Die Habsburger nehmen Platz in Tirol
Im Jahre 1363 gelang es Rudolf IV., die gefürstete Grafschaft Tirol an das Haus Habsburg zu bringen. Wie es vielleicht zu erwarten wäre, wenn man bedenkt, dass er u.a. mit dem privilegium maius in die Geschichte einging, verlief auch dieses seiner Unternehmen nicht gänzlich ohne einen etwas liberalen Umgang mit der Wahrheit. Nach dem sowohl der Ehemann, Ludwig von Brandenburg, als auch der Sohn, Meinhard III., von Margarete „Maultasch“ verstorben waren, hatte sich diese mit Rudolf auf ein Abkommen geeinigt, welches Tirol letztlich in die Hände der Habsburger bringen sollte. Um jedoch dem Adel des Landes bei der Entscheidungsfindung zu assistieren, wurden diesem zwei Urkunden vorgelegt, die bereits auf das Jahr 1359 datiert worden waren und somit besagten, dass all dies schon vorher geplant gewesen sei. Die Wittelsbacher, deren Dynastie Margaretes verstorbener Ehemann angehörte, waren nicht geneigt, Rudolf seinen Gewinn einfach zu überlassen. Gegen Ende des Jahres 1363 waren ihre Truppen tief in das Land eingedrungen. Das Inntal gehörte damals bis Rattenberg den bayerischen Herzögen, nun waren sie bis Zirl vorgerückt, wobei es ihnen jedoch nicht gelang die befestigten Städte Innsbruck und Hall, die heftigen Widerstand leisteten einzunehmen – letztlich mussten sie wieder abziehen. Im Jahr darauf gelang es Rudolf, sich von Kaiser Karl IV. offiziell mit der Grafschaft belehnen zu lassen.
Rudolf IV. förderte die Städte auch in seiner neuen Domäne, mit der hier zusehenden Urkunde (mit dem prächtigen Reitersiegel des „Erz“-Herzogs) bestätigte er der Stadt Innsbruck ihre bisherige Freiheiten, gewährte ihr weitere Zollfreiheiten und Fischereirechte. Zum Schutz der besagten Zollfreiheiten ließ er auch einen Befehl an die Zöllner Tirols verlauten, diese zu achten. Um die Kriegsschulden zu bewältigen, die man während des Konfliktes mit den Wittelsbachern angesammelt hatte, gewährte Rudolf der Stadt auch kirchliche Einkünfte. Der neue Landesherr bekundete Innsbruck und Hall mehrmals seinen Dank für ihre treuen Dienste während des Krieges. Die Nachfolger Rudolfs setzten diese Politik im wesentlichen fort, die Städte und deren Selbstverwaltung wurden gefördert. So findet sich in Innsbruck bereits in den 1370ern erstmals ein Bürgermeister, in den meisten anderen Tiroler Städten treten sie erst zu Beginn der folgenden Jahrhunderts auf. Im Gegensatz zu vielen anderen bedeutenden Städten des Heiligen Römischen Reiches, die teils auch die Reichsunmittelbarkeit (also direkt dem Kaiser zu unterstehen) anstrebten, geriet Innsbruck kaum in Konflikt mit dem Landesherren, dem ebenso wie den Bürgern der Stadt daran gelegen war, dort Verkehr und Handel zu fördern.
Titelfoto: StAI, U-144
(Team Stadtarchiv)