Aus dem Revolutionsjahr 1848 …
… stammt diese Urkunde. Sie wurde auf den Tag vor 175 Jahren für Franz Egger (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Autor dieser Zeilen ;)) ausgestellt. In Innsbruck – wie in ganz Tirol – hatte das Revolutionsjahr 1848 einen eigenen Verlauf genommen. Waren zumindest in den Städten des Landes die Errungenschaften der Märzrevolution (Rücktritt Metternichs, Abschaffung der Zensur, Aussicht auf eine Verfassung) begrüßt worden, so schlug die Stimmung vor dem Hintergrund der Bedrohung der Landesgrenzen durch die Aufstände in Oberitalien und den aufkeimenden Nationalitätenkonflikt zwischen deutsch- und italienischsprachigen Tirolern bald um. Die Flucht der kaiserlichen Familie nach Innsbruck im Mai 1848 tat ein Übriges, um die Begeisterung für die revolutionären Vorgänge in Wien und anderen Kronländern zu dämpfen. Anstatt von Barikaden, wurden überall im Land Schützenkomapnien aufgestellt, um unter Losung „Für Gott, Kaiser und Vaterland“ die Grenzen Tirols zu verteidigen. Auch in Innsbruck formierten sich mehrere Schützenkompanien, darunter alleine zwei akademische Kompanien der Universität.
Der oben erwähnte Franz Egger hatte sich der VI. Innsbrucker Schützenkompanie angeschlossen, die 121 Mann zählte und unter dem Kommando von Anton Hutter (gebürtig aus St. Nikolaus) stand. Am 2. August 1848 zogen sie ins Trentino (Judikarien), nachdem sie zuvor Kaiser Ferdinand I. vor der Innsbrucker Hofburg inspiziert hatte.
„Hutters Kompanie verblieb drei Monate in Judikarien und versah von Storo aus den Patrouillendienst im Chiesatal und auf den umliegenden Bergen.“ Zu größeren Kampfhandlungen kam es dabei nicht. Dafür machte das „schlechte Klima“ im „versumpften Chiesatal“ den Schützen zu schaffen. Zwei von ihnen starben infolge von Krankheiten während dieser Zeit. Gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Wintereinbruch kehrte die VI. Kompanie schließlich am 8. November 1848 in die Landeshauptstadt zurück.
„Über ihre Teilnahme an der Landesverteidigung erhielten auch die Schützen der VI. Kompanie eigene Zeugnisse, die aber nicht mehr wie bisher hangeschrieben waren, sondern auf eigenen lithographierten Vordrucken ausgefertig wurden, welche der in der Innsbrucker Kohlstatt tätige Lithograph Lorenz Mohrherr herstellte und dem Kompaniekommandanten um 12 Kreuzer je Stück verkauften.“
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(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck)
An dieser Urkunde sieht man gut, welche Schäden ein gut gemeintes altes Klebeband an historischen Dokumenten anrichtet. Der enthaltene Klebstoff führt im Lauf der Zeit zu bräunlich-gelben Verfärbungen und zerstört das Papier.