link, damit der Kommentar nicht irgendwo im Nirgendwo landet, und zwar für Tipp Nr.
3) Johann Gabriel Seidl: „Wanderungen durch Tyrol und Steyermark“, Erster Band Wanderungen durch Tyrol“, Verlag Wigand Leipzig, 1842
Ein Link-Test hat ergeben, dass man nicht auf der entsprechend ausgewählten Seite landet, sondern am Beginn des Buches. Deshalb hier der Seiten-Hinweis: Hofkirche findet sich auf S 88 (oder einfach unten im Suchfeld „Hofkirche“ eingeben).
https://www.google.at/books/edition/Wanderungen_durch_Tyrol_und_Steiermark/9B2Pfl_wjwUC?hl=de&gbpv=1&pg=PA5&printsec=frontcover
@ Herrn Hirsch – auch für Sie noch ein Hinweis: In diesem letztgenannten Buch bin ich auf ein von Ihnen am 24. Dezember 2021 um 11:05 Uhr im Beitrag „Ein blödes Foto“ hochgeladenes Bild der Stapf-Kapelle gestoßen. Sie schrieben damals, „daß es sich um diesen Stich handelt, dessen Quelle ich vergessen habe“. Das Original dieses Stiches mit dem Titel „Schloss Amras“ stammt von Theodor Verhas (Zeichner) und Henry Winkles (Kupferstecher), wurde in Leipzig von der „Englische Kunst-Anstalt“ verlegt und ist hier auf Seite 76 als Illustration gelandet.