Anno auf Papier
Viele der hier präsentierten Zeitungen kennt ein junger Mensch unter 90 nur mehr als digitalen Wiedergänger in der österreichischen Nationalbibliothek.
Hier liegen sie mitten in Innsbruck, bei größter Vergrößerung kann man ein paar Titel lesen oder halb erraten. Die Stunde, Die Woche, Die BZ, Die Reichspost, Die 8-Uhr-Nachrichten, Innsbrucker und Münchener Tageszeitungen zuhauf, dazwischen den bitterbösen Götz von Berlichingen. Verkauft werden sie bei trockenem Wetter von dem älteren Herrn links, die junge Frau rechts blickt selbstbewusst in die Kamera und möchte vielleicht später einmal Journalistin werden. Da können Fremdsprachen nicht schaden: auf dem Firmenschild werden Newspapers, Giornali, Journaux versprochen, in der Auslage gibts den neuesten Grieben Reiseführer.
A propos mitten in Innsbruck: Wo war den dieses legendäre Geschäft? Und wie hieß es?
Könnte der (spätere) Kaltschmid in der Erlerstraße 3 gewesen sein. Könnte, weil besonders legendär war er nicht. Das ähnliche Geschäft neben der Bäckerei Zoller in der Leopoldstraße war zwar legendär, aber für internationale Presse damals zu abgelegen.
Es handelt sich um den Zeitungsverschleiß Franz Kaltschmid in der Erlerstraße 3, welcher hier bereits seit 1905 ansässig war.
Die Münchner Neuesten Nachrichten erschienen von 1848 bis 1945, die ebenfalls feilgebotenen Innsbrucker Nachrichten gab es von 1854 bis 1945.
Klarer wird die Datierung mit den Zeitungen „Die Stunde“, welche es von 1923 bis 1938 gab, und der Wochenzeitung „Götz von Berlichingen“, welche im Zeitraum von 1919 bis 1934.
Das Bild ist somit nach 1923 und vor 1934 aufgenommen worden.
In diesem fast unlängst erschienenen Beitrag kann man das Haus und den Zeitungsverschleiß auch aus der Ferne betrachten:
https://innsbruck-erinnert.at/erste-retuschen-der-stunde-null/
Das Sechseck- Pflaster am Gehsteig spricht auch für die Erlerstraße – siehe https://innsbruck-erinnert.at/unloesbar-2/
Kleine Rückblende: Hier sieht man das Geschäft von Herrn Kaltschmid ganz gut, inklusive TT-Wandgemälde https://postimg.cc/xkMCZfgT
Das Bild stammt aus „Innsbruck informiert“ vom März 2017 unter dem Titel „Herberge dringend gesucht“. Den direkten Link scheint unsere Webseite wieder einmal nicht zu mögen.
Der Protestmarsch erschien ein paar Meter weiter gekommen im Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/volkserhebung-in-ungarn/