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Album Tiroler Landestheater 1939-1944, Teil 8: Don Juan Und Faust

Album Tiroler Landestheater 1939-1944, Teil 8: Don Juan und Faust

Die Tragödie „Don Juan und Faust“ wurde von Christian Dietrich Grabbe, der am 11. Dezember 1801 in Detmold geboren wurde, verfasst. Das 1828 fertig gestellte Stück ist das einzige, das zu Lebzeiten des Autors aufgeführt wurde. Erst Jahrzehnte später wurden weitere seiner Werke uraufgeführt. In „Don Juan und Faust“ verknüpft Grabbe den Faust-Stoff mit dem Don Juan-Stoff. Kern des Dramas ist der Ideenkonflikt zwischen Don Juan und Faust, die beide um die Gunst von Donna Anna rittern: Don Juan interessiert sich nur für die körperlich-sinnliche Befriedigung, Faust hingegen lehnt materialistische Bedürfnisse als menschliche Schwäche ab. Da ihr Handeln rein egoistisch motiviert ist, versagen beide schlussendlich bei ihrem Ringen um die Liebe Donna Annas. 

Grabbe, der eine Erneuerung des deutschsprachigen Dramas anstrebte, wandte sich von der strengen Form des klassischen Dramas ab. Er wurde bekannt für Stücke mit schnell wechselnden Massenszenen, die mit der damaligen Bühnen- und Theatertechnik kaum zu bewältigen waren. Seine Werke beinhalteten häufig Zerstörungs- und Gewaltszenen, die für die zeitgenössische Leserschaft schwer verständlich und verstörend waren. Grabbe lieferte aber auf jeden Fall wichtige Impulse für die Jahrzehnte später einsetzende Entwicklung der offenen Form des epischen Dramas.

Nach einem von Alkohol, Depressionen und Ausschweifungen geprägten Leben starb Grabbe am 12. September 1836 in Detmold. Er litt an Rückenmarkschwindsucht, einer Ausfallerscheinung im Gebiet des Rückenmarks, die im Verlauf einer Syphiliserkrankung auftreten kann.

Am Landestheater in Innsbruck wurde „Don Juan und Faust“ am 10. Dezember 1941 erstmals in folgender Besetzung aufgeführt.

Einen Tag vor der Aufführung von „Don Juan und Faust“ am Tiroler Landestheater erschien in den Innsbrucker Nachrichten ein umfangreicher Artikel über Christian Dietrich Grabbe und sein für sein kurzes Leben umfangreiches Werk. Darin wird das Schaffen Grabbes, das zu seinen Lebzeiten auf wenig Wertschätzung traf, in den höchsten Tönen gelobt: „Heute ist die Zeit Christian Dietrich Grabbes gekommen! Wir erkennen in ihm einen Dichter echt nordischer Geisteshaltung, einen wahren Dichter der Nation, einen Dichter, der in einer Geschichtsschau ohnegleichen das Volk in seiner Gesamtheit erfasst und handeln läßt, einen Dichter, dessen titanische, mit sprachlicher Urgewalt redende Gestalten uns heutige, durch Krieg und Revolution geläuterte Menschen in ihren Bann schlagen, wenn sie uns in eindrucksvoller Form am Theater begegnen. […] Das Tiroler Landestheater Innsbruck unternimmt als eine der ersten kleineren deutschen Bühnen die Aufführung eines Werkes von Christian Dietrich Grabbe. Das Theater ist sich seiner großen Verpflichtung dem Dichter und dem Werk gegenüber bewußt, es spannt alle Kräfte an, es setzt alle Mittel ein. Dies geschieht in der festen Zuversicht, daß auch das Publikum den geistigen Vorstoß würdigt, der hiemit geschieht.“

Am 12. Dezember 1941 veröffentlichten die Innsbrucker Nachrichten eine Besprechung der Aufführung vom 10. Dezember in der es unter anderem heißt: „Die Gestaltung einer solchen Dichtung, die bei aller Schönheit und Tiefe ein Problem, auch in weltanschaulicher Hinsicht, bleibt und auf ein intensives geistiges Mitwirken der Zuschauer angewiesen ist, stellte die Spielleitung unseres Landestheaters vor eine hohe und zugleich schwierige Aufgabe, die von Schauspieldirektor Siegfried Süßenguth mit aller Hingabe und dem Einsatz der besten vorhandenen Kräfte in hervorragender Weise gelöst wurde. […] Das war unser erstes Grabbe-Erlebnis, dem hoffentlich auch das eine oder andere der völkisch wichtigen Dramen des Dichters folgt.“ Wie das Stück beim Innsbrucker Publikum ankam wurde in dem Artikel allerdings nicht erwähnt.

Alle Fotos dieses Artikels entstanden bei der Erstaufführung von „Don Juan und Faust“ am Tiroler Landestheater.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-A-994-247, Ph-A-994-254, Ph-A-994-251)

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