skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Arzl – Stadt Oder Land? Teil I: Eingemeindung 1940

Arzl – Stadt oder Land? Teil I: Eingemeindung 1940

Wie viele andere Gemeinden im Tirol der NS-Zeit entging auch Arzl bei Innsbruck nicht dem Schicksal, zwangseingemeindet zu werden. Die Stadt Innsbruck, die seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts einen massiven Bevölkerungsschub erlebt hatte, schielte bereits in den 1930er Jahren auf die an die Stadt angrenzenden Baugründe, um der akuten Wohnungsnot entgegenwirken zu können. Mit der Eingliederung der Gemeinden Hötting, Mühlau und Amras in das Stadtgebiet im Jahr 1938 konnte jedoch noch nicht die gewünschte Entspannung am Wohnungsmarkt erreicht werden. In der Folge richtete sich der Blick bald auf Arzl, wo noch genügend Flächen zur Verfügung standen. So kam es, dass der Innsbrucker Oberbürgermeister Dr. Egon Denz (1899–1979) im Jahr 1939 einen Antrag auf die Eingemeindung von Arzl beim Landeshauptmann einreichte; schon im darauffolgenden Jahr wurde der neue Stadtteil der „Gauhauptstadt“ eingegliedert.


Auf die für die Gemeindebewohner plötzlich kommende Eingemeindung, die ohne Mitspracherecht der Dorfgemeinde vollzogen wurde, folgten prompt Beschwerden der Arzler. Sie zeigten sich wenig begeistert über den Verlust der Selbstständigkeit; viel Spielraum hatten sie jedoch nicht und schließlich mussten sie sich der Entscheidung beugen.


Die Stadt versuchte ihr Handeln zu begründen. Als schlagendes Argument für die Eingemeindung wurde besonders häufig der erwartete Ansturm von Südtiroler Optanten genannt. Ihnen sollten in Arzl die nötigen Wohnunterkünfte bereitgestellt werden. Rückblickend kann man aber von einem Vorwand sprechen; es kamen zwar viele Südtiroler nach Innsbruck, sie wurden allerdings nicht vorrangig in Arzl, sondern überwiegend in Pradl, der Reichenau und in Wilten untergebracht. Dort befinden sich teilweise heute noch die ehemaligen „Südtiroler-Siedlungen“.


Zwar blieb die „Zwangseingemeindung“ auch während der Kriegsjahre umstritten, angesichts der Wirren und dem Elend beschäftigten sich der „Reichsgau Tirol-Vorarlberg“ und die Stadt Innsbruck jedoch kaum mehr mit der Angelegenheit…

(Bild: Arzl im Oktober 1942, Stadtarchiv/-museum Innsbruck, Ph-10044)


Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
    1. Damit haben Sie völlig Recht, Herr Roilo, man kommt nicht weg! Obwohl noch so wenig verbaut, gibt es doch so viel zu sehen. Die Straße nach Arzl z. B., die zunächst an der Dörrfabrik vorbei, dann durch die Unterführung des Bahndammes und weiter entlang zwischen Krautäckern und Feldern ins Dorf hinauf führt. Damals gab es hier bis hin zur Dörferstraße (heute Rumer Straße) kein Haus. Im Winter war die Straße (heute Exerzierweg) unsere Rodelbahn, ebenso wie der links davon liegende Hang am Fuße des Calvarienberges, „Arzler Bichl“ genannt. Auf der Straße ging’s aber schneller bergab. Hinter der ersten Rechtskurve war unser Start, weiter oben war es zu flach, um schnell in Schwung zu kommen. Da hätte man Anlauf nehmen müssen oder einen „Anschupfer“ gebraucht. Wenn es eisig war, mussten wir aufpassen, damit wir unten nicht entweder links im Bach, oder rechts an der Mauer des Bahndurchlasses landeten.

      In der Nähe dieser Unterführung – ich vermute nord-östlich davon – muss es auch einen Luftschutzbunker gegeben haben. Ich habe den allerdings nie gesehen, weiß es nur aus Erzählungen.

      Als quasi Fortsetzung des Exerzierweges oberhalb der Rumer Straße Richtung Norden kann man den Lehmweg erkennen, der geradeaus zum Waldrand führt. Geht man dort rechts weiter, kommt man zum Canisiusbrünnl – gefühlt während meiner gesamten Volksschulzeit das Ausflugsziel unseres jährlichen Schul-Wandertages, ich kann mich jedenfalls an kein anderes erinnern. Es gab dort einen kleinen Hang mit vielen herrlich duftenden Walderdbeeren. Die Wirtin vom Gasthaus Canisiusbrünnl hat uns dazu Schlagrahm spendiert und wir durften diese Köstlichkeit dann in ihrem Gastgarten verspeisen.

      Etwas links vom Lehmweg ist auch der Eggenwaldweg auszumachen, der ebenfalls zum Waldrand führt, dort wo heute der „neue“ Landeshauptschießstand steht und von dem man in der Folge u. a. auch zum Rechenhof kommt.

      Unabhängig davon, was es auf diesem Foto alles zu entdecken gibt, gefallen mir auch die Wechsel von Licht und Schatten sehr. Durch sie werden die unterschiedlichen Geländeformen noch deutlicher sichtbar. Funktioniert eben bei schwarz-weiß Aufnahmen besonders gut.

  1. Das Foto ist stadtgeschichtlich absolut fantastisch! Dieser Panoramablick abseits der klassischen Postkartenmotive ist etwas ganz Besonderes.

    Im Text steht, dass man „im Jahr 1939 einen Antrag auf die Eingemeindung von Arzl beim Landeshauptmann“ gestellt habe.
    Ob es 1939 das Amt des Landeshauptmanns wirklich noch gegeben hat? War das nicht Franz Hofer, der amtlich als Gauleiter tituliert wurde?
    1938 gab es ganz kurz noch einen kommissarischen Landeshauptmann, die Bezeichnung scheint danach wohl bis 1945 nicht mehr in Gebrauch gewesen zu sein.

  2. Die mysteriösen hohen Erdwälle sind wohl der Kugelfang für den Landeshauptschießstand. Ungefähr in dieser Gegend verläuft heute der Kugelfangweg.

    1. Ja, das waren die beiden Kugelfänge – ein größerer und ein kleinerer. Hinüber kam ich als Bub nie, aber man sah sie gut , wenn wir in die Au hinunter gingen, von der rechten Innseite aus. Ich kann mich noch gut an sie erinnern!

  3. Interessant sind auch die wie Lawinengalerien wirkenden Linien unterhalb der Rumer Spitze. Hat es das wirklich schon dort gegeben?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche