Christbaummarkt
Weihnachtszeit ist Christbaumzeit. Unzählige, mittlerweile extra gezüchtete Nadelbäume werden in der Vorweihnachtszeit gefällt und auf Märkten verkauft. Für ein paar Wochen stehen die lichtgeschmückten Bäume vor Kirchen und Einkaufszentren, auf viel begangenen Plätzen, in Vorgärten, auf Balkonen und in Wohnzimmern. So ein Christbaum muss mit Bedacht ausgewählt werden, soll er doch bis zum 6. Jänner möglichst frisch bleiben und so wenig Nadeln wie möglich fallen lassen. Das Titelbild zeigt einen Christbaummarkt vor der Johanneskirche am Innrain. Das schwarz-weiß Foto dürfte Mitte der 1930-er Jahre entstanden sein. Einige Personen begutachten die zum Verkauf angebotenen Bäume und diskutieren wohl über die Qualität und Größe der Ware. Auffallend ist, dass es sich um sehr große Bäume handelt, die wohl nicht in jedes Wohnzimmer gepasst haben dürften.
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-30881)
Das Foto hätte in den 50ern noch genau so ausgeschaut. Eine nette Szenerie, man sieht, wie der potentielle Kunde zum Verdruß des Verkäufers mit der Hand auf die unwillkommene Kurve im Stamm deutet. Noch verdrossener schaut die Verkäuferin rechts davon drein, hätte sie doch so schöne gradgewachsene Bäume auf Lager. Ganz allgemein fanden sich unter den aus dem Wald geschlagenen Bäumen oft die abenteuerlichsten Besen und einen halbwegs stattlichen Baum zu finden war mühselige Sucharbeit. Erst die Zuchtbäume waren dann im großen und ganzen ebenmäßig gewachsen.
Zur bestaunten Größe sei an die Gründerzeitwohnungen erinnert, ich selbst wuchs in 3,50 m hohen Räumen auf, in denen man so einen Christbaum sogar noch auf den Tisch stellen konnte. 30 Stück Kerzen hatten spielend Platz.
In Erinnerung sind mir auch noch die spärlichen Tannen mit ihren wenigen Ästen, die buschigen „Nordmanntannen“ gab es erst später. Aber sie nadelten halt nicht, sondern wurden nur strohtrocken und die Äste begannen sich nach unten klauenartig einzudrehen.
In guter Erinnerung sind mir auch die Leute, die ich am Christtag vom C-Obus aus beobachten konnte, wie sie am verlassenen Christbaummarkt zwischen Johanneskirche und Ursulinen unter den unverkauften und an Ort und Stelle zurückgelassenen Christbäumen herumkramten und einen verwachsenen oder asymmetrischen Kompromiss zu einem verspäteten Heiligen Abend nach Hause trugen. Sie taten mir so leid. Vielleicht waren es aber auch nur Geizhälse.