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Ab In Die Claudiana

Ab in die Claudiana

Neulich hatte ich bei einer Veranstaltung die Gelegenheit, das ehemalige Regierungsgebäude in der Herzog-Friedrich-Straße 3 von innen zu betrachten. Es wurde 1569 von Erzherzog Ferdinand II. als Amtsgebäude für die Tiroler Landesregierung gekauft und besteht in seinem Kern eigentlich aus zwei gotischen Häusern. Benannt ist es nach der Landesfürstin Claudia de Medici (1604–1648), die es 1645 umgestalten und um einen Saal mit prächtiger Renaissance-Kassettendecke erweitern ließ. Auf dem Titelbild ist eine Aufnahme aus dem Jahr 1967 zu sehen, als der Claudiasaal von der finanzwissenschaftlichen Fakultät genutzt wurde. (Die Inneneinrichtung sieht heute übrigens ein bisschen anders aus.)

Claudia de Medici führte ein abwechslungsreiches Leben. Mit vier Jahren wurde die Tochter des florentinischen Großherzogs mit dem zukünftigen Herzog von Urbino, Federico Ubaldo della Rovere, verlobt. Die Hochzeit fand 1621 statt, doch schon zwei Jahre später starb Federico an einem epileptischen Anfall und seine neunzehnjährige Witwe kehrte mit ihrer kleinen Tochter nach Florenz zurück. Mit zweiundzwanzig Jahren heiratete Claudia erneut: den achtzehn Jahre älteren Erzherzog Leopold V. von Habsburg, Regent von Tirol. Sie ließ ihre Tochter in der Obhut der Großmutter in Florenz zurück und zog nach Innsbruck, wo Leopold ihr zuliebe Hoftheater organisieren und Zitronen bringen ließ.

Innerhalb von sechs Jahren brachte Claudia fünf Kinder – drei Mädchen und zwei Jungen – zur Welt, dann verlor sie 1632 auch ihren zweiten Mann. Mit achtundzwanzig Jahren war die junge Frau also bereits zum zweiten Mal Witwe. Ihr ältester Sohn Ferdinand Karl war zu diesem Zeitpunkt erst vier Jahre alt, also übernahm Claudia die Aufgabe der Tiroler Landesfürstin und führte die Regierungsgeschäfte zusammen mit einem fünfköpfigen Ratskollegium bis zu Ferdinands Volljährigkeit 1646.

Claudia regierte mit Umsicht: sie förderte das Barocktheater, die Kunst und das Handwerk in Tirol und brachte mit einer neuen Verfassung für die Bozner Messe 1635 den Handel in Schwung. Ihre Regierungszeit war aber vor allem geprägt vom Dreißigjährigen Krieg und der Bedrohung der vorrückenden Schweden aus dem Norden. Sie veranlasste den Ausbau der militärischen Verteidigung Tirols, insbesondere der Festung Ehrenberg, und ließ bei Scharnitz die nach ihr benannte Talsperre Porta Claudia errichten. Unmittelbar nach Ende des Krieges starb Claudia de Medici am Weihnachtstag im Jahr 1648 an den Folgen eines Ödems.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-5003)

Elisa Wasserer

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