Damenprogramm zur Dreihundertjahrfeier der Universität
Im Juni 1970 wurde mit der Dreihundertjahrfeier der Bestand der Universität von 1669 – 1969 mit einem umfangreichen Programm gefeiert. Damaliger Rektor war Univ.-Prof. DDr. Emerich Coreth.
In der Woche vom Montag, den 01. Juni, bis Freitag, den 06. Juni, wurden eine akademische Arbeitswoche, verschiedene Ehrungen von Fakultäten und die Eröffnung der Fakultät für Bauingenieurswesen und Architektur veranstaltet. Zur klassischen Vierzahl der Fakultäten Philosophie, Rechts- und Staatswissenschaft, Theologie und Medizin kam im Jubiläumsjahr 1969/70 nun eine fünfte, die technische Fakultät, hinzu.
Auch ein Sportprogramm mit Wettkämpfen in den Disziplinen Leichtathletik, Faustball, Fußball und Hallenhandball fand vom Mittwoch, den 03. Juni, bis zum Freitag, den 05. Juni, statt.
Am Samstag, den 06. Juni, war der Höhepunkt der Feierlichkeiten ein Universitätsfest in der Altstadt und ein akademischer Festakt im Großen Stadtsaal, bei dem auch der Bundespräsident Dr. h.c. Franz Jonas und die Bundeministerin Dr. Hertha Firnberg anwesend waren. Aufgrund des großen Interesses und der hohen Zahl der Anmeldungen musste dann der Festakt ins Olympia-Stadion verlegt werden. Der ORF Tirol produzierte zu den Feierlichkeiten auch eine Reihe von Aufnahmen, die auf Schallplatten eingespielt wurden.
Interessant ist, dass ein eigenes Damenprogramm vorgesehen war. Man fragt sich, wie das denn ausgesehen haben mag. Wenn man jedoch einen Blick hineinwirft, findet man lediglich eine Stadtrundfahrt mit Besichtigung des Schlosses Ambras und verschiedene Exkursionen ins Zillertal, zur Europabrücke, nach Seefeld und zur Seegrube. Am letzten Tag war offenbar mit dem Besuch des Volkskunstmuseums und der Hofkirche auch Bildung angesagt.
Wenn man im Duden nachschlägt, findet man folgende Beschreibung für den Begriff „Damenprogramm“: (bei einem Staatsbesuch o. Ä.) spezielles Programm [mit Schwerpunkt auf dem kulturellen Bereich] für die Frau des Staatsgastes [und ihre weibliche Begleitung].
Der Ausdruck „Damenprogramm“ stammt aus alten Zeiten. Dass solche Bezeichnungen im Großen und Ganzen ad acta gelegt wurden, ist unter anderem auch Politikerinnen wie Angela Merkel zuzuschreiben. Ihr Ehemann Joachim Sauer war meistens beim „Damenprogramm“ für die Ehefrauen der Politiker der Hahn im Korb. Heutzutage wird für die mitreisenden Begleitpersonen ein „Besucher- oder Begleitprogramm“ angeboten.
Im universitären Bereich ist in den letzten Jahrzehnten die Anzahl der Frauen, die im wissenschaftlichen Bereich tätig sind, angestiegen und es würde wohl niemand mehr daran denken, bei akademischen Feierlichkeiten ein eigenes „Damenprogramm“ anzubieten.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Bild: NK~PH~A-12-24-0-0-)
(Autorin: Nicola Mair)