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Ab In Den Urlaub… äääh Säben Und Seine (kirchen-)historische Bedeutung

Ab in den Urlaub… äääh Säben und seine (kirchen-)historische Bedeutung

Wieder einmal zieht es mich südlich des Aperol-Limes und wieder einmal möchte ich ein „Ich bin dann mal weg“-Bild posten. „Eis“ habe ich zur Gänze ausgeschlachtet und zu „Aperol“ gibt es 0 Treffer in der Datenbank (!!). Nachdem auch langsam alle Tivoli- und Baggerseebilder mit plantschenden Kindern aufgebraucht sind, muss ich mir etwas Ausgefeilteres einfallen lassen.

Wer kennt nicht auf der Fahrt Richtung Süden diesen markanten Burgberg, der nicht lange nach Brixen auf der rechten Seite auftaucht? Das ist der Ort Klausen mit dem Kloster Säben – so viel wissen die meisten. Doch wie sieht es sonst mit dem Wissen über diesen markanten Geländepunkt aus?

Säben war schon in vorchristlicher Zeit besiedelt. Am Ort des Klosters sind ältere Siedlungsstrukturen nachweisbar. Die etwas unter dem Kloster gelegene „Kirche im Weinberg“ dürfte aus dem 5. Jh. stammen. Ab dem 6. Jh. soll sich aus der spätrömischen Siedlung bald ein christliches Zentrum entwickelt haben. Hier soll der Hl. Kassian gewirkt haben. In Geschichtsquellen fassbar ist auch der Hl. Ingenuin, der Ende des 6. Jh. als Bischof in Säben wirkte (siehe hier). Säben als Bischofssitz in Spätantike und Frühem Mittelalter ist übrigens ungewöhnlich: Die sedes, also der Sitz eines Bischofs, steht im Regelfall immer in Verbindung mit einer civitas, also einer Art Hauptort mit besonderer Bedeutung für das Bistum. Im Falle Säbens war das nicht gegeben, was diesen Bischofssitz wohl zum vieldiskutierten Faktor in der Forschung zum Frühen Mittelalter macht.

Die Übersiedlung des Bischofssitzes nach Brixen erfolgte vermutlich um das Jahr 960, teilweise wird sie auch um 990 angesetzt. Noch heute sind aber die beiden Säbener Bischöfe Kassian und Ingenuin ans Kirchenpatrone in ganz Nord- und Südtirol zu finden. Nach der Umsiedlung des Bischofssitzes blieb Säben bischöfliche Wehrburg und war Sitz des Richters von Klausen. Im Jahr 1535 zerstörte ein Brand die Anlage. Erst im Jahr 1685 wurden die Ruinen revitalisiert und die ersten Nonnen kamen hierher, 1699 wurde das Kloster zur Abtei erhoben. Im Jahr 2021 folgte das (vorläufige) Ende: Aufgrund von Nachwuchsmangel wurde das Kloster aufgelassen. Seit 2024 wurde es jedoch revitalisiert durch die Zisterzienserabtei Stift Heiligenkreuz (Wienerwald).

Ein Blick auf die Klosterkirche, März 2023, zu dem Zeitpunkt unbewohnt. Mit einer Spezialführung im Rahmen einer Tagung war es möglich, auch einen Blick in Bereiche zu werfen, die zuvor unter Klausur standen. Hat ein bisschen den Charme eines „Lost place“, vor allem mit passender Wolkenstimmung.
In der Heiligkreuz-Kirche: Hier soll der Hl. Ingenuin vor seiner Übertragung nach Brixen gelegen sein. Zeitlich passt die darunterliegende Grabanlage etwa auf Ingenuin – belegen kann man’s nicht.

Was bleibt also zu tun? Bei der nächsten Italien-Fahrt vielleicht in Säben stehenbleiben statt beim Autogrill. Oder zumindest raufschauen und an Kassian und Ingenuin denken.

Das Titelbild stammt aus der Sammlung Walter Kreutz aus den 1930-er Jahren. (Stadtarchiv Innsbruck, KR-NE-4195).

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Den Altstadt-Gassen von Klausen entschwindend am Fußweg durch die Weingärten den Hang hinauf zum ehem. Kloster Säben ist sehr schön zu gehen, ähnlich wie von Dürnstein in der Wachau zur dortigen Burgruine hinauf.
    Beides sehr historische Plätze.

  2. Dieses Säben ist jedenfalls eine sehr wehrhafte „Gottesburg“. Mich hat in diesem Zusammenhang beeindruckt, daß gleich südlich von Klausen, nahe dem Südufer des Thinnebachs, bereits das Nachbarbistum Trient begann – und das Gebiet der Grafen von Tirol, welche ja Vögte des Bischofs von Trient waren.
    (Aufgrund des Gebotes der christlichen Nächstenliebe durfte ja schließlich kein Bischof einen Krieg führen, wenn es um Grenzverletzungen am Rande seines Hoheitsgebietes ging.) Für diese Schmutzarbeit hatte man eben Vögte, welche schließlich mehr und mehr die weltliche Macht ausübten (wodurch der Tiroler Machtbereich eben bis Borghetto an der Etsch reichte – bis 1918)
    Aber wer für Klausen (Brixen) weltlich zuständig war? Keine Ahnung – ob Andechser – oder nach deren Aussterben Bayern – und erst nach der Hochzeit der Wittelsbacherin Elisabeth (Wwe des letzten Stauferkaisers, Mutter des erm.Konradin) mit dem Grafen Meinhard dann die Grafen von Tirol auch über dieses Gebiet die Verwaltungshoheit erlangten – da kümmern sich ohnedies die Historiker darum.
    Noch eine kleine Erinnerung, die scheinbar nicht hierher gehört:
    Bei einer Gartenschau in Tulln kamen wir mit einem älteren Herrn von „andern“ (nördlichen) Donauufer ins Gespräch, der erzählte, drüben habe man eine andere, nämlich die „ui“ Mundart, und zwar weil die Hunnen ihnen diese dagelassen hätte.
    „Interessant“ sagte ich, „im Südtiroler Pustertal gibts das auch:
    ‚I bin a lustiger Pustererbui
    und tanz auf einem Fuiße.
    Die ganze Woch a Frigelesupp
    und am Sunntag a habernes Muise“
    und daß man dieses auf den Slaweneinfall zurückführe (zu deren Missionierung ja das Kloster Innichen gegründet worden sei.)
    „Ja, freili!“, meinte unser niederösterreichischer Gesprächspartner, „des warn ja dee Hunnan, dee wos dee Slawen vur sich hertrieben hamm“Ja gut, alles schon lang her, gell – aber wenn ich Bischof wär – und ich tät hören „Die Hunnen kommen“, da tät ich mich auch auf einem Hügel oben verbarrikadieren – und wenns ein paar Jahrhunderte dauern würde! – und erst dann wieder prunkvoll in Brixen einziehen – wie es so schön in der alten Höttinger Pfarrkirche aufgemalt ist…

  3. Zufällig bin ich auf diesen, im Zusammenhang mit diesem Beitrag, Artikel gestoßen: https://www.stol.it/artikel/panorama/martins-sonndertag-wie-das-neue-leben-auf-saeben-aussieht

    Viel zu lange ist es her, daß ich dort oben war. Damals war die Kirche noch offen, in Erinnerung damals schon, trotz bunter Googlefotos, eine gewisse bedrückende Dürsternis, kann das sein?

    Heiterer die untere Liebfrauenkirche, schöner Platz zum Verschnaufen und beten, daß man es noch ein paar Jahre zu Fuß herauf schafft.
    Einmal hatte ich dort ein wundervolles musikalisches Erlebnis, ein Herr spielte virtuos auf einer simplen Blockflöte zur Jahreszeit passend Verdis Primavera Thema. Ein Geschenk.
    Ein andermal machte sich ein Herr aus einem Nachbarland lächerlich, indem er sich über die gesperrte Kirche aufregte, „obwohl man ihm bei der Touristeninformation zugesichert habe, die sei geöffnet“, na sowas, allerhand. Er verlangte von uns, dass wir als Zeugen mit ihm hinunter zur Touriinfo hatschen…ja, sonst noch was…oben bei der Kreuzkirche wollte er dann nochmals zu lamentieren anfangen. Ein Sidtiroler klärte ihn auf: De isch lei am Sunntig offen, du Dolm. Kraftplatz eben, dieses Säben.

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