Alte Höttinger Pfarrkirche 1931
Ein etwas ungewöhnlicher Blick auf die alte Höttinger Pfarrkirche. Das Ensemble beinhaltet die wohl ältesten noch erhaltenen Gebäude von Hötting. Die alte Kirche, von der eine Vorform im 12. Jahrhundert entstand, davor der alte Widum. Das Doppelhaus links neben der Kirche ruht auf den Fundamenten des „alten hohen Turms“ von Hötting, einem viereckigen Wohnturm, in dem ein Adelsgeschlecht, die „Herren von Hötting“, seinen Sitz gehabt haben soll. Später fungierte das Gebäude als landesfürstliches Büchsenhaus und Gießerei.
Der Verfall, dem die Kirche nach der Errichtung der neuen Höttinger Kirche im Jahr 1911 preisgegeben wurde, zeigt sich auf diesem Bild etwa an der fehlenden Kirchturmuhr auf der Westseite. Die Kirchenglocken waren bereits 1912 abgenommen worden. Erst in den 1950ern wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt und die alte Kirche erhielt wieder eine Glocke. Bemerkenswert ist auch der Hintergrund: der Burgstadl, heute dicht mit Wald bewachsen, erscheint hier beinahe kahl.
Stadtarchiv/Stadtmuseum Ph-31194
Heute hat mich die Neugierde zurück zu den Anfängen dieses Blogs geführt. Beim Durchstöbern bin ich auf das wunderbare Foto der Alten Höttinger Pfarrkirche aus dem Jahr 1931 gestoßen – bislang ohne einen einzigen Kommentar. Vielleicht interessieren sich einige Höttinger und Innsbrucker für die archäologischen Untersuchungen, die im Zuge der Innenrenovierung von Wilhelm Sydow (siehe auch Pfarrkirche von Arzl – Innsbruck erinnert sich) durchgeführt wurden. Wie so oft reichen die Befunde weit über die erste schriftliche Erwähnung hinaus und bestätigen die lange Geschichte einer Kirche an diesem Ort. Sydow vermutet eine frühmittelalterliche Eigenkirche, die wohl – wie die meisten anderen im Inntal – in das 8. Jahrhundert zu setzen ist.
Historische Eckdaten:
„1286 und 1293 früheste Nennung in Ablassbriefen (Um- oder Neubau?). Begräbnisrecht vor 1326. Vermutlich spätes 12. Jahrhundert Neubau Apsidensaal, gegenüber Vorgänger nach Osten versetzt, 1438 Anbau gotischer Chor. Etwa 1490 Erneuerung des Schiffes. 1461 Turm nach Brand erneuert. 1750/52 Verlängerung des Schiffes um 2 Joche. 1853 Sitz einer dem Stift Wilten inkorporierten Pfarre. 1995 Innenrenovierung und Grabung durch W. Sydow.
Ergebnisse der archäologischen Grabung:
Bau I
Nicht erhalten, aber über vom romanischen Neubau gestörte Gräber, davon eines 14C-datiert (690–870), zu erschließen.
Bau II
Grundriss nicht bekannt. Erhalten nur 8,55 m langer Abschnitt von Südmauer Schiff mit Ansatz von je einer nach Norden und Süden abgehenden Mauer am Ostende.
Datierung: vermutlich 10. Jahrhundert.“
https://i.postimg.cc/2541m9QV/Alte-Pfarrkirche-Hoetting-Sydow.jpg
(Dehio-Handbuch – Die Kunstdenkmäler Österreichs – Tirol, 1980, 104f.
Wilhelm Sydow, Ausgrabungen in der alten Pfarrkirche von Innsbruck-Hötting, Fundberichte aus Österreich 35, 1996, 359ff.
Wilhelm Sydow, Kirchenarchäologie in Tirol und Vorarlberg. Die Kirchengrabungen als Quellen für Kirchen- und Landesgeschichte vom 5. bis in das 12. Jahrhundert, Fundberichte aus Österreich, Materialheft A9, 2001.)