Buntes Netzwerk
Mit dem heutigen Bild tauchen wir ein in das Thema Wasserversorgung der Stadt Innsbruck. Im Bild sehen Sie einen Ausschnitt aus der sogenannten Hofbrunnenkarte aus dem Jahr 1796, die 1815 noch einmal ergänzt worden ist. Auf der Karte sind die Wasserleitungen des Aerars sowie die Anschlüsse daran eingezeichnet. Jede der farbigen Linie steht für eine eigene Wasserleitung: rot ist das Höttinger Brunnengeleit, wie im damaligen Sprachgebrauch die Wasserleitungen genannt wurden, eingezeichnet, in grüner Farbe ist die Weiherburger Leitung und in gelber schließlich das Geleit von der Mühlauer Quelle dargestellt. Hätten Sie die gesamte Karte, die im Original etwa 1,2 mal 1,3 Meter misst vor sich, dann würde Sie auch noch in braun das Venusberger Geleit eingezeichnet finden, das jedoch nur über eine kurze Strecke in St. Nikolaus verlief.
Die Wasserleitungen verliefen damals in Holzrohren aus ausgehöhlten Baumstämmen und sie versorgten seit ihrem Bau in der frühen Neuzeit zunächst öffentliche Brunnen und Gebäude mit Wasser, nach und nach ließen sich immer mehr Privatpersonen gegen einen jährlichen Wasserzins an das Leitungsnetz anschließen – so entstand dieses historisch gewachsene Netzwerk an Leitungen. Im Ausschnitt im Titel sehen Sie die Situation in der Altstadt um 1800 und hier haben Sie sicherlich einiges zu entdecken.
Im obigen Ausschnitt (aus dem unteren rechten Teil der Karte) sehen Sie die Beschriftung der Karte mit den Angaben zur Datierung und den Zeichnern – viel Vergnügen beim Entziffern. Außerdem ist dort die Wasserfassung beim Mühlauer Bach eingezeichnet, von wo – wenngleich an anderer Stelle und in anderer Form – bis heute der überwiegende Teil des Innsbrucker Wasser kommt. Besonders hübsch finde ich dabei die Andeutung der Mühlauer Klamm. Auch wenn die Karte in erster Linie einem praktischen Zweck diente , finden sich in dieser viele kleine Ausschmückungen. Ein besonders nettes Detail hat der Zeichner im Bereich der Innbrücke festgehalten, wo ein sogenannter Fischkalter eingezeichnet ist und darin sogar die Fische angedeutet sind.
Wenn Sie mehr über die Wasserversorgung der Altstadt oder andere Aspekte der Infrastruktur dort erfahren möchten, dann kann ich Ihnen das Buch „Kanalisation ist eine ganz nette Sache …“ Aspekte der Infrastruktur in der Innsbrucker Altstadt, herausgegeben von Matthias Egger und Lukas Morscher empfehlen, das vor kurzem erschienen ist.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Pl-84)
Herrlich, auf dem Plan sieht man interessanterweise auch sehr gut einen Brunnen in der Sakristei der St. Jakobs-Pfarrkirche.
Der Erläuterungs-Text ist auf dem kleinen Bild in der Tat nicht ganz einfach zu entziffern, bis auf 2 schwer leserliche Stellen in den Klammern könnte er lauten:
„Verfertigt Im Jahre 1796 von Johann Zimmermann Hof………………..(amts Zaun Faktor?) und auf den dermaligen Stand zurechtgestellt von Franz Voglsanger k.k. pr. Hofbau………… (?) Amts Controlleur im Monate Jänner 1816.“
Ernstinger berichtet in seinem Raisbuch bereits um 1600 von „vielen lustigen Rorprünnen mit guetem kuelem Wasser” zu Hall und auch zu Innsbruck.
Im Handbuch der Behörden, Institute, Vereine und Anstalten im Kronlande Tirol und Vorarlberg von 1821 wird Franz Voglsanger als Baudirektions-Ingenieur der k.k. Landes-Baudirektion erwähnt.
Franz Voglsanger starb am 10. August 1865 im 79. Lebensjahr als k.k. jubilierter Bau-Ingenieur in Innsbruck. Laut dem Sterbebild war er die letzten 12 Jahre seines Lebens blind, was er „mit heldenmüthiger Geduld ohne ein Wort der Klage in demuthsvoller Ergebung“ ertragen hat, wie ausdrücklich erwähnt wird.
Mich reizen ja solche alten Texte, aber die Schrift im Plan ist hier eindeutig leichter zu lesen als die darunter stehende Ergänzung. Meine „Übersetzung“ daher mit einigen Fragezeichen versehen, aber doch in etwa mit Herrn Auer übereinstimmend:
Verfertigt im Jahre 1796 von Johann Zimmermann Spielmann R. (?) Zirrer Justin (?)
und auf den d……chigen (?) Stand zurechtgestellt von dem Franz Voglsanger k. k.er Hofbaulicher Amtsvorsteher im Monate Jänner 1815
Ein interessantes Detail ist auch die „Goldene Dachl Kaserne“ mitten in der Altstadt, welche nur wenige Jahrzehnte in diesem Gebäude situiert war.
Der bekannte Stadt Brunnen vor dem Trautsonhaus in der Herzog-Friedrich-Straße steht seit 1806 an dieser Stelle. Im Plan sieht man dort mit Nr. 85 zwar einen Anschluss, allerdings nicht als öffentlicher Brunnen erkennbar. Ein solcher ist etwas südlich beim heutigen Mode Gatt Geschäft mit „Gemeinds Brunnen“ bezeichnet.
Vielen Dank für Ihre Kommentare. Die Beschriftung der Karte ist zugegebenermaßen schwer zu entziffern. Meine Variante deckt sich in vielen Punkten mit der Ihrigen:
Verfertigt im Jahre 1796 von Johann Zimmermann Hofbauamtszimmer[er]polier und auf den dermaligen Stand zurechtgestellt von dem Franz Voglsanger k.k. pr. Hofbauamtkassieramtcontrolleur im Monate Jänner 1815 [auch 1816 ist vollkommen plausibel, auch im Original ist das beinahe unmöglich zu unterscheiden – der Vgl. mit der 6 oben lässt mich eher auf eine 5 tippen].
Danke auch an Josef Auer für den Hinweis auf den Nachruf auf Voglsanger und auf das Beamtenhandbuch – diese sind in der Regel ein wichtiges Findmittel. In ALEX und bei Tessmann.digital sind zahlreiche davon digital verfügbar.