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Carraro, Peisser, Mayr, Albrecht

Carraro, Peisser, Mayr, Albrecht

Wenn ein Motiv nich ganz ins Bild passt, muss man als pragmatischer Pharmazeut einfach zwei Bilder anfertigen und darauf zählen, dass es später schon jemand im Photoshop zusammenbauen wird.

Die beiden Glasplatten stammen aus dem abgebildeten Haus – Leopoldstraße 2, Wiklerhaus vulgo ehemaliges Romahaus (ich weiß immer noch nicht woher der Spitzname kommt) und befinden sich in der dem Stadtarchiv übergebenen Sammlung des Volkunstmuseums in der Bearbeitung und Erschließung von Renate Erhart. Heute würden nicht wenige sagen, es sei eines der schönsten Häuser der Stadt – vor der Neugestaltung in einen deutsch-mittelerdisch-gnombevölkerten Jugendstilprachtbau war es ein Haus wie viele andere in der Leopoldstraße. Hinten waren Lager der verschiedensten Unternehmen, vorne in bester Lage gab es Läden mit kürzerer und solche mit längerer Verweilzeit im Stadtbild.

Die morgendlich aufgenommene Szene ist nur von einer verwackelten Gestalt bevölkert, direkt vor dem Hauseingang steht ein Rauchfangkehrer-Handwagen; auf der Straße liegt etwas frischer Pferdedung.

Ist das links am Tor ein Streichholz-Automat? Der Weinladen des Josef und später seiner Witwe Maria Carraro bestand von 1897 bis 1905; die beiden wohnten an vielen Adressen in Wilten aber nie in diesem Haus und wurde auch nie Wiltener oder Innsbrucker Stadtbürger mit Heimatrecht.


Im Juni 1898 hatte Hans „Ritter v. Peisser„, 1867 in Innsbruck geborener Eisenwarenhändler, hier seinen Laden eröffnet. Die Schaufenster sind weitaus weniger sortiert wie die Flaschen des Branntweinhändlers nebenan, was natürlich der alten Eisenwarenhandlungslogik geschuldet ist, dass Vitrinen bis zum letzten Kubikzentimeter vollgestopft sein müssen, um die Bandbreite des Sortiments abzubilden. Hans und Nothburga Peisser geb. Zingerle lebten bis in die 1930er Jahre in der Adamgasse, wohin nach 1918 auch das Geschäftslokal übersiedelt ist.


Eine Legende der Wiltener Geschäftslandschaft ist Josef Mayr, 1854 in Bozen geborener Uhrmachermeister und nach 1890 von der Leopoldstraße 44 hier auf Nummer 2 übersiedelt. Sein Laden bestand bis zu seinem Tod 1930, er inserierte als Antikgroßuhrenspezialist in hunderten Ausgaben der lokalen Zeitungen; sein Sohn Arthur, ebenfalls Uhrmacher, fungierte am selben Ort noch bis 1938 als Altertümer-Händler.


Nebenan noch eine kleine Werbe-Vitrine des hier viele Jahre ansässigen Schilder- und Schriftenmalers Lambert Albrecht, dem Lukas Morscher gerade eine Serie widmet.

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