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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Die Heimwehr In Innsbruck (IV.)

Die Heimwehr in Innsbruck (IV.)

Als die Wahlen zum ersten Tiroler Landtag nach dem Ende der Monarchie für den 15. Juni 1919 angesetzt worden waren, kandidierte Steidle auf Listenplatz Nr. der Tiroler Volkspartei. Im selben Monat, am 4. Juni, veröffentliche er einen Artikel im Allgemeinen Tiroler Anzeiger unter dem Titel „Der Gang nach Canossa“. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich bereits abgezeichnet, dass die künftige Nordgrenze Italiens am Brenner liegen würde. Erneut forderte Steidle „[…] sich nicht in zwecklosen Klagen zu ergehen, verdrossen und erbittert nach den Schuldigen zu suchen […]. Jedes Wort enttäuschten Ärgers wäre lächerlich“. Stattdessen müsse man sein Heil in dem titelgebenden Gang nach Canossa suchen, auch wenn es schwerfiel, denn „Gefühlsleben und Außenpolitik haben nichts miteinander gemein“. Da den Italienern daran gelegen sei, eine Grenze mit Deutschland zu bekommen, sollte man ihnen antragen, Nord- und Südtirol zusammen an Deutsche Republik anzugliedern: „Ob Italien am Karwendel, am Brenner oder bei Salurn an Deutschland grenzt, ist belanglos, wenn es nur unmittelbar benachbart ist.“ Ob italienische Nationalisten diese Meinung teilten, darf wohl getrost bezweifelt werden. Zuletzt betonte er wie üblich auch die notwendige Eigenständigkeit Tirols: „Wenn Tiroler und Italiener sich etwas zu sagen haben, dann ist Innsbruck und nicht Wien der Boden, auf dem verhandelt werden muß, damit wir nicht verhandelt werden.“

Kurz vor der Wahl, am 12. Juni, veröffentliche die Volkszeitung einen kritischen Artikel über Steidle, in dem sie ihm vorwarf, er habe seine Stellung als Landesrat missbraucht, um einen Bauern, der des Schwarzhandels überführt worden sei, aus der Schlinge zu ziehen, weil er ebenfalls seiner Partei angehöre. Steidle publizierte am Tag vor der Wahl seine Antwort, in welcher er die Anschuldigungen entschieden abstritt und argumentierte, dass der fragliche Bauer seine Dienste als Rechtsanwalt in Anspruch genommen hatte und er ihm nur so auf dem Behördenweg zu seinem Recht verholfen habe, weil gegen ihn keine Beweise vorgelegt worden seien.

Die Wahl brachte der Volkspartei einen großen Erfolg – mit 68% wurde sie mit Abstand zur stärksten Kraft. Steidle war somit einer der 38 Abgeordneten, die sie in den Landtag entsenden konnte (an zweiter Stelle kamen die Sozialdemokraten mit 11).

(Liebig Sammelkarte der Serie „Historische Alpenübergänge“, Heinrich IV. auf dem Weg nach Canossa, Signatur sommer26-123)

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