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An Den Löbl. Magistrat…

An den löbl. Magistrat…

Mit dieser Anrede begann das – mit roter Farbe als „Dringend“ gekennzeichnete – Anschreiben des von 1904-1909 in der Museumstraße 10 wohnenden Advokats-Konzipisten Herbert Ebner vom 30. März 1905. „Endesgefertigter ersucht im Namen eines in der Gründung begriffenen Fussballclubes einen löblichen Stadtmagistrat um die Bewilligung wöchentlich zwei bis dreimal den ehemaligen Eislaufplatz am Ausstellungsplatz“ nützen zu dürfen und würde sich „gerne mit denjenigen, denen ein ähnliches Benützungsrecht bereits eingeräumt wurde, ins Einvernehmen setzen„.

Der Magistrat teilte Ebner am 10. April die positive Nachricht mit, dass er ihm „in gleicher Weise wie dem Fußballclub des Innsbrucker Turnvereins den Ausstellungsplatze […] an den Tagen Montag Mittwoch u Freitag von 7 1/2 Uhr abends an auf Widerruf zur Verfügung stellt.

Bei den fußballhistorisch Interessierten wird es bei diesem Datum sofort klingeln. Am 3. April 1905 fand nämlich im Hotel Bayrischer Hof die vorbereitende und am 10. April 1905 im Bierwastl die gründende Versammlung des „Fußball Innsbruck“, statt, des späteren Sportverein Innsbruck (SVI), seines Zeichens ältester Fußballverein Westösterreichs.

Vorausgegangen waren zwei nicht ganz friktionslose Jahre als „Fußballriege des Innsbrucker Turnvereines“. Initiator Arthur Ringler erinnerte sich später, dass das leitende Gremium des ITV, der Turnrat „von dieser Sache gar nicht besonders begeistert“ war. Da er der Schaffung einer Fußballriege dennoch zustimmte, konnte Ende März 1903 die Gründungsversammlung stattfinden. Der Stadtmagistrat stellte den Fußballern den Ausstellungsplatz dienstags und donnerstags ab 5 Uhr abends zum Training zur Verfügung. Ihr erstes Match bestritt die Mannschaft am 1. Juni im Rahmen des 3. Tiroler Gauturnfests und anlässlich des 40-Jährigen Bestandsjubiläums des ITV. Der 5:1 Sieg gegen die bereits länger aktive Turnriege des Meraner Turnvereins vor etwa 300 Zuschauer:innen war den Annalen des SVI zufolge das erste Wettspiel auf Innsbrucker Boden.

Der Turnverein machte uns beim Abschluß von Wettspielen stets Schwierigkeiten und auch sonst waren wir in jeder Beziehung vom Turnrate abhängig,“ skizzierte Ringler die schwelenden Konflikte. Zudem weist er auch auf einen Generationenkonflikt zwischen den etablierten Turnern und den Fußballern hin, die sich meist aus Mittelschülern und Studenten rekrutierten: „Unsere Riege hatte nun schon viele neue, jüngere Mitglieder, und es zeigte sich eine Strömung, einen eigenen Klub zu gründen und aus dem I.T.V. auszutreten.

Als dies konkret wurde, versuchte Herbert Ebner offenbar im Vorfeld abzuklären, ob die städtische Infrastruktur auch nach einem Austritt aus dem ITV genutzt werden könne, um damit die Position der Fußballer zu stärken. Ganz knapp, ohne Vorstellung, ohne irgendwelche Details oder Hintergründe zu nennen. Dass die Schreiben (auch das Konzept der Antwort) mehrfach mit „Dringend“ gekennzeichnet wurden und die Erlaubnis ausgerechnet am 10. April 1905 erfolgte, am Tag der Vereinsgründung des „Fußball Innsbruck“, bei der auch Herbert Ebner anwesend war, machen die Zusammenhänge jedoch klar.

(Bild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck Coml. 14301/1905; Zitate: Festschrift 30 Jahre Sportverein Innsbruck. 16. Mai bis 24. Mai 1936, S. 4)

PS: Für diesen Zufallsfund danke ich meinem Kollegen Christof Aichner sehr herzlich. Weitere Schlaglichter zur Geschichte des SVI finden Sie unter: Der FC Bayern zu Gast in Innsbruck), Die wichtigste Nebensache der Welt… und Auf gegen den Tabellenführer!

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