Bodenständiges Handwerk
Während andernorts in Tirol bereits aus dem frühen 14. Jahrhundert Zeugnisse der Schuhmacherzunft überliefert sind, wird das Handwerk in Innsbruck erst 1450 erwähnt – auch wenn man davon ausgehen darf, dass die Innsbrucker vorher nicht barfuß umherwandelten. Damals wurde von Hans Holtzer eine Bruderschafts-Kerze für die Zunft gestiftet. Bis wir dann erstmals von einer Ordnung der Schuster hören, vergehen fast noch einmal einhundert Jahre, dann wird allerdings nur die bereits seit einem nicht bekannten Zeitpunkt bestehende bestätigt.
Wie so oft bei den Zünften jener Zeit werden sie meist nur aktenkundig, wenn sie sich über etwas beschweren, oder sich jemand über sie beschwert (oder wie zuvor gesehen, ihre Zunftordnung erneuert wird). So ist aus dem Jahre 1544 eine Klage der Schuster an den Stadtrat über den Ledermangel in Innsbruck überliefert. Dieser Trend setzt sich schön fort: 1589 bestätigt Erzherzog Ferdinand den Schustern ihre Ordnung und 1603 – Sie ahnen es wahrscheinlich schon – beschwert sich die Zunft über die Rotgerber. Auch diesmal ging es um den Mangel an Leder, denn die Schuster warfen den Gerbern vor, ihr Produkt auswärts zu verkaufen, anstatt es ihnen in der Stadt anzubieten.
Ebenfalls ins Bild zu den klassischen Zeugnissen der Zünfte aus der Neuzeit passen die Konflikte zwischen den Stadtmeistern und ihren Berufskollegen auf dem Lande, den sogenannten Geymeistern. Letztere gehörten nicht zur städtischen Zunft, damit waren sie nicht an deren Produktions- und Preisvorschriften gebunden. Dementsprechend waren die städtischen Meister besorgt, Kundschaft an sie zu verlieren und strebten danach, sie denselben Regulierungen zu unterwerfen. So lief es auch bei den Schustern, bei denen die Geymeister im Laufe des 17. Jahrhunderts in die städtische Zunft eingegliedert wurden.
(Der Willkommensbecher der Schusterzunft aus Zinn, er hing seit 1798 über ihrem Stammtisch im Weißen Kreuz, Signatur Ph-A-882-4-082)